Mormonen wollen neue Kirche in Stade bauen
bc. Stade. Eine sattgrüne Wiese im Altländer Viertel in Stade: Hier an der Ecke Neuenfelder Straße/Altländer Straße in Sichtweite der Ahmadiyya-Moschee planen die Mormonen („Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“) seit Jahren den Bau ihres neuen Gemeindehauses. Die alten Räumlichkeiten an der Holzstraße sind zu klein geworden. „Wir haben nach wie vor die Absicht, eine neue Kirche zu bauen“, bestätigt Gemeindepräsident Julius Kahrs (64). Einen Baubeginn kann er jedoch nicht benennen.
Wohl auch, weil das Vorhaben mehr denn je auf wackeligen Beinen steht. Das WOCHENBLATT fragte bei Dr. Ralf Grünke nach, Sprecher der Europa-Zentrale der Mormonen in Frankfurt. Dessen Aussage lässt sehr daran zweifeln, dass im Altländer Viertel kurzfristig gebaut wird: „Es bestehen derzeit keine Pläne, in absehbarer Zeit ein Gemeindehaus in Stade zu errichten.“ Aber nur mit der Finanzierungszusage der Zentrale ist ein Baustart möglich.
Zur Erinnerung: Das etwa 4.000 Quadratmeter große Grundstück gehört den Mormonen bereits seit 2008. Eigentlich hätte der Bau schon ein Jahr später starten sollen, doch die rückläufigen Mitgliederzahlen legten die Pläne auf Eis.
Nach Angaben von Kahrs leben zwischen Neu Wulmstorf und Bremervörde derzeit 87 Anhänger der Mormonen - deutschlandweit sind es laut Ralf Grünke ungefähr 40.000 Mitglieder, weltweit mehr als 14 Millionen - Tendenz steigend.
Angst haben müsse vor den Mormonen niemand, tritt Julius Kahrs kritischen Stimmen gegenüber. Entgegen anderer Verlautbarungen habe die Glaubensgemeinschaft mit einer Sekte nichts zu tun. Auch das Vorurteil der praktizierten Mehrfachehe stimme nicht mehr, nur in einigen Ablegern käme die noch vor. „Wir halten uns an Recht und Gesetz“, so Kahrs. Die Familie stehe bei der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ im Mittelpunkt. Aus Glaubensgründen rühren Mormonen weder Alkohol, noch Kaffee, schwarzen Tee und Zigaretten an.
Dr. Kai Funkschmidt, wissenschaftlicher Referent bei der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, hält die Mormonen für eine harmlose Gemeinde: „Sie sind sozusagen die idealen Nachbarn, sozial gut integriert. Ein Gefahr sehe ich nicht.“ Einzig in theologischer Hinsicht lägen die Mormonen und die evangelische Gemeinde weit auseinander. Eine gelebte Ökumene sei nicht möglich. Funkschmidt: „Es ist schwierig, mit ihnen über religiöse Fragen zu diskutieren.“
• Am 6. April 1830 begründete Joseph Smith jr. in den USA die „Church of Christ“. Es gibt zahlreiche Abspaltungen dieser Glaubensgemeinschaft. Die größte nennt sich „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“. Das weltweite Zentrum der Mormonen ist Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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