Hafen und Schiffe fest im Blick
Markus Steiniger liebt seinen Job als stellvertretender Hafenmeister in Stade
jd. Stade. Die Besucher auf dem Stader Hafenfest kamen zu Fuß, mit dem Auto - oder per Boot. Wer auf dem Wasser anreiste, hatte wahrscheinlich mit Markus Steiniger zu tun. Der 39-Jährige ist stellvertretender Hafenmeister im Stadthafen. Wenn Hafenmeister Siegfried Spenna im Urlaub ist oder frei hat, ist es Steinigers Job, die Skipper einzuweisen, Liegegebühren zu kassieren und am Kai nach dem Rechten zu sehen.
"Am Hafenfest-Wochenende war ich wegen einer familiären Feier allerdings nicht so häufig vor Ort", sagt Steiniger. Sonst trifft man ihn oder Spenna regelmäßig in dem kleinen Hafenmeisterbüro an der südlichen Kaimauer des Stadthafens an. Stilechter könnte dieses Büro kaum sein: "Das ist das alte Ruderhaus eines Kümos", erläutert Steiniger. Die Rundumverglasung erlaubt ihm einen Überblick über das gesamte Hafenbecken. Ein Segelboot legt gerade ab, eine kleine Motoryacht läuft ein: Von seiner erhöhten Warte aus bekommt der Vize-Hafenmeister alles mit, was sich auf dem Wasser abspielt.
"Vor allem genieße ich von hier den Blick auf die Stader Altstadt", sagt Steiniger. Die Leute würden immer fragen, warum er die genaue Uhrzeit wisse - ohne Armbanduhr oder Handy. "Ich habe doch die Kirchturmuhr von St. Cosmae direkt vor der Nase." Mehrmals täglich drehen die Hafenmeister ihre Runden, schauen nach, ob die Schlengelanlage noch korrekt befestigt und gesichert ist. Wer sich mit solchen maritimen Begrifflichkeiten nicht auskennt: Das ist ein schwimmender Bootssteg.
Während des Lockdowns herrschte bis Mai totale Ebbe im Hafen, was die Besucherzahlen anbelangt. Seitdem füllt sich das Becken allmählich wieder mit Freizeitbooten. Der Stadthafen bietet reichlich Platz. "Wir haben rund 200 Meter Schlengelanlage." Sei die voll belegt, könnten die Boote im Päckchen liegen, also längsseits nebeneinander festmachen.
Der größte Betrieb herrscht während der Flut. Nur die Skipper aus Hamburg steuern den Stadthafen an, wenn das Wasser abläuft. Damit sparen sie auf der Elbe Treibstoff. "Ganz gewiefte Skipper warten sogar vor Stadersand, bis der Gezeitenstrom wechselt, und fahren dann mit dem auflaufenden Wasser die Schwinge hoch", so der Vize-Hafenmeister. Tabu sind die anderthalb Stunden vor und nach Niedrigwasser. Das hängt mit einem alten Problem zusammen, über das auch das WOCHENBLATT wiederholt berichtet hat: die starke Verschlickung der Schwinge. Es komme öfter mal vor, dass ein allzu unbekümmerter Bootslenker dann im Schlick stecken bleibe und auf die Flut warten müsse, meint Steiniger.
Er weiß, wovon er spricht: Denn Steiniger ist in seinem Hauptjob selbst regelmäßig auf einem Schiff unterwegs. Er arbeitet auf der "MS Tümmler" als Decksmann und Maschinist und ist dabei, sein Kapitänspatent zu machen. Der ehemalige Zollkreuzer ist für den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) als Mess- und Laborschiff im Einsatz.
Ob auf oder am Wasser: Steiniger liebt beide Jobs. "Ich mag einfach diese maritime Atmosphäre."
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