Zahl der Schulverweigerer in Stade fast verdoppelt
Null Bock auf die Schule
jd. Stade. Immer mehr Stader Schüler schwänzen dauerhaft die Schule. Die Zahl der sogenannten Schulverweigerer hat sich innerhalb von drei Jahren fast verdoppelt. Das geht aus einer Statistik hervor, die die Verwaltung vor Kurzem vorgelegt hat. In der Hansestadt wurden im Schuljahr 2018/19 insgesamt 230 Schüler registriert, die den Schulbesuch verweigerten. Im Schuljahr 2015/16 waren es lediglich 125 Schüler.
Die meisten Schulverweigerer gibt es an der Hauptschule Thuner Straße (89 Verweigerer), gefolgt von der Montessori-Grundschule (38) und der BBS III (30). Die Statistik erfasst sowohl die städtischen Schulen als auch diejenigen Schulen im Stadtgebiet, die sich in Trägerschaft des Landkreises befinden. Dazu zählen neben den beiden Gymnasien die Berufsbildenden Schulen und die zwei Förderschulen.
Überproportional stark ist der Anstieg in diesem Zeitraum bei den Grundschulen. Im Schuljahr 2015/16 gab es 24 Schulverweigerer, 2018/19 waren es 63. Neben der Montessori-Grundschule im Altländer Viertel verzeichnen die Grundschule am Fleth (9) und die Grundschule Hahle (5) den stärksten Anstieg. Im Sekundarbereich geht die Anzahl der Schulverweiger an den städtischen Schulen zurück. Wie auch der Negativ-Rekordhalter Thuner Straße sind die Zahlen an der Realschule Camper Höhe (12) und der Integrierten Gesamtschule (3) geringer als im Vorjahr bzw. bleiben konstant.
Deutlich geringer fiel der Zuwachs an Schulverweigerern bei den Landkreis-Schulen aus: 43 waren es im Schuljahr 2015/16 und 63 im Schuljahr 2018/19. Die meisten davon obliegen der Schulpflicht an den Berufsbildenden Schulen (BBS). Dort gab es im vergangenen Schuljahr insgesamt 52 Schulverweigerer. An den beiden Förderschulen waren es zehn und an den zwei Gymnasien gab es nur einen Schüler, der sich der Pflicht, zur Schule zu gehen, dauerhaft entzog.
Die Stadt hat auch Zahlen zu den Herkunftsländern der Schulverweigerer vorgelegt. Demnach entfällt der mit Abstand größte Anteil (57 Prozent) auf deutsche Staatsbürger. Jeweils elf Prozent stammen aus Rumänien und Bulgarien, danach folgen Schüler mit syrischer (sieben Prozent) und polnischer (fünf Prozent) Nationalität.
Das familiäre Umfeld, aus denen viele Schulverweigerer stammen, wird oft als bildungsfernes Milieu umschrieben. Sozialarbeiter bemühen sich, das Gespräch mit den Eltern zu suchen, um Lösungen zu finden. Um ältere Schüler kümmern sich meist Streetworker. Bei Familien mit Migrationshintergund werden Videodolmetscher eingesetzt, damit der Aufklärung des Sachverhalts keine sprachlichen Hürden entgegenstehen.
Bei einem Verstoß gegen die Schulpflicht müssen Schüler ab 14 Jahren und Erziehungsberechtigte von Schülern bis 16 Jahren mit einem Ordnungswidrigkeitenverfahren rechnen. Bei einem erstmaligen Schulversäumnis, das nicht länger als zehn Tage dauerte, gibt es zunächst eine Verwarnung. Im Wiederholungsfall und bei längeren Zeiträumen wird ein Bußgeld fällig. Im Schuljahr 2018/19 wurden insgesamt 363 Verfahren eingeleitet, davon waren 273 Erstfälle.
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