Aus "Elblinien" wurde "Fördeexpress"
Nach dem Aus in Stade: "Liinsand" schippert auf der Flensburger Förde
Einen "alten Bekannten" traf WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann auf seinem Osterurlaub im süddänischen Sønderborg wieder. Er stand an der Pier nahe dem Sønderborger Schloss, als die "Liinsand" in den Hafen einlief. Welche Überraschung: Das Ausflugsschiff war vier Jahre zwischen Stade und Hamburg im Einsatz, dann hieß es im Herbst 2023 für immer "Leinen los" - mit zunächst unbekanntem Ziel. Seit 14 Tagen befördert der Katamaran nun Urlauber und Ausflügler von Flensburg nach Sønderborg und umgekehrt.
Zu wenig Fahrgäste an der Elbe
Das Aus an der Elbe kam im vergangenen Oktober nicht unbedingt überraschend: Nach einem erfolgreichen Start im Sommer 2019 sorgte Corona für Zwangspausen und Einbrüche bei den Fahrgastzahlen. Von dieser Flaute hatte sich die rein touristische Fährlinie, die dreimal täglich eine Verbindung zwischen Stadersand und dem Hamburger Fischmarkt anbot, nicht wieder erholt. Der Ticketverkauf für das auf 50 Passagiere und 20 Fahrräder ausgelegte Schiff lief schleppend - trotz der Vermarktung über die Stader Tourismusgesellschaft. Zuvor schipperte die 2016 in der Türkei gebaute "Liinsand" bereits im nordfriesischen Wattenmeer. Auch das nur mit mäßigem Erfolg.
Neustart an der Ostsee
Statt der Nordsee gibt es nun einen Neuanfang an der Ostsee: Seit dem 18. März pendelt die "Liinsand" zwischen Flensburg und Sønderborg. Die 90-minütige Tour durch die Flensburger Förde kostet wie früher das Ticket von Stade nach Hamburg 15 Euro, für Hin- und Rückfahrt werden 29 Euro fällig. Einziger äußerlicher Unterschied: Die Bordwand ist jetzt passend zur neuen Destination mit dem Schriftzug "fördeXpress" versehen. Zu Stader Zeiten war das Schiff unter dem Label "Elblinien" unterwegs.
Viele Fahrgäste über Ostern
Nach zwei Wochen Fährbetrieb zieht Geschäftsführer Sven Jürgensen von der Reederei Watten Fährlinien GmbH eine positive Zwischenbilanz: "Wir hatten einen sehr guten Start. Besonders über die Osterfeiertage lief es hervorragend." Jürgensen geht davon aus, dass man an der Flensburger Förde erfolgreicher sein wird als zuletzt an der Elbe. "Wir sind hier auf dem Wasser das einzige Angebot im grenzüberschreitenden Verkehr nach Dänemark." Der "fördeXpress" sei quasi der Nachfolger der traditionellen Butterfahrten in der Flensburger Förde - nur eben ohne zollfreien Einkauf. Beide Hafenstädte seien tolle Ausflugsziele - Sønderborg für die Deutschen und "Flensborg" für die Dänen oder Dänemark-Urlauber.
Anlegen in Citynähe
Gegenüber den Touren auf der Elbe gebe es an der Flensburger Förde - bzw. dem "Flensborg Fjord", wie es auf Dänisch heißt - einen immensen Vorteil, so Jürgensen: "Wir legen in beiden Häfen in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt an." In Stade sei die Entfernung zur Altstadt immer ein Problem gewesen: "Stadersand liegt fünf Kilometer entfernt. Für den Weg in die Stadt bzw. von dort waren die Fahrgäste auf Pkw oder Bus angewiesen, wenn sie kein Fahrrad dabeihatten." Aktuell würden 60 Prozent der Tagesausflügler in Flensburg an Bord gehen und 40 Prozent in Sønderborg, so Jürgensen.
Mal schnell nach Flensburg
Wer die "Liinsand" noch aus den Stader Zeiten kennt und Sehnsucht nach dem Schiff hat, dem sei ein Kurzurlaub an der Flensburger Förde empfohlen. Bis dort sind es vom Landkreis Stade mit dem Auto rund zwei- bis zweieinhalb Stunden. Die Tour mit dem bis zu 20 Knoten schnellen Katamaran quer durch die Grenzgewässer ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Wer an Bord gehen will, darf seinen Ausweis nicht vergessen. In Dänemark gibt es wieder öfter Einreisekontrollen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.