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Smartphone-App schafft Öffnungsperspektiven für Handel, Gastronomie und Veranstalter
(jd). Eine Smartphone-Software soll wieder ein Stück weit mehr Normalität ermöglichen: Die Luca-App könnte in den kommenden Monaten neben einer durchdachten Schnelltest-Strategie zum Türöffner für Geschäfte und Gastronomie, aber auch für Veranstaltungen werden. Die Luca-App erfasst nicht nur den Kontakt zu einer positiv getesteten Person, sondern registriert auch den Ort der Begegnung. Darin besteht derzeit der Vorteil gegenüber der Corona-Warn-App des Bundes, die jetzt entsprechend nachgerüstet wird (siehe unten). Die Luca-App hat zudem eine Funktion, die die Corona-Warn-App auch künftig nicht bietet: Die Informationen können zwecks Kontaktnachverfolgung datenschutzkonform an die Gesundheitsämter übermittelt werden. Die Luca-App soll nach Ostern in rund 25 niedersächsischen Städten und Gemeinden getestet werden. Auch vor Ort würde man gern die Luca-App nutzen, doch ob eine Kommune aus den Landkreisen Harburg oder Stade beim Teststart dabei sein wird, ist fraglich.
Per Mausklick können die WOCHENBLATT-Leser darüber abstimmen, was sie von der Luca-App halten: Wer an der Umfrage teilnehmen will, scrollt bitte nach unten.
"Wir wollen den Menschen eine Perspektive geben, wie in sicheren Zonen und unter strengen Bedingungen schrittweise das normale Leben zurückerobert werden kann", sagt Niedersachsens Sozialministerin Daniela Behrens (SPD). Bewerbungen als Modellkommune sind seit Montag möglich. Die Auswahl, welche Orte bei dem Projekt mitmachen dürfen, will das Land am Samstag treffen.
Aus dem Landkreis Stade haben sich die beiden Städte Stade und Buxtehude beworben. Nach WOCHENBLATT-Informationen ließ Landrat Michael Roesberg intern bereits verlauten, dass man nicht zum Kreis der ersten Testkandidaten zählen werde. Nach Auskunft von Sozial-Dezernentin Susanne Brahmst kann die Luca-App seitens des Herstellers nicht fristgerecht zum 6. April beim Landkreis eingerichtet werden.
Bei den ausgewählten Kommunen soll der Modellversuch drei Wochen laufen. Mit der Luca-App, die schon jetzt jeder kostenlos auf sein Smartphone laden kann, lassen sich dann Freiheiten zurückgewinnen, die die Menschen in den Monaten des Lockdowns schmerzlich vermisst haben. In der Testphase dürfen wieder Läden und die Außenbereiche von Lokalen öffnen. Nach dem Shoppen könnte man sich entspannt ins Straßencafé setzen und in der milden Frühlingsluft einen Cappuccino genießen - ohne zuvor lästige Zettel ausfüllen zu müssen.
Denn die Erfassung der persönlichen Daten erledigt die Luca-App quasi im Vorbeigehen: Der bei der Anmeldung in der App erzeugte QR-Code wird lediglich am Eingang eingescannt. Papier und Kuli sind passé. So könnte die App auch zu einer Art Zusatz-Eintrittskarte für Theater, Kinos und Konzerte werden - alles in Kombination mit Schnelltests, die nicht älter als zwölf Stunden sind. Für solche Tests gibt es bereits eigene Apps, an deren Anbindung an die Luca-App bereits gearbeitet wird.
Ein Beispiel wäre hier die im Kreis Stade mitentwickelte PassGo-App (das WOCHENBLATT berichtete), die womöglich im Testzentrum im Stadeum zum Einsatz kommen soll. Auch hier werden Daten digital erfasst und und aufs Smartphone übermittelt - und auch hier gilt die Devise: QR-Code statt Zettelwirtschaft. Eine Schnittstelle zur Luca-App wäre dann das Nonplusultra: Testen und Kontaktverfolgung als perfektes Doppel.
Sollte die Testphase in Sachen Luca-App erfolgreich sein, wird das Projekt wohl auf ganz Niedersachsen ausgedehnt werden. Für Einzelhändler, Gastronomen, Kinobetreiber und Kulturschaffende wäre das eine Riesen-Chance. Entsprechend hoffnungsvoll gibt man sich vor Ort: "Wir stehen diesem Vorhaben sehr positiv gegenüber", sagt Jürgen Ulrich, Pressesprecher von "Stade aktuell". Die Mitglieder der Werbegemeinschaft nutzen mit "e-guest" bereits eine App zur Erfassung von Kundenkontakten, doch diese ist nicht ans Gesundheitsamt angebunden. "Auf welche App es hinausläuft, ist uns im Prinzip egal", meint Ulrich. "Hauptsache, die Menschen kommen wieder in die Geschäfte und Restaurants und können sich dabei sicher fühlen."
