Demo für erschossenen Flüchtling
Protestzug zum zweiten Todestag von Aman Alizada in Stade
Freunde und Initiativen erinnern an den erschossenen Flüchtling Aman Alizada/ Teilnehmer fordern Gerichtsverfahren jab. Stade. Statt der erwarteten 250 Teilnehmer kamen rund 70 Personen nach Stade, um an an den erschossenen Flüchtling Aman Alizada zu erinnern und Gerechtigkeit für ihn zu fordern. Vor allem Freunde und Bekannte kamen zur Demonstration, die mit einer Kundgebung am Pferdemarkt startete.
Hintergrund: Im August 2019 wurde der afghanische Flüchtling Aman Alizada, der psychisch krank war, in seiner Unterkunft in Stade-Bützfleth bei einem Polizeieinsatz durch die Waffe eines Beamten erschossen. Die Polizei wurde gerufen, da Alizada seinen Mitbewohner bedroht hatte. Auf Ansprache der Polizei reagierte der Mann, der sich in seinem Zimmer befand, nicht. Daraufhin betraten zwei Beamte das Haus und verschafften sich Zugang zum Zimmer Alizadas, wo schließlich geschossen wurde.
Inzwischen wurde das Verfahren zwei Mal von der Staatsanwaltschaft Stade gegen den Polizisten eingestellt. Alizadas Bruder aber hatte durch seinen Anwalt Beschwerde bei der Generalstaatsanwaltschaft Celle eingelegt, woraufhin das Verfahren erneut aufgenommen wurde. Doch auch hier geht man wie die Stader Staatsanwaltschaft von einer Notwehrsituation des Beamten aus. Abgeschlossen wird das Verfahren aber offiziell erst dann, wenn die Anwälte ihre Bewertung abgegeben haben.
Auf der Kundgebung machte die ehemalige Betreuerin Alizadas ihrem Ärger und ihrer Trauer Luft. Sie hob seine guten Seiten hervor, wie sehr er immer für andere da war und ihre Belange vor seine stellte. Auch ein Freund des jungen Mannes versuchte, seine Gedanken in Worte zu fassen. Er sei, wie auch Alizada, aus Afghanistan geflohen, um hier sicher zu leben. "Wir haben nicht gedacht, dass wir hier auch sterben." In einer neun Minuten langen Sprachnachricht richtete sich Alizadas Bruder an die Demonstranten. Er bedankte sich u.a. bei den Teilnehmern für ihre Unterstützung.
Doch auch radikale Sprüche wurden in den Beiträgen zum Besten geben: Unter anderem kritisierte der Redner der Initiative Aman Alizada den Rassismus innerhalb der Polizei. Er forderte daher die Abschaffung der Polizei.
Auf der Abschlusskundgebung sprach Dörthe Hinz vom Flüchtlingsrat Niedersachsen. Für sie ist es ein Skandal, dass nach zwei Jahren seit Alizadas Tod dieser noch nicht lückenlos aufgeklärt sei. "Von Anfang an erweckten die Polizei und die Staatsanwaltschaft den Eindruck, als würden sie die Akte lieber schließen. Doch das werden wir nicht zulassen", so Hinz. "Wir werden dafür sorgen, dass sie nicht geschlossen wird, solange unsere Fragen unbeantwortet sind." Vor allem die Aussage der Notwehrsituation wird heftig kritisiert. "Wir erwarten jetzt, dass die Celler Generalstaatsanwaltschaft alle Aspekte des Ablaufes und der vorliegenden Erkenntnisse in Betracht zieht und ein öffentliches Gerichtsverfahren zur tatsächlichen Klärung des Tathergangs ermöglicht. Wir erwarten, dass es eine restlose Aufklärung gibt. Und der richtige Ort dafür ist das Gericht."
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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