Kreisel-Wirrwarr für Radfahrer in Stade
Radler sind verunsichert: Wenn der Radweg plötzlich futsch ist
jd. Stade. Will Stade mit Schilda in Konkurrenz treten? Mit einer Maßnahme, die laut Verwaltung zur Sicherheit der Radfahrer beitragen soll, wird eher Verwirrung unter den Drahtesel-Nutzern gestiftet. An den Straßen rund um den Bahnhof wurde die Radwegebenutzungspflicht aufgehoben, die entsprechenden Schilder sind abmontiert. Doch gerade ältere Menschen haben sich auf dem Radweg sicherer gefühlt. Sie sind jetzt zusätzlich verunsichert, weil im Kreisverkehr zwischen Bahnhof und der Zufahrt ins Altländer Viertel noch die alten Markierungen mit den Fahrrad-Piktogrammen verblieben sind.
"Was gilt denn nun - Straße oder Radweg?", fragt sich so mancher Radler. Auch Anke Lienhard ist völlig genervt: Für die Seniorin sind die rings um den Kreisel verbliebenen Piktogramme höchst verwirrend. Die Stadt hatte zwar per Pressemitteilung angekündigt, dass die bestehenden Markierungen am Kreisel entfernt werden sollen. Doch den Worten folgten bisher keine Taten.
An anderer Stelle können Radfahrer, die sich auf der Fahrbahn unsicher fühlen, weiterhin auf dem ehemaligen Radweg unterwegs sein. Doch am besagten Kreisverkehr fehlen dazu jegliche Hinweisschilder. Das heißt: Radeln ist nur auf der Fahrbahn erlaubt. Ob mit dieser Aktion wirklich die Verkehrssituation für Radfahrer verbessert wurde, wie die Verwaltung meint? Wohl eher nicht.
Dass Radler seit Kurzem in den Straßen Am Bahnhof und Salztorscontrescarpe auf der Straße fahren müssen, bezeichnet Lienhard als "Stuss". Die resolute Rentnerin ist fast täglich bis 30 Kilometer mit dem Rad unterwegs und kennt in der Region viele merkwürdige Verkehrsführungen für Radfahrer. Doch die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht rund um den Bahnhof setzt nach Meinung von Lienhard allem die Krone auf. "Muss das ein normaler Bürger verstehen?", fragt sie sich.
Mit ihrer Meinung ist die Seniorin aus Campe nicht allein. Bei einem Ortstermin mit ihr am Kreisel hinter dem Bahnhof zeigt sich: So mancher Radler ist mit der neuen Verkehrssituation unzufrieden oder - was noch schwerwiegender ist - überfordert. Bisher musste der Kreisel umradelt werden - auf dem Radweg. Die vier Straßen, die darin einmünden, wurden auf der Radspur neben dem Zebrastreifen gekreuzt.
Nun wird an dem Kreisel sozusagen "Freestyle" geradelt: Einige durchfahren mit ihrem Drahtesel den Kreisverkehr - wie es neuerdings dort Pflicht ist - nun auf der Fahrbahn. Aber nicht wenige nutzen den bisherigen, jetzt nicht mehr vorhandenen Radweg. Mit anderen Worten: Sie fahren auf dem Fußweg - verbotenerweise, da die blauen Radwegeschilder ja abgebaut sind.
Das Passieren des Kreisels sei viel sicherer gewesen, als es noch den Radweg gab, pflichtet ein älterer Herr der aufgebrachten Anke Lienhard bei. Die Verwaltung habe da mal wieder einen ordentlichen Blödsinn verzapft, so der Mann, der mit seinem Rad kurz vor dem Kreisel auf den Fußweg wechselte, weil er das einfach sicherer findet. So wie er machen es die meisten Radler im fortgeschrittenen Alter.
Die Beobachtung des nachmittägliche Verkehrs ergibt, dass es fast nur die Freizeitsportler sind, die mit ihren Rennrädern den Kreisel mittenmang zwischen den Autos umrunden. Ein jüngeres Paar wiederum ist unentschlossen: Er schwenkt auf den Fußweg, sie bleibt im Kreisel auf der Straße. Für Anke Lienhard ist dieses Pärchen das beste Beispiel: "Hier herrscht Chaos, weil niemand weiß, wie man sich als Radfahrer jetzt richtig verhält."
Zur Verwirrung trägt auch die Stadt bei: Rund um den Kreisel sind an den Straßenübergängen noch die Markierung mit dem Fahrradsymbol aufgebracht. "Das schafft doch zusätzliche Verwirrung", sagt Anke Lienhard und hat damit völlig Recht. Denn von einer "Förderung des Radverkehr", wie es seitens der Verwaltung heißt, kann bei dieser Maßnahme kaum die Rede sein. Stattdessen könnte man eher von einer "Verwirrung der Radfahrer" sprechen.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.