Fiktion wird zur Realität
Kurzgeschichte einer Himmelpfortenerin über Pandemie wird nahezu Wirklichkeit
jab. Stade. Alicia Gröning (21) aus Himmelpforten hat als Jugendliche die Science-Fiction-Kurzgeschichte "Mit ganzem Herzen" veröffentlicht, die gut fünf Jahre später erschreckende Parallelen zur Realität aufweist. Ein bisher unbekanntes Virus breitet sich von Asien in der ganzen Welt aus und die Menschheit kann nichts dagegen tun. Anders als in der Geschichte wird die aktuelle Situation allerdings nicht das Ende der Menschheit bedeuten. Doch wie fühlt sich die junge Frau dabei, von einer Pandemie geschrieben zu haben, die nun in Form des Coronavirus' tatsächlich grassiert? Und was kann der Leser heute aus dem Schreckensszenario lernen?
"Es ist schon ein echt komisches Gefühl", sagt Alicia, die in Hamburg Geschichte und Latein auf Gymnasiallehramt studiert. Ihr selbst sind die Parallelen zunächst gar nicht aufgefallen. Dafür war die Geschichte in ihrem Gedächtnis einfach schon zu weit weg. Vielmehr sprach sie ihre Familie darauf an. Aber auch ein Radiosender kam auf sie zu, der aufgrund der Corona-Pandemie darauf aufmerksam geworden war.
Parallelen, die erschrecken
Was vielen merkwürdig anmutet: So angsteinflößend findet sie die Ähnlichkeiten zu Corona gar nicht. Größer waren ihre Sorgen, nachdem sie die Geschichte 2014 fertiggestellt hatte. In Afrika kam es damals zu einer Ebola-Epidemie. "Ich dachte nur: Das ist ja wie in meiner Geschichte", erinnert sich Alicia. Das hatte ihr damals noch wesentlich mehr Angst gemacht. Daher ist sie jetzt vielleicht bei Corona weniger erschrocken.
Heute ist sie reflektierter, wenn auch ihr das Geschehen Sorge bereitet. Am Anfang habe sie das Virus noch nicht so ernst genommen, spätestens aber, als es in Europa ankam, wuchs auch die Ungewissheit. "Zu dieser Zeit war ich noch viel unter Leuten, absolvierte mein Schulpraktikum, arbeitete in der Bibliothek und musste viel mit der Bahn fahren", erklärt die Studentin. Die Anspannung habe sich über den Sommer wieder gelegt. Doch mit der zweiten Welle wuchs die Unsicherheit wieder. "Die Einschläge kommen näher", sagt sie. Denn in ihrem Bekanntenkreis gab und gibt es mit dem Coronavirus Infizierte, sogar Todesfälle in diesem Zusammenhang.
Realität mit gutem Ende
Alicia ist sich sicher, dass dieses Virus nicht wie in ihrem Buch mit der Ausrottung der Menschheit endet. Dennoch sieht sie die Parallelen im Verhalten der Menschen: Die Wirtschaft scheint wichtiger als die sozialen Belange zu stehen. "Wir haben nur den Teil-Lockdown, aber die Zahlen steigen weiter und viel höher als im Frühjahr." Hinzu komme der Egoismus einiger weniger Menschen.
Der Impfstoff stellt für sie eine kleine Hoffnung dar. Aber sie wünscht sich, dass jedes Land, auch die Entwicklungsländer, ausreichend damit versorgt wird und die wirtschaftliche Seite keine Rolle spielt. "Jeder ist gleich viel wert, wir sollten uns weiterhin solidarisch verhalten - weltweit und hier vor Ort." Das sei auch die Botschaft ihrer Kurzgeschichte.
• Alicias Geschichte "Mit ganzem Herzen" ist in der Anthologie "Schockierende Zeitkapsel" (ISBN-10: 3981712366) im "Verlag der Schatten" erschienen und für 12,95 Euro im Handel erhältlich.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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