Vor einem Jahr hatte die "Soko Tierschutz" die Tierquälerei öffentlich gemacht
Schlachthofskandal in Düdenbüttel noch nicht aufgeklärt
tk. Stade/Düdenbüttel. Vor ziemlich genau einem Jahr hatte die "Soko Tierschutz" den sogenannten Schlachthof-Skandal in Düdenbüttel öffentlich gemacht. Die Vorkommnisse um das Tierversuchslabor von LPT in Mienenbüttel, die ebenfalls von der Soko Tierschutz aufgedeckt wurden und zur Schließung des Skandallabors geführt hatten, haben Düdenbüttel in den Hintergrund rücken lassen: Wie weit ist die juristische Aufklärung inzwischen gediehen? Von einem Abschluss der Ermittlungen scheint die zuständige Staatsanwaltschaft in Oldenburg noch weit entfernt zu sein. Was Soko-Sprecher Friedrich Mülln ärgerlich findet. "Von dieser Staatsanwaltschaft haben wir seit Monaten nichts gehört."
Rückblick: Anfang April 2019 machen erschreckende Fotos deutschlandweit die Runde: Verletzte Kühe werden - oft mit Seil oder Seilwinde - auf Transporter des Schachthofs gezerrt und anschließend nach Düdenbüttel gebracht. Verletzte und kranke Tiere dürfen allerdings nicht transportiert und nach der Schlachtung als normales Fleisch in den Handel gebracht werden. Der betroffene Schlachthof wurde vorübergehend vom Landkreis Stade geschlossen und hat danach seine EU-Zulassung, um weitermachen zu können, nicht mehr beantragt.
Im September hatte der Landkreis Stade die Sichtung und Auswertung der Videos abgeschlossen, die ihm von der "Soko Tierschutz" zur Verfügung gestellt wurden. Landkreis-Dezernentin Nicole Streitz ist zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen, dass die Vorwürfe gegen einzelne Landwirte und die Schlachthof-Betreiber so gravierend seien, dass sie als Straftaten und nicht als Ordnungswidrigkeit gewertet werden. Heißt: Straftaten werden von der Staatsanwaltschaft verfolgt, Ordnungswidrigkeiten mit Bußgeld belegt.
Ob das zutreffend ist, ist aber völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg, als Schwerpunktbehörde in Niedersachsen für den Agrarsektor verantwortlich, hat das Videomaterial noch nicht vollständig ausgewertet, so Sprecher Thorsten Stein. "Anschließend ist ein Sachverständigengutachten zur Frage möglicher Verstöße nach dem Tierschutzgesetz zu fertigen", so der Staatsanwalt in seiner Anwort an das WOCHENBLATT. Das hört sich nicht danach an, als sei binnen einiger Monate mit Ergebnissen zu rechnen.
Die "Soko" habe 20 Landwirte und Verantwortliche des Schlachtbetriebs angezeigt, erklärt Friedrich Mülln. Dass die Aufklärung aus Sicht der "Soko" nur im Schneckentempo vorankomme, sei extrem ärgerlich. Zumal Düdenbüttel und die daraus folgende Arbeit mit den Justizbehörden nicht der einzige derartige Fall der "Soko Tierschutz" ist. "Andere Staatsanwaltschaften fragen sogar im Laufe ihrer Ermittlugen noch bei uns nach", sagt Friedrich Mülln. "Soll der Tierschutzfall Düdenbüttel einschlafen", fragt er und alle Vorwürfe werden "still und leise gegen ein Bußgeld" ad acta gelegt?
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