Impfzentrum hat seinen Betrieb eingestellt
Nach fast 145.000 Piksen ist Schluss im Stader Impfzentrum
jd. Stade. Das Stader Impfzentrum ist seit gestern Geschichte. Nach 290 Tagen hat es gemäß der Weisung des Landes seine Arbeit eingestellt. In der vergangenen Woche erhielten dort die letzten Impfwilligen ihren Piks. Insgesamt 144.859 Spritzen hat das Team des Impfzentrums verabreicht. In den ersten Monaten musste die Leiterin des Impfzentrums, die für Katastrophenschutz und Ordnungswesen zuständige Kreis-Dezernentin Nicole Streitz, noch den Mangel verwalten. In den letzten Wochen jedoch wurde der Impfstoff fast wie saures Bier angeboten. Insgesamt zieht Streitz aber ein positives Fazit. Die Kosten in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro trägt weitgehend das Land.
Im Dezember hatte der Landkreis das Impfzentrum innerhalb von nur zwei Wochen quasi aus dem Boden gestampft - in der ehemaligen Werkshalle der Firma Saertex. Bis dort aber der erste Piks gesetzt werden konnte, dauerte es noch zwei Monate. Da die gelieferten Impfdosen bei Weitem nicht ausreichten, wurden zunächst nur die mobilen Impfteams versorgt, die in den Alten- und Pflegeheimen unterwegs waren.
"Am 12. Februar konnten wir dann endlich im Impfzentrum selbst mit dem Impfen loslegen", berichtet Streitz. 144 Impflinge bekamen damals ihren ersten Piks. Das sei natürlich weit unter den Möglichkeiten des Impfzentrums gewesen, meint die Dezernentin: "Unsere personellen Kapazitäten waren auf 1.500 Impfungen pro Tag ausgelegt. An unserem Spitzentag schafften wir sogar mehr als 1.800 Impfungen." Unter "Volllast" sei der Betrieb aber mangels ausreichender Impfstoffvorräte gerade in der Anfangszeit nur selten gelaufen.
Die unregelmäßigen Lieferungen durch das Land seien immer ein großer Unsicherheitsfaktor gewesen.
Eine weitere Herausforderung hätten die dauernd wechselnden Vorgaben mit sich gebracht, so Streitz: "Erst durfte AstraZeneca nur an die Jüngeren verimpft werden, dann nur an die über 60-Jährigen und schließlich durfte es wieder jeder erhalten, der es wollte." Bei BionTech wiederum sei das Intervall für die Zweitimpfung zunächst auf sechs Wochen hochgeschraubt worden, um dann letztlich auf drei Wochen gesenkt zu werden. Zeitweise seien auch die sogenannten Impfdrängler ein Problem gewesen, so Streitz. "Viele meinten, sie gehörten einer höheren Priorisierungsgruppe an, was aber nicht zutraf."
Auch wenn manche Impfwillige wegen eines fehlenden Berechtigungsnachweises abgewiesen wurden: Zu Handgreiflichkeiten sei es nie gekommen, so Streitz. "Es gab aber einige, die schon mal lautstark wurden." Der Sicherheitsdienst habe aber nur selten allzu aufdringliche Pöbler hinauskomplimentieren müssen." Aus medizinischer Sicht habe es so gut wie keine Vorkommnisse gegeben. "Ab und an musste zwar mal der Krankenwagen vorfahren, dabei ging es aber nicht um Notfälle, die im Zusammenhang mit einer Impfreaktion standen."
Stolz ist Streitz auf die zahlreichen positiven Reaktionen aus den Reihen der Geimpften: "Wir haben viele Dankes-Mails erhalten." Diese habe sie in den täglichen Morgenrunden vorgelesen. "Als Motivation für das Team." Von den 85 Mitarbeitern, die zu Spitzenzeiten im Impfzentrum im Stader Gewerbegebiet Ottenbeck tätig waren, war zuletzt nur noch eine Handvoll vor Ort, um sich um den Abbau zu kümmern. Die meisten von ihnen waren über eine Zeitarbeitsfirma angestellt. Einige von ihnen wird der Landkreis jetzt übernehmen und auf anderen Plätzen - etwa in der Führerscheinstelle - einsetzen (das WOCHENBLATT berichtete).
Die weitgehend ausgeräumten Hallen müssen Ende Oktober besenrein übergeben werden. Das Material und Mobiliar stehen in den weitgehend ausgeräumten Hallen nun bereit, um abtransportiert zu werden. "Die Akten sind bereits vom Land abgeholt worden", so Streitz. Die Fahrradständer sollen an das Finanzamt gehen, die zahlreichen Tische und Stühle seien für soziale Einrichtungen bestimmt. "Über einige Kosten streiten wir uns noch mit dem Land", berichtet die Dezernentin. So sei aus Hannover allen Ernstes die Frage gekommen, warum man eigens für das Impfzentrum einen Parkplatz eingerichtet habe. Angesichts der zum Teil chaotischen Verkehrsverhältnisse vor Ort kann Streitz über eine solche Frage nur schmunzeln.
Streitz will sich aber nicht weiter ärgern. "Wir waren hier an einer historischen Aktion beteiligt. Dass wir ganz vielen Menschen helfen konnten, hat uns allen im Team viel Freude bereitet."
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