Reichlich politisches Getöse um ein wenig laute Musik
Nach Ärger in Blumenthal: Elektro-Hippies feiern "Shining-Festival" jetzt in Himmelpforten

Auf dem Festival herrscht eine ganz besondere Atmosphäre | Foto: Shining Festival
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jd. Burweg. Auch wenn der Vergleich hinkt: Den Veranstaltern des geplanten "Shining-Festivals" ergeht es wie seinerzeit den Organisatoren von Woodstock. Zweimal musste das legendäre Musikevent, das 1969 den Höhepunkt der Hippie-Zeit markierte, unfreiwillig den geplanten Standort wechseln. Bürgern und Behörden waren die schrill gekleideten jungen Leute und ihre Musik suspekt. Das "Shining Festival" sollte Anfang August unweit des Ostedörfchens Blumenthal stattfinden. Doch Blumenthal hat sich nach Widerständen aus der Politik erledigt und der Plan, nach Oldendorf auszuweichen, scheiterte am Nein aus der Nachbarschaft. Jetzt soll die psychedelische Party in Himmelpforten steigen.

Seit 2014 wird jedes Jahr an einem langen Sommerwochenende drei Tage ausgelassen gefeiert und getanzt - zu Trance-Musik und elektronischen Klängen. Das damalige Woodstock-Motto "three days of peace and music" würde auch für dieses Treffen der Elektro-Hippies passen. Doch von Peace-Stimmung konnte im Vorfeld keine Rede sein. "Wir hatten bereits einen Acker bei Blumenthal klargemacht", sagt Veranstalter Michael Hentschel. Dann habe aber der Bürgermeister der Gemeinde Burweg, zu der Blumenthal gehört, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Veranstaltung zu verhindern, so Hentschels Vorwurf. Das sei regelrechte Stimmungsmache gewesen.

1.000 Elektro-Hippies auf dem Maisacker in Himmelpforten

Bürgermeister Matthias Wolff lässt diese Kritik nicht gelten. Nach seiner Ansicht war die ausgewählte Fläche nahe der Oste schlichtweg ungeeignet. "In der Nähe befinden sich Natura-2000-Gebiete mit schützenswerten Tieren - darunter seltene Vogelarten." Und dann zweieinhalb Tage Dauerbeschallung, so Wolff: "Da hätte ich erhebliche Bedenken gehabt."

Sei es, dass die Sorge um die Vögel nur vorgeschoben ist, wie Hentschel vermutet. Mit dem Stichwort "Dauerbeschallung" bringt es Bürgermeister Wolff auf den eigentlichen Punkt, um den sich alles dreht: Die tieffrequenten Bässe, die beim Festival aus den Lautsprechern wummern. Was das Publikum in Ekstase geraten lässt, empfinden andere offenbar einfach nur als Lärm.

Von zahlreichen Beschwerden wegen nächtlicher Ruhestörung während der Festival-Wochenenden berichtet jedenfalls Thorsten Liebeck, dem als Fachbereichsleiter das Ordnungsamt der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten unterstellt ist. Gegen eine behördlich verfügte strikte Nachtruhe klagte Hentschel nach eigenen Angaben schon vor Jahren erfolgreich. Die Musik darf weiterlaufen, muss aber zwischen 2 Uhr nachts und 8 Uhr einige Dezibel heruntergedreht werden.

"Warum wird ab 2 Uhr nicht einfach ein paar Stunden Pause eingelegt", fragt sich Liebeck. Auch er hätte dann seine Ruhe. "Denn die Leute rufen bei mir zu Hause an, wenn sie wegen der Bässe mit ihrem staccatoartigen Takt genervt sind." Er wird sich wohl wieder - wie in den Jahren zuvor - sein Messgerät schnappen und rund um das Festivalgelände die Schallimmissionen prüfen. Und sollte es zu laut sein? "Die erste Ermahnung ist noch kostenlos", sagt Liebeck. Sollte er häufiger anrücken müssen, werde ein saftiges Ordnungsgeld fällig.

"Wir werden uns an die Regeln halten", versichert Mit-Organisator Matthias Staats. Man wolle es sich doch mit niemandem verscherzen. "Wir wissen aus vielen Gesprächen, dass die Menschen hier auf dem platten Land nichts gegen uns haben." Vorurteile - auch wegen des für durchschnittliche Ohren gewöhnungsbedürftigen Musikstils - gebe es nur wenige.

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Im Gegenteil: In den Vorjahren hätten immer ein paar Hundert Anwohner einträchtig mitgefeiert, darunter auch viele Ältere. "Einmal sind sogar die Bewohner eines Seniorenheimes vorbeigekommen, haben sich mit ihren Rollatoren vor der Bühne postiert und ihre Hüften im Takt der Musik geschwungen", berichtet Staats.

Er hofft gemeinsam mit Hentschel und den anderen Mitstreitern vom Orga-Team, dass nun alles reibungslos über die Bühne geht. Wegen Corona sei die Besucherzahl ohnehin auf 500 Personen begrenzt. Bei einer Sache sind sie sich aber sicher: Auch in diesem Jahr wird wohl die Polizei anrücken, um die Besucher nach Drogen zu filzen.

  • Das Shining-Festival soll vom 6. bis 8. August auf einer Wiese östlich von Himmelpforten stattfinden (Zufahrt über die Straße "In den Reddern"). Die Tickets sind bereits ausverkauft.
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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