Lieber Songs über die B73 als über Highways singen
Sänger Thees Uhlmann im WOCHENBLATT-Interview
jab. Stade. Lange war es still um ihn, doch mit seinem aktuellen Album "Junkies und Scientologen" sprang der Sänger Thees Uhlmann (46), der aus Hemmoor stammt, im vergangenen September direkt auf Platz zwei der deutschen Albumcharts. Nun ist er auf "Songs & Stories"-Tour und stattet auch dem Stader Lichtspielgarten einen Besuch ab. Das WOCHENBLATT sprach mit dem Künstler über das ausverkaufte Konzert in Stade und darüber, wie die Heimat ihn und seine Musik bis heute prägt.
WOCHENBLATT: Thees, wie schon der erste Song auf deinem aktuellen Album verrät: Fünf Jahre hast du nicht gesungen bzw. gab es keine neue CD. Wie kam es dazu?
Thees Uhlmann: Ich kann Bücher und Lieder nur schreiben, wenn es meine eigenen Gedanken sind. Wenn einer kommt: "Hey Thees, schreib' mal ein Lied über die Liebe", dann geht das nicht. Ich hatte bereits Lieder geschrieben, aber als ich die Demoversion meines Albums gehört hatte, war ich einfach nicht überzeugt. Vom aktuellen Album bin ich aber total überzeugt.
WOCHENBLATT: Auf der CD sind aber nicht nur eigene Lieder, sondern auch zehn Coversongs zu hören.
Thees Uhlmann: Wir haben Lieder von tollen deutschsprachigen Autorinnen bzw. Sängerinnen aufgenommen. In der Musikbranche finden Gespräche statt, warum es so wenige Frauen gibt, die Musik machen, warum sie auf den Festivallisten wenig vertreten sind. Wir wollen uns an der Diskussion beteiligen und Solidarität zeigen.
WOCHENBLATT: Dass dir deine Heimat rund um Hemmoor viel bedeutet, merkt man auch an deinen Videos und Liedtexten. Wie dürfen wir die Textzeile "Das Leben ist kein Highway, es ist die B73" verstehen?
Thees Uhlmann: Für mich ist Musik nicht "Señorita, tanz mit mir" oder "Wir können alles zusammen schaffen". Das ist nicht die Realität, eben nicht der Highway oder Amerika. Die B73 steht hier für so viele Dinge: Man braucht sehr lang von Hamburg nach Hemmoor. Sie ist Unfallschwerpunkt, sie steht für Sorgen, sie ist nicht schön. Ich singe über die Region und Dinge, so wie sie eben sind.
WOCHENBLATT: Das heißt, deine Heimat prägt dich und deine Lieder bis heute?
Thees Uhlmann: Ich denke, dass ich ein relativ unprätentiöser Typ bin. Das wird einem hier mitgegeben. Früher gab es im Ort nur wenige, die sich für Musik interessiert haben. Man musste miteinander auskommen, da war die Musikrichtung egal, der Mensch stand im Vordergrund. Du musstest nett und korrekt sein. Das prägt mich bis heute. Ich möchte Menschen kennenlernen, auch die, die nichts mit Musik zu tun haben. Ich will ihre Geschichten hören.
WOCHENBLATT: Wie sieht es denn mit der Aufregung vor Auftritten aus? Spielt es eine Rolle, ob es große oder kleine Bühnen wie im Lichtspielgarten sind?
Thees Uhlmann: Jedes Mal bevor es auf die Bühne geht, steigt die Anspannung. Das ist kein Lampenfieber, sondern gesunder Respekt. Es verliert einfach nichts von seiner Magie. Und es wird immer besser, je älter ich werde. Die Größe der Bühne ist dabei egal. Ich bin dankbar für jeden Auftritt.
WOCHENBLATT: Was erwartet das Publikum in Stade?
Thees Uhlmann: Wir spielen unsere Songs, die wir neu arrangiert haben. Denn wir spielen nur zu dritt, da wir sonst zu laut wären. Das wird etwas Besonderes. Es wird toll und emotional, weil auch viele Freunde und Familie da sein werden. Außerdem spielen wir Lieder, in denen die Region vorkommt. Dabei werden viele Erinnerungen hochkommen. Ich freue mich darauf.
Vorverkauf gestoppt
Das Konzert des Sängers Thees Uhlmann im Stader Lichtspielgarten ist bereits ausverkauft. Der Vorverkauf musste gestoppt werden, da der Landkreis Stade mit dem Konzept der Veranstalter nicht einverstanden war. Dabei beruft er sich auf die Niedersächsische Corona-Verordnung.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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