Pfandflaschensammeln für den guten Zweck
bc. Stade. Jeder, der öfter durch die Stader Innenstadt spaziert, wird ihn schon mal gesehen haben. Seit Jahrzehnten sammelt Alfred Wesenberg in Stade Pfandflaschen und -dosen. Sein Markenzeichen: der marineblaue Elbsegler. Das Besondere: Einen Großteil seiner Einnahmen spendet der 57-jährige Frührentner an gemeinnützige Organisationen oder an Privatpersonen, die es seiner Meinung nach verdient haben. „Jeder Mensch soll in Würde leben können. Geben ist seliger als Nehmen“, sagt der gutherzige Mann, der seit 38 Jahren in Stade-Hahle lebt.
Mit ihm selbst hat es das Schicksal nicht immer gut gemeint. Als junger Mann fährt er zur See, arbeitet als Assistent auf einem Schiff. 1979 nimmt sein Leben eine krasse Wendung. Alfred wird krank. Diagnose Psychose. Er muss in die Psychiatrie.
Mit nur 22 Jahren ist seine berufliche Karriere beendet. Noch heute arbeitet er das Geschehene in langen Gesprächen mit Freunden auf. In der Psychiatrie war er seit 25 Jahren nicht mehr. „Darauf bin ich stolz“, sagt Alfred Wesenberg.
Mit dem Flaschensammeln hat er früh begonnen. Schon als Schauermann im Hamburger Hafen sackte er stehengebliebene Bierflaschen ein. Alfred Wesenberg lebt heute von einer kleinen Rente, verdient sich mit dem Flaschensammeln ein Zubrot. Von dem wenigen, was er damit einnimmt, gibt er viel ab.
Hier mal 20 Euro an den Verein „Die Brücke“, da mal 15 Euro an das Baumhaus-Museum oder die „Seenotretter“. Er hat auch schon Geld für ein Kinderkrankenhaus in Kabul gespendet. Alles fein säuberlich dokumentiert in einem Aktenordner voller Spendenbescheinigungen. „Damit man was in der Hand hat. Man weiß ja nie“, sagt er.
Wo er die Flaschen findet, ist Betriebsgeheimnis. Sein „Unternehmen“ nennt er selbst einen „Volkseigenen Betrieb“ (VEB). „Geschäfte werden an der Börse gemacht. Das ist Schweinkram“, erzählt Alfred Wesenberg.
Wenn man ihn trifft, ist er stets zu einem kleinen Schwätzchen aufgelegt. Im Eiscafé Italia bei seinem Freund Luigi hält er sich genauso gerne auf wie bei der Fleischerei Ossenbrügge am Fischmarkt oder am Brunnen auf dem Pferdemarkt.
Der frühere Stadtjugendpfleger Dieter Schulz kennt Alfred Wesenberg seit seiner Jugend. Er steht ihm bei vielen Alltagsfragen mit Rat und Tat zur Seite. „Alfreds Spendenbereitschaft ist sehr lobenswert. Aber ab und zu muss ich ihn mal bremsen und ihn erinnern, dass er auch an sich denken soll“, sagt Dieter Schulz.
Alfred Wesenberg wird weiter Tag für Tag Pfandflaschen sammeln und sie bei „Kaufland“ abgeben: „Es gibt viele Menschen, die haben weniger Geld als ich.“
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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