Multi-Kulti mit Friesenpalme in Stade

Junge Köche und Köchinnen mit den Berufsschullehrern Ingrid-Karin Virkus-Hoek (vorne Mitte) und Lars Dock (hi. Mitte)
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Grünkohl-Tag: An der Berufsschule geht Völkerverständigung durch den Magen

tp. Stade."Das hat meine Mama zu Hause immer genau so gekocht", sagt ein junger Flüchtling aus Syrien und leckt sich begeistert die Finger. Seinem Mitschüler aus dem afrikanischen Staat Eritrea hingegen ist die Leibspeise der Norddeutschen völlig unbekannt - er beäugt skeptisch die in einer Vase zur Schau gestellte "Friesenpalme". Beim Grünkohl-Tag am Mittwoch in den Berufsbildenden Schulen III in Stade herrschte Multi-Kulti-Stimmung.

Der Kohldampf, der aus großen Pötten der Berufsschulküche quoll, führte an dem Aktionstag Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen. In einer besonderen Berufsschulklasse genießen rund 15 Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 22 Jahre), die nach der Flucht im Landkreis Stade leben, besonderen Sprachförder-Unterricht in Deutsch und erwerben Grundkenntnisse in Hauswirtschaft und Landwirtschaft. Die Klasse ist bunt zusammengewürfelt aus Christen und Moslems, die aus Krisenländern wie Irak, Iran oder Guinea stammen.

Buchstäblich heiße Tipps vom Herd-Profi gab es von Fachlehrer Lars Dock, der schon auf dem Fernseh-Traumschiff arbeitete, und seiner Kollegin Ingrid-Karin Virkus-Hoek. Ihre Wiege stand in der Grünkohl-Region Oldenburger Land. Sie kochte die deftige Spezialität in Nobelhotels schon für Spitzenpolitiker und Schauspieler. Beide Lehrer sind sich einig: "Die Würze macht's." Piment, auch Nelkenpfeffer genannt, und ein Klecks Senf geben Grünkohl den Pfiff. Für die richtige Konsistenz gehöre unbedingt Hafergrütze - und auf keinen Fall Haferflocken - in den Topf.
Aus Rücksicht auf die muslimischen Teilnehmer wurde auf Schweinefleisch verzichtet. Auf Bestellung lieferte die Traditionsschlachterei Bömmelburg in der Stader Altstadt herzhafte Rinder-Räuchermettwurst und Kassler aus dem Rinderkeule.

Lehrreich war die Grünkohl-Aktion allemal: Die Schüler erfuhren, dass Grünkohl im regional auch Braunkohl heißt, und dass die Kohlsaison am Gründonnerstag vor dem christlichen Feiertag Karfreitag endet. Auch legten sie den Mythos ad acta, Grünkohlpflanzen bräuchten Frost, bevor man sie ernten darf. Inzwischen wurden Sorten gezüchtet, die auch ohne Minusgrade das volle Aroma entfalten.
Beim gemeinsamen Schmecken, Ertasten, Betrachten und Riechen der Zutaten geriet die Zubereitung des deutschen Nationalgerichts zum sinnlichen Gruppenerlebnis.
Beim Schmaus zum Abschluss waren sich Fatemeh, Mohamed, Abdoul, Reza und die anderen Klassenkameraden einig: "Völkerverständigung geht durch den Magen."

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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