Junge Mutter äußerte nur eine Bitte
Pampige Antwort: Freche Mail aus dem Stader Rathaus
jd. Stade. Die deutschen Behörden haben sich auf den Weg gemacht, den Bürgerservice zu verbessern. Doch offenbar werden auf diesem Weg nicht alle Mitarbeiter in den Rathäusern mitgenommen - oder aber sie wollen diesen Weg nicht gehen. Wie man Bürger, die ein durchaus berechtigtes Anliegen vortragen, gehörig abschrecken kann, zeigt ein aktuelles Beispiel aus der Stader Verwaltung. Dort hat sich ein Mitarbeiter in einem Schriftverkehr per E-Mail gehörig im Ton vergriffen.
Höfliche Anfrage
"Ich habe versucht, unseren Spielplatz in der Nähe etwas aufmöbeln zu lassen", berichtet eine junge Mutter. Außer der Sandkiste gebe es dort nur Schaukel, Rutsche und Klettergerüst - alles nicht für Kleinkinder geeignet. Ihr Wunsch und auch der anderer Eltern, mit denen sie in Kontakt steht: Eine Nestschaukel und ein Klettergestell, das sich auch für Kinder im Krabbelalter eignet. Ein weiterer Wunsch: Zusätzliche Sitzgelegenheiten auf dem Spielplatz. Ihre Bitte äußert die junge Frau Ende November in einer höflich verfassten E-Mail an den zuständigen Sachbearbeiter. Sie schreibt: "Wir würden uns wirklich freuen, wenn Sie unser Anliegen ernst nehmen."
Das scheint zunächst auch so zu sein: Der städtische Mitarbeiter zeigt sich durchaus aufgeschlossen gegenüber den Wünschen der Mütter. Anfang Dezember verspricht er: "Dinge, die wir mit Bordmitteln erledigen können, werden zeitnah aufgebaut, wenn das Wetter es zulässt (Bauhof ist im Winterdienst)." Dann passiert drei Monate gar nichts. Ende Februar fragt die junge Mutter vorsichtig nach: Sie sei wiederholt angesprochen worden, ob sie schon etwas Neues gehört habe. "Wie lange ist denn noch Winterdienst?"
Diese harmlose Nachfrage reichte offenbar, um beim Sachbearbeiter das Fass zum Überlaufen zu bringen. Voll bitterbösem Sarkasmus antwortete er: Die Bauhofmitarbeiter würden sich mit nichts anderem beschäftigen als mit Spielplätzen. Es gebe ja sonst nichts zu tun: "Die Schneemassen, die wir nicht hatten, kamen ja nur als Regenschauer runter, halb so schlimm." Die Kommunalen Betriebe seien jetzt aber aus dem Winterschlaf erwacht, allerdings noch nicht alle Mitarbeiter. Und er spottet weiter: "Einige Anwohner sind mit ihrem Garten und Keller abgesoffen. Aber was erzähle ich Ihnen. Sie haben ja Recht: Wir müssen uns um den Spielplatz kümmern." Weitere abfällige Bemerkungen folgen.
"Freches Verhalten"
Die junge Frau fühlt sich zu Unrecht angegriffen: Es mag ja sein, dass sie nach dem Empfinden des Sachbearbeiters zu sehr nachgebohrt habe, meint sie. "Aber das rechtfertigt doch nicht solch ein freches, sarkastisches Verhalten."
Das WOCHENBLATT fragte bei der Stadt nach, wie man solch unangemessene Äußerungen beurteilt. Dort zeigt man sich überrascht vom Verhalten des Mitarbeiters. Man kenne ihn als sehr gewissenhaften, engagierten Kollegen, "der Fragen gern und kenntnisreich beantwortet", so Pressesprecher Stephan Voigt. Für die Stadt stellt er fest: "Ganz klar können wir sagen, dass dies nicht die Form der Kommunikation darstellt, die wir nach Innen und Außen pflegen."
Der Sachbearbeiter hat sich zwischenzeitlich für seinen - wie er es nennt - "burschikosen Auftritt" entschuldigt. Es seien in diesen Zeiten nun mal alle sehr gereizt. Ob das wirklich als Entschuldigung für einen derartige verbale Entgleisung gelten kann, bleibt dahingestellt. Die Entschuldigung des Mitarbeiters erfolgte jedenfalls erst, nachdem die die Frau ihm angekündigt hatte, den E-Mail-Verkehr publik zu machen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.