Zwischenstopp in Stade
Oliver Trelenberg ist 5.500 Kilometer auf dem Rad für krebskranke Kinder unterwegs
jab. Stade. Auf dem Sofa sitzen und mit dem eigenen Schicksal hadern, das kommt für Oliver Trelenberg (55) aus Hagen in Nordrhein-Westfalen nicht in Frage. Sein Lebensweg ist geprägt von Sucht und Krankheit, doch er macht das Beste aus seinem Leben und engagiert sich auch noch für andere. Jedes Jahr radelt er mehrere Tausend Kilometer quer durch Deutschland, um Spenden für soziale Projekte zu sammeln. In diesem Jahr lag auch Stade auf seinem Weg.
Bei miesem Regenwetter kam Trelenberg am Mittwochnachmittag in Stade an. Mit dem Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung" kann er allerdings gar nichts anfangen. "Wenn man 80 Kilometer im Regen gefahren ist, dann gibt es sehr wohl schlechtes Wetter." Umso mehr freute er sich daher über die Heizung in seinem Hotelzimmer. Das hatte ihm die Stadt Stade zur Verfügung gestellt, die sein Vorhaben auch finanziell unterstützt. Denn Trelenberg radelt für die gute Sache. Jedes Jahr sucht er sich ein Projekt aus, dass krebs- und schwererkrankten Menschen hilft. In diesem Jahr sind es die Strahlemännchen, die krebskranken Kindern u.a. Wünsche erfüllen.
Was Trelenberg antreibt, ist sein eigener Lebensweg. Bereits mit elf Jahren begann er zu trinken, verfiel dem Alkohol, landete im Gefängnis, war sogar obdachlos. Erst 2003 stellte er sich seiner Krankheit und schaffte den Absprung. 2009 entdeckte er das Fahrradfahren für sich. Vier Jahre später der Schock: Diagnose Kehlkopfkrebs. Doch er hatte Glück, vom Krebsbesiegen spricht er aber nicht. Denn mit den Folgen hat er weiterhin zu kämpfen. Er behielt zwar seine Stimme, aber nur ein Viertel seiner Stimmbänder. Die Klappe, die die Luftröhre verschließt, wurde entfernt. "Ich könnte jederzeit ersticken", sagt er. Doch er jammert nicht, schaut nach vorn. "Ich will meine Zeit sinnvoll nutzen und anderen helfen, ihnen Mut machen."
Die positive Wirkung des Radfahrens auf seine körperliche und geistige Gesundheit ist eine weitere Motivation. 2014 legte er insgesamt eine Strecke von knapp 5.500 Kilometern zurück. Um andere Menschen zu ermutigen, rief er das Projekt "Oli radelt" ins Leben und begann, Spenden zu sammeln. Da sich über die Jahre sein Lungenvolumen weiter verringert, sattelte er 2019 auf ein E-Bike um, das er als Spende erhielt. Er betont: "Ich habe keine Sponsoren, das sind wirklich Spenden."
Auf einer großformatigen Deutschlandkarte sucht Trelenberg sich jährlich eine Strecke durch Deutschland aus und plant sie detailliert. Eine Etappe beträgt dabei zwischen 50 und 80 Kilometern am Tag. Seine diesjährige Tour beläuft sich auf 5.500 Kilometer, wovon er am Mittwoch bereits 5.075 Kilometer hinter sich gelassen hat. An insgesamt 95 Tagen legt er diese Strecke zurück. Unterwegs kommt er mit Menschen ins Gespräch und informiert über das aktuelle Projekt. "Von den Spenden wird nur das Projekt unterstützt, für meine Reisekosten komme ich komplett allein auf", versichert Trelenberg, der von einer Rente auf Hartz-IV-Niveau lebt. Bargeld nehme er keines an, alles geht direkt auf das Spendenkonto. Insgesamt kamen über die Jahre so schon 41.000 Euro zusammen.
• Mehr Informationen gibt es auf www.oli-radelt.de. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann spenden an: Stadt Hagen, Sparkasse HagenHerdecke, IBAN: DE23 4505 0001 0100 0004 44, BIC: WELADE3HXXX, Verwendungszweck: Oli radelt für das Strahlemännchen, Kassenzeichen 800900009638.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.