Touristische und gastronomische Nutzung geplant
Nach vielen Anläufen: Endlich ein Käufer für die Stader Windmühle
Sie ist schön anzusehen, aber niemand wollte sie bisher haben: Die historische Stader Windmühle steht seit Jahren zum Verkauf. Die 1856 errichtete Mühle gehört der Stadt. Doch die konnte mit dem denkmalgeschützten Bauwerk noch nie so richtig etwas anfangen. Nach zwei erfolglosen Verkaufsrunden scheint es nun im dritten Anlauf zu klappen: Mit der Lindenhof Verwaltungsgesellschaft des Stader Investors Helmut Lührs hat sich ein ernsthafter Interessent gefunden. Und was wichtig ist: Verwaltung und Politik sind zufrieden mit dem vorgelegten Nutzungskonzept für die Mühle und das rund 2.000 Quadratmeter große Grundstück. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Der angebotene Kaufpreis von 355.000 Euro liegt weit entfernt von den eine Million Euro, die sich die Stadt einmal vorgestellt hat. Die Stadt will diese Kröte offenbar schlucken - Hauptsache, man ist die Mühle los und sie wird sinnvoll genutzt. Die Entscheidung fällt jetzt der Rat auf seiner Sitzung am Donnerstag, 20. Juni.
Kaufpreis nur eines von vier Kriterien
Allerdings war der Kaufpreis auch nicht das einzige Kriterium im Bieterverfahren, das die Stadt im Herbst 2023 mit einem detaillierten Verkaufsexposé erneut angeschoben hatte. Der Preis ist zur Hälfte in die Bewertung der Angebote eingeflossen, das Konzept zu einem Viertel und Kriterien wie "städtebauliche Qualität" und "Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit" wurden mit 15 bzw. zehn Prozent gewichtet. Insgesamt lagen vier Angebote vor. Davon wurden zwei frühzeitig ad acta gelegt. In einem Fall war der Kaufpreis inakzeptabel, im zweiten Fall reichten die Angaben zur geplanten Sanierung und Nutzung der Mühle nicht aus. Zwei Bewerber blieben letztlich im Rennen. Beide Angebot lagen sowohl hinsichtlich des angebotenen Kaufpreises als auch in Bezug auf die inhaltliche Qualität des Nutzungskonzeptes dicht beieinander.
Touristische Nutzung der Mühle
Am Ende hatte die Lindenhof Verwaltungsgesellschaft die Nase vorn. Ihr Gesamtkonzept erzielte in der Bewertungsskala 81 von 100 Punkten, der Mitbewerber kam auf 70 Punkte. Die Planungen für das Lindenhof-Konzept hat das bekannte Buxtehuder Architekturbüro "Frenzel & Frenzel" übernommen. Dabei galt es, einige zentrale Vorgaben seitens der Stadt für einen Käufer zu berücksichtigen. So wird "eine angemessene, denkmalgerechte Nutzung" der Windmühle gefordert - idealerweise "freizeit- und/oder tourismusbezogen". Die Mühle mit ihrer charakteristischen Galerie soll zudem als Wahrzeichen der Stadt "möglichst erlebbar" werden - als "ein neuer Anziehungspunkt für Stade", wo sich "die Stader und Besucher der Stadt gerne aufhalten". Im Exposé wird die Anregung gegeben, die Mühle nachts anzustrahlen.
Neubau mit Ferienwohnungen
Nach den vorliegenden Plänen soll es in der Mühle künftig ein gastronomisches Angebot geben. Außerdem besteht die Überlegung einer Kooperation mit den Stader Touristikern, die in nur 250 Meter Luftlinie Entfernung den renommierten Wohnmobilstellplatz am Schiffertor betreiben. Neben der Gastronomie wird auch eine touristische Nutzung angestrebt. So soll auf dem Mühlen-Gelände ein Neubau mit sechs Ferienwohnungen entstehen. Auch die ersten drei Übergeschosse der Mühle sollen zu Ferienwohnungen umgebaut werden. Ein Fragezeichen steht hinter der Nutzung der hölzernen Galerie. Frühere Ideen, die Galerie als Außenbereich für ein Café zu nutzen, stand bislang immer der Brandschutz im Wege. Auch der Denkmalschutz stellte bisher immer eine große Hürde dar. Deswegen konnte bislang keine Außentreppe als zweiter Fluchtweg im Brandfall installiert werden.
Landkreis hat kein Interesse
In den vergangenen Jahrzehnten war die Mühle ausschließlich für schulische Zwecke genutzt worden. Der Landkreis Stade hatte sie "für'n Appel und ein Ei" gepachtet, um sie dem Stader Vincent-Lübeck-Gymnasium zur Nutzung zu überlassen. Rund 30 Jahre wurde dort von den Schülern im Rahmen von AGs und Jugend-forscht-Projekten fleißig experimentiert. Die zuletzt noch vorhandenen Versuchsaufbauten mit veralteten Geräten und "antiken" Röhrenbildschirmen ließen aber darauf schließen, dass in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr viel passiert ist. Die Stadt hatte auch beim Landkreis Stade angefragt, ob man nicht die Mühle kaufen möchte. Doch das Angebot wurde dankend abgelehnt.
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