Die ersten drei Monate im Amt
Sie setzt sich für Gleichstellung in Stade ein
sv. Stade. "Ich habe viele Eindrücke gewonnen und schon eine ganze Menge zu tun", sagt die neue Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Stade, Jacqueline Jugl, zufrieden über die ersten drei Monate im Amt. Für die freigewordene Stelle - Karina Holst ging Anfang April in Rente - zog Jugl extra aus Bonn nach Stade. Hinter ihr liegt bereits ein Berufsweg mit vielen Abzweigungen: Geografiestudium, Rechtsanwaltsfachangestellte, Arbeit im Tierheim und eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Gender in der Stadtentwicklung.
"Frauen bewegen sich komplett anders durch Innen- und Außenräume", erklärt Jugl. Noch immer würden viele Frauen auf dem Weg zur Arbeit erst einen Umweg zur Kita oder Schule machen müssen und nach Feierabend einkaufen, das Kind abholen und dann erst nach Hause fahren. "Viele Frauen bewegen sich dabei gar nicht im motorisierten Raum, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln", sagt Jugl. "Auf diese wichtigen Anbindungen sind aber viele Bereiche unserer Städte gar nicht ausgerichtet, denn sie wurden meist von Männern gestaltet."
Für ihre Arbeit in Stade sei dieses Thema aber zunächst hintangestellt. So sei für Ende August vorerst der Abschluss der Rotlicht-Aus-Plakatierung geplant (das WOCHENBLATT berichtete). "Dann setzen wir uns mit allen Beteiligten im Landkreis zusammen und diskutieren, wie es jetzt weitergeht", sagt Jugl. Ihre Hoffnung: mit konkreten Forderungen an die Politik heranzutreten, um die Prostitution zu verbieten. Nach den Sommerferien stehe zudem die Überlegung an, die XENIA-Gruppe, die zu Beginn des Ukraine-Kriegs für ukrainische Mütter mit ihren Kindern gegründet wurde, auch für andere Migrantinnen zu öffnen. "Das Angebot wird sehr gut angenommen und wir veranstalten in den Ferien ein Sprachcamp", sagt Jugl.
Treibende Kraft hinter Projekten wie XENIA war Jugls Vorgängerin Karina Holst. "Ich habe große Fußstapfen zu füllen", weiß Jugl. "Deshalb bin ich bisher vor allem damit beschäftigt, mich dort einzufinden, wo Karina Holst in den vergangenen dreißig Jahren vorgelegt hat." Doch an eigenen Ideen mangelt es ihr keineswegs: Wenn sie sich Ende des Jahres mit dem Gleichstellungsplan beschäftigt, will Jugl ein Eltern-Kind-Zimmer in der Verwaltung ins Gespräch bringen. Damit Eltern während der Arbeit ihr Kind betreuen können, ohne dabei Kollegen zu stören. Als Mutter einer Tochter im Kindergartenalter weiß Jugl nämlich nur zu gut, welche Hürden sich bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auftun. Aktuell ist ihre Stelle in Teilzeit ausgelegt. Die neue Gleichstellungsbeauftragte könnte sich aber auch durchaus vorstellen, irgendwann mehr Stunden zu übernehmen: "Zu tun gibt es genug."
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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