Die Trend-Alternative für Minimalisten
Sind Tiny-Häuser das Wohnkonzept der Zukunft?
Für viele ist der Traum vom eigenen Haus eine unrealisierbare Wunschvorstellung: Zu teuer, lautet für viele Bauwillige das niederschmetternde Fazit, in Zeiten steigender Zinsen und unerschwinglicher Baugrundstücke. Das Interesse an alternativen Wohnkonzepten wird folglich immer größer. Deshalb wagte sich die Wohnstätte Stade Anfang des Jahres an das Projekt "Tiny-House-Siedlung". Mit den vier Häusern im Mini-Format sind sie die Vorreiter in Sachen reduziertes Wohnen im Landkreis Stade.
Minimalistische Wohnalternativen
Futuristisch anmutende Tiny-Häuser stehen seit Kurzem auf dem Grundstück im Drosselstieg in Hahle. Die Außenwände mit Holz verkleidet, große Fensterfronten gewähren einen Blick in das lichtdurchflutete Innere des Hauses mit der Nummer 53D. Hier können Interessierte für ein Probewohnen vorbeikommen und ausprobieren, wie es ist, auf kleinstem Raum zu leben. Bald schon werden die Tiny-Häuser im Drosselstieg fest vermietet. Der Weg zur Haustür führt über eine Veranda, die genug Platz für einen kleinen Gartentisch oder eine Liege bietet. Die Rasenfläche und ein angrenzendes Beet umrahmen den nachhaltigen Look der Tiny-Häuser. Auf insgesamt 23 Quadratmetern findet sich Platz zum Leben, Schlafen, Waschen und Kochen. Die Wohnküche ist mit 10,72 Quadratmetern der größte Raum des Hauses. Durch die hohen, abgeschrägten Decken und die beidseitigen Fensterfronten erscheint der Raum jedoch größer, als er eigentlich ist. Auch ein Backofen mit Dunstabzugshaube, ein Kühlschrank und eine kleine Ceranfeld-Platte finden Platz in der modernen Küchenzeile. Das Tageslicht-Badezimmer ist mit 4,27 Quadratmetern geräumiger, als man denkt, sodass Dusche und Waschmaschinen-Nische gut hineinpassen. Über eine schmale Treppe im Flur gelangt man unter das Dach. Der kleine Raum mit dem großzügigem Dachfenster ist jedoch nur als Stauraum zugelassen. Zum offiziellen Wohnraum zählt er nicht, obwohl eine Matratze für zwei Personen gut hineinpassen würde.
550 Euro kostet die Miete eines der vier Tiny-Häuser, die nur 7,80 Meter lang und 3 Meter breit sind. Dabei sind Heizkosten schon inklusive, wird doch energieeffizient mit eigenen, auf den Dächern angebrachten Photovoltaikanlagen geheizt. Ausgelegt sind die Häuser für eine Person, wer zu zweit sei, müsse sich schon sehr lieb haben, scherzt Dr. Christian Pape, Geschäftsführer der Wohnstätte Stade, da das einzige Bett nur 1,20 Meter breit sei. "Die Nachfrage nach reduziertem Wohnen ist deutlich gestiegen", erklärt Pape weiter. Das hänge auch damit zusammen, dass die Wohnraumnachfrage insgesamt angestiegen sei und viele Einzelpersonen Wohnraum suchten. Die Idee einer Tiny-House-Siedlung schwebte deshalb schon länger im Raum. Nach der zweijährigen Abstimmungsphase mit der Baubehörde konnte das Projekt in diesem Jahr endlich realisiert werden. 700.000 Euro kosteten die vier Häuser insgesamt.
Kritiker bemängeln Flächennutzung
Dass sich die Tiny-Häuser finanziell rentieren werden, steht außer Frage. Das Feedback der Probewohnenden war bislang durchweg positiv, dennoch gibt es auch Kritik am Wohnkonzept: Ein suboptimaler Flächenverbrauch wird den Tiny-Häusern vorgeworfen. Jeder individuell, jeder für sich. Pro Haus ein eigener Abwasseranschluss, pro Haus eine eigene Energieversorgung. Wohin sich der Tiny-House-Trend in den nächsten Jahren entwickelt, bleibt abzuwarten. "Zwar geht der Trend aktuell zum reduzierten Wohnen, aber in einem Tiny-House zu leben, ist nach wie vor ein Nischen-Wohnen", sagt Dr. Christian Pape. Er selbst könne sich durchaus vorstellen, in einem der Häuser im Drosselstieg zu wohnen. Mit einer fünfköpfigen Familie und Hund sei das für ihn jedoch nicht realistisch.
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