Die Brüder des Stader Herrenclub Börse halten eine 150 Jahre alte Tradition am Leben
Schick in Schale geworfen

Der Stader Herrenclub Börse hat seine eigene Plakette an ihrem Stammlokal auf der Museumsinsel Foto: jab
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jab. Stade. In Anzug, mit Strohhut und Gehstock machen sie einen dandyhaften Eindruck, die Männer des Stader Herrenclub Börse. Bei ihren wöchentlichen Treffen legen sie sehr viel Wert auf ihr Aussehen - und das bereits seit ihrer Gründung 1869. In diesem Jahr feiern die Herren ihr 150-jähriges Bestehen. Das WOCHENBLATT durfte nun an einem ihrer wöchentlichen Treffen teilnehmen und sich selbst ein Bild von der Männerrunde machen.

Bei einem alkoholfreien Bier sitzen sie jede Woche in ihrem Stammlokal zusammen, diskutieren über aktuelle Themen und knobeln den Börsenschnaps aus: der Stader Herrenclub Börse Foto: jab
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Punkt 17 Uhr – eine Funkuhr steht für die genaue Zeitangabe auf dem Tisch parat - läutet Präsident Rüdiger Bohlmann zur Eröffnung jedes Treffens in ihrem Stammlokal auf der Museumsinsel in Stade die silberne Glocke. Zu den Treffen kommen die Brüder, so nennen sich die Teilnehmer des losen Zusammenschlusses, der über keine Satzung verfügt, alle in "Anzug und Krawatte bzw. Fliege". Bei wärmeren Temperaturen werde der Dresscode aber gelockert. „Ab 23 Grad ist die Krawatte kein Muss mehr“, sagen sie. „Ab 33 Grad ist auch ein Hawaiihemd in Ordnung“, verrät der stellvertretende Schatzmeister Ralf Radke mit einem Augenzwinkern. In der Runde wird über aktuelle Themen diskutiert und Wichtiges besprochen, so wie es auch bei der Gründung des Clubs gedacht war. Denn der Name Börse leitet sich ursprünglich von einem Marktplatz bzw. Treffpunkt für Kaufleute ab, an denen sich die Handelsleute untereinander austauschen konnten. Bei den Gesprächen der Herren kann es dann auch schon mal heftiger werden. Aber Bohlmann versichert: „Das Schöne ist, wir streiten uns nie.“ Am Ende des Tages gehen alle glücklich und zufrieden nach Hause.

Neben der Uhr und der Glocke sind auch eine Chronik, eine Gelddose, ein silbernes Tablett sowie ein Knobelbecher mit drei Würfeln wichtige Utensilien, die in extra dafür angefertigten Koffern transportiert werden und im Laufe des Abends ihre traditionelle Funktion erfüllen. Zu Beginn der Treffen tragen sich die Brüder in die Chronik ein, die anschließend wieder gut verwahrt wird. Um genau 18 Uhr kommt der Knobelbecher zum Einsatz. Denn nun gilt es um den Helbing, einen Hamburger Kümmel, zu spielen. Die für Außenstehende zunächst kompliziert anmutende Knobelei um den „Börsenschnaps“ ermittelt schließlich einen Gewinner, dem mit umfangreichen Worten auf dem Silbertablett der Schnaps angeboten wird. Lehnt er diesen ab, erhalten im Anschluss alle Brüder ein Gläschen, dass „christlich“ bzw. „mit Spannung“ gefüllt wird. In den Knobelbecher entrichten sie jeweils drei Euro pro Treffen, was der Schatzmeister bzw. sein Stellvertreter sorgsam nachzählt, notiert und in die dafür vorgesehene Gelddose gibt.

Auch der Tagesspruch darf bei ihren Treffen nicht fehlen, den Präsident Bohlmann sorgsam für seine Börsenbrüder auswählt und der auch gut und gern für weiteren Gedankenaustausch sorgt. Exakt um 19 Uhr ertönt die Glocke dann ein letztes Mal und das Treffen ist offiziell beendet.

Mit den wöchentlichen Zusammenkünften ist das Börsen-Leben aber noch lange nicht erledigt. Mehrmals im Jahr kommen die Brüder mit ihren Damen, die sich seit einiger Zeit auch Schwestern nennen dürfen, zu verschiedenen Feierlichkeiten wie dem Grünkohl- oder Spargelessen zusammen. „Das ist der Ausgleich für unsere Abwesenheit, schließlich halten die Damen uns den Rücken frei“, lautet die Begründung. Aber zum Pasteten- und Haxenessen versammeln sich traditionell nur die Herren.

Zu besonderen Anlässen machen sich die Herren besonders schick Foto: Börse
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Die Zahl der aktiven Brüder beläuft sich derzeit auf acht. Mit den einstigen rund 100 Herren können sie in Zeiten vielseitiger Beschäftigungsangebote nicht mithalten. Dennoch, oder gerade deswegen, freuen sich die Männer über neuen und auch jüngeren Zuwachs. Voraussetzungen gibt es keine, außer dass Interessierte zunächst zwei Mal bei ihrer wöchentlichen Versammlung dabei sein müssen, dann wird abgestimmt. „Derjenige muss einfach zu uns passen und bereit sein, sich jeden Donnerstag mit uns zu treffen“, sind sich die Börsenbrüder einig. Die Brüder des Stader Herrenclub Börse sind kein Verein, sondern ein lockerer Zusammenschluss, der über keine Satzung, dafür über eine lange Tradition verfügt. Im Jahr 1869 wurde er gegründet. Als „Börse“ verstand man ursprünglich einen Treffpunkt für Kaufleute zum Austausch bzw. einen Marktplatz, woher sich der Name des Clubs ableitet. Im Stader Herrenclub werden allerdings keine Geschäfte getätigt, stattdessen aber Gedanken und Informationen ausgetauscht – und das bis heute. Club mit langer Geschichte

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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