Wolkenmobil in Esdorf
Mehr Liebe, Glück und Gesundheit mit Tieren

Miriam Scheer-Gerowski mit Henne Hexe
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Mit ihren Tieren Liebe in die Herzen der Menschen bringen - das ist das Ziel von Miriam Scheer-Gerowski (40), Fachkraft für tiergestützte Therapie und Gründerin vom Wolkenmobil in Estorf. Vom Huhn bis zum Hund leben rund 100 Tiere auf ihrem Hof, mit denen sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen, u.a. Senioreneinrichtungen, Schulen, Kindergärten und Psychiatrieeinrichtungen besucht und Freude verbreitet. Darüber hinaus bietet Miriam Scheer-Gerowski auf ihrem Hof von der tiergestützte Therapie über Traumabehandlungen bis zu Workshops ein umfangreiches Leistungsspektrum an und nimmt zusätzlich Tiere in Not bei sich auf. Was Tiere bei Menschen bewirken können, erklärt die Fachfrau im WOCHENBLATT-Interview.

WOCHENBLATT: Frau Scheer-Gerowski, wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich von Ihren Tieren bei Therapien unterstützen zu lassen?

Miriam Scheer-Gerowski:  Ich habe lange Zeit als Fachpflegekraft in der Psychiatrie gearbeitet und hatte eine Patientin, an die ich nicht herankam. Sie sprach nicht, trat auch nicht auf andere Weise mit uns in Kommunikation und verletzte sich immer wieder selbst. Eines Tages zeigte ich ihr Fotos von meinen Hunden und sah ein Aufblitzen in ihren Augen. Daraufhin ging ich mit der Patientin und den Hunden im Wald spazieren. Plötzlich setzte sich die Frau weinend auf den Boden und die Hunde drängten sich an sie heran. Da sprach sie zum ersten Mal.

WOCHENBLATT: Was hat sie gesagt?

Miriam Scheer-Gerowski: Sie hat sich bedankt, dass ich ihr diese Möglichkeit gegeben habe. Daraufhin habe ich eine Ausbildung für tiergestützte Therapie gemacht und  2017 das Wolkenmobil gegründet.

WOCHENBLATT: Was macht die Arbeit mit den Tieren so besonders?

Miriam Scheer-Gerowski: Die Tiere akzeptieren jeden Menschen genau so, wie er ist. Hier auf dem Hof wird jeder Besucher wertgeschätzt, respektiert und ist willkommen.

WOCHENBLATT: Werden tatsächlich alle Personen von Ihren Tieren angenommen? Gibt es keinerlei Ablehnung?  Ihre Tiere haben ja zum Teil auch eine schwere Vergangenheit.

Miriam Scheer-Gerowski: Ja, viele der Tiere haben wir aus schlechter Haltung oder vor der Schlachtung gerettet. Doch bei uns werden sie respektiert, fassen Vertrauen und machen nur noch gute Erfahrungen. Da sie sich bei uns frei bewegen dürfen, entscheiden sie selbst, zu welchem Menschen sie gehen. Wir laden sie ein. Es findet sich für jeden Besucher und jede Besucherin immer ein passender tierischer Partner. 

WOCHENBLATT: Gilt das für jede Tierart? Sie arbeiten ja nicht nur mit Hunden, sondern auch mit Schafen, Ziegen, Hühnern, Meerschweinchen, Kaninchen und sogar Schnecken.

Miriam Scheer-Gerowski: Grundsätzlich kann man fast jede Tierart bei der tiergestützten Therapie einbeziehen. Es geht ja darum, achtsam zu sein, zu beobachten und zu respektieren. Und Tiere sprechen alle Gefühle eines Menschen an. Das ist eine gute Grundlage für unsere Zusammenarbeit, denn es ist wichtig, die eigenen Gefühle wahrzunehmen. Nur wenn Menschen in der Lage sind zu erkennen, ob sie Angst haben, Ekel oder Wut oder auch Zuneigung und Liebe verspüren, können sie ihre Affekthandlungen verstehen, einordnen und kontrollieren.

WOCHENBLATT: Sie sagen, dass Sie mit ihren Tieren Liebe in die Herzen der Menschen bringen. Wie erreichen Sie das?

Miriam Scheer-Gerowski: Egal ob im Kindergarten oder Seniorenheim - die Menschen, die wir besuchen oder die uns besuchen, sind einfach glücklich, mit den Tieren zusammen zu sein. Das kann man sehen und fühlen. Es gibt aber auch verschiedene wissenschaftliche Ansätze für die Liebe: Die Du-Evidenz besagt, dass  die Person in der Lage ist, Liebe zu empfangen und eine Partnerschaft einzugehen. Das kann auch ein Tier.  Laut Bindungstheorie werden bei den Beteiligten die gleichen Bindungshormone, Oxytocin, ausgeschüttet. Wissenschaftler haben gezeigt, dass dieses Hormon sowohl beim Menschen als auch bei seinem Hund ansteigt, wenn sie beisammen sind. Der dritte Ansatz ist die Biophilie: Das ist die Liebe zum Leben allgemein, die Verbundenheit mit der Natur und anderem Lebewesen. Das ist in unserer DNA verankert und trägt dazu bei, dass der Kontakt mit der Natur, Tieren und Pflanzen eine heilende Wirkung auf uns hat. 

WOCHENBLATT: Sie leiten verschiedene Workshops, bilden selbst Fachkräfte aus und für die Therapien bei Ihnen gibt es Wartelisten. Werden die Therapien bei Ihnen von den Krankenkassen unterstützt. 

Miriam Scheer-Gerowski: Nein und es ist unsagbar schade, wenn Menschen ihre Therapie aus finanziellen Gründen abbrechen müssen. Deswegen haben wir uns als gemeinnützig anerkennen lassen, sammeln  Spenden und vergeben auch Patenschaften für die Tiere, die wir aus Notsituationen bei uns aufnehmen.

https://www.wolkenmobil.de/

Redakteur:

Nicola Dultz aus Buxtehude

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