Wird hier Behörden-Pingpong gespielt?
Müllärger an der B74 in Stade: Keiner fühlt sich zuständig
Es gibt Orte, die idyllischer sind als der Ortseingang von Wiepenkathen an der B74. Das ist aber noch lange kein Grund, den Bereich vorsätzlich zu verschandeln - mit Müll und allerlei sonstigem Unrat. Vor allem das Grundstück der ehemaligen Gaststätte "Kutscherstuben" und die öffentliche Fläche davor gleichen öfter einer Müllkippe im Kleinformat. Müllsäcke stapeln sich, Sperrmüll wird wahllos abgeladen und die Gelben Säcke liegen schon Wochen vor den Abfuhrterminen auf der Straße, obwohl das verboten ist. Die Verursacher scheinen nach dem Prinzip „Müll raus, Problem weg“ zu agieren. Doch wer kümmert sich darum, dass der Dreck verschwindet? Niemand, so scheint es. Die Behörden sagen, sie können nicht eingreifen - mangels Zuständigkeit. Oder fehlt einfach nur der Wille?
Der fast tägliche Kampf mit dem Müll
Ein genervter Bürger, der auf seinem Arbeitsweg mit dem Rad an dem Schandfleck vorbeikommt, ärgert sich fast täglich über den Zustand rund ums "Kutscherstuben"-Gelände. Er kann einige Geschichten dazu erzählen. Wie beispielsweise im Frühjahr, als ein Sturm die Gelben Säcke quer über die B74 fegte. Der Müll tanzte über die Straße, gefährdete den Verkehr. Also nahm der tapfere Radfahrer die Sache selbst in die Hand und sammelte den Müll ein. Es ist nur eines von vielen Ärgernissen, über die er berichten kann. Was ihn besonders wurmt: "Die Verursacher halten sich weder an die offiziellen Abfuhrtermine noch an die Regeln der Mülltrennung, sodass der Müll teilweise gar nicht mitgenommen wird."
Doch spürbare Konsequenzen hat es für die Müllsünder bisher nicht gegeben. Das ist geradezu ein Ansporn, einfach munter weiterzumachen. Das Müllproblem hört aber nicht bei fliegenden Plastiksäcken auf. Nach der Entsorgung von Sperrmüll blieben wiederholt unzählige Glassplitter auf dem Radweg liegen. Auch in diesem Fall packte der fleißige Müllheld selbst an, um seinen Fahrradreifen vor einem Platten zu bewahren. Kürzlich trug er sogar aus lauter Ärger stinkende Müllsäcke eigenhändig zurück aufs Grundstück. Doch die Antwort der Anwohner ließ nicht lange auf sich warten: Am nächsten Tag lagen die Säcke wieder an Ort und Stelle, als wäre nichts gewesen.
Munteres Behörden-Pingpong
In seinem Frust wandte sich der gute Mann erneut an die Behörden - in der Hoffnung, dass endlich mal jemand reagiert. Sein ernüchterndes Fazit: "Trotz mehrerer E-Mails und Telefonate mit dem Landkreis, dem Ordnungsamt der Stadt, dem Abfallwirtschaftszentrum Stade-Süd und Meldung über den Mängelmelder der App 'Abfall LK Stade' fühlt sich niemand zuständig und unternimmt etwas." Selbst die Polizei habe eine Anzeige einfach nur an den Landkreis und die Stadt weitergeleitet. Dass dies nichts bringt, war dem frustrierten Bürger gleich klar.
Denn Stadt- und Kreisverwaltung scheinen munter Behörden-Pingpong zu spielen, wie aus einigen Antwort-Mails deutlich wird. So weist die Stadt die Zuständigkeit hinsichtlich der viel zu früh herausgestellten Gelben Säcke weit von sich: "Hier liegt die Verantwortung bei der Abfallbehörde der Landkreises". Die Stadt könne das nicht kontrollieren, heißt es in der E-Mail. Höchst merkwürdig: Denn zuvor hat der Landkreis die Anzeige zu den Gelben Säcken an die Stadt zwecks Bearbeitung weitergeleitet.
Dann wiederum teilt die Abfallwirtschaft des Landkreises dem verdatterten Bürger mit, er solle sich ans Recycling-Zentrum Stade als zuständigen Dienstleister für die Gelben Säcke wenden. Verwirrung pur. Richtig spitzfindig wird es dann in der neuesten E-Mail der Stadt. Die Verantwortung wird nun auf die nächste Behörde geschoben: "Da der Müll sich an der B74 befindet, befindet er sich in Zuständigkeit der Landesstraßenmeisterei."
Was nach dieser Zuständigkeiten-Scharade bleibt, ist massiver Bürgerfrust. Zwar wird von den Behörden immer wieder auf die hohen Bußgelder bei illegaler Müllentsorgung hingewiesen. Aber in diesem konkreten Fall? Die Verursacher sind bekannt, doch nichts passiert.
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