Auch im Landkreis Harburg sind die Hoffnungen groß. Landrat Rainer Rempe erklärt: „Wir haben die Chance, den Trend umzukehren, wenn sich jeder von uns diszipliniert an die Vorgaben hält, Kontakte vermeidet und das Schnelltestangebot der Kommunen regelmäßig wahrnimmt. Wir brauchen jedoch zusätzliche Instrumente und intelligente Wege aus der Pandemie, die Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen eine Perspektive ermöglichen."
Sebastian Schaper, Leiter der Stabsstellen Pandemie sowie Digitales Arbeiten und Controlling der Kreisverwaltung ergänzt: „Je flächendeckender die Luca-App im Landkreis Harburg genutzt wird, desto näher kommen wir dem Ziel einer komplett digitalen Kontaktnachverfolgung. Eine Schnittstelle von der Luca-App zu SORMAS ermöglicht uns im Infektionsfall die sichere Nachverfolgung von Infektionsketten mit wenigen Klicks. Und je schneller wir Kontakte nachverfolgen können, desto schneller unterbrechen wir die Infektionsketten“. Auch Winsens Bürgermeister André Wiese sieht der Testphase freudig entgegen: „Ich begrüße es sehr, dass der Landkreis Harburg vorangeht und die Luca-App eingeführt hat. Für unsere Bewerbung als Modellkommune ist das genau der Rückenwind, den wir brauchen."
Das WOCHENBLATT fragt seine Leser:
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Scannen und eintreten: So läuft es mit der Luca-App
So funktioniert es mit der Luca-App (siehe Grafik):
1. Nach dem Herunterladen der App von Google Play oder vom App Store (Apple) trägt man seine persönlichen Daten ein. Die App verschlüsselt die Daten und erzeugt temporäre QR-Codes. Nur das Gesundheitsamt kann die Daten entschlüsseln.
2. Der verschlüsselte QR-Code muss am Eingang eines Ladens, Lokals oder auch Kinos eingescannt werden.
3. Der QR-Code wird zusätzlich mit einem Schlüssel des Ladeninhabers, Wirtes oder Veranstalters kodiert.
Diese können die Daten ihrer Gäste bzw. Kunden nicht auslesen.
4. Stellt sich später heraus, dass eine Corona-infizierte Person in der Nähe war, gehen die Kontaktdaten verschlüsselt an das Gesundheitsamt, das die Informationen ausliest und die üblichen Schritte veranlasst, um die Infektionsketten nachzuverfolgen. Ansonsten werden die Daten nach vier Wochen gelöscht.
5. Gab es keinen Corona-Fall, werden die Informationen nach vier Wochen gelöscht.
Strenge Kriterien für Test-Kommunen
Niedersachsen lässt sich die Nutzung der Luca-App 3 Millionen Euro kosten. Die Lizenz ist zunächst auf ein Jahr befristet. Als Modellkommune kommen nur Orte in Frage, bei denen das zuständige Gesundheitsamt über eine digitale Kontaktnachverfolgung verfügt. Alle 43 Gesundheitsämter im Land erhalten das Angebot, sich dem Luca-System anzuschließen.
Das Prozedere für das dreiwöchige Modellprojekt ist in einem eigens dafür geschaffenen Paragraphen der Corona-Verordnung festgelegt. Bei der Auswahl der Test-Kommunen spielt neben Faktoren wie der Teststrategie die jeweilige Sieben-Tage-Inzidenz der Region eine Rolle. Diese soll möglichst niedrig sein, ist aber bis zu einem Wert von 200 noch zulässig. Wird diese Schwelle überschritten, ist der Modellversuch im Regelfall unverzüglich zu beenden.
QR-Code auch für die Corona-Warn-App
Mit der Version 2.0, die ab dem 16. April bereitstehen soll, erhält die Corona-Warn-App eine Funktion, auf die viele schon lange gewartet haben. Wie bei der Luca-App ist es dann möglich, sich in Geschäften oder bei Veranstaltungen per QR-Code papierlos registrieren zu lassen.
Sollte der App-Nutzer später positiv getestet werden, kann er das Ergebnis über die App melden. Alle anderen Besucher, die zeitgleich mit der betreffenden Person an einem Ort waren, werden dann gewarnt - wie schon jetzt im Falle einer Risiko-Begegnung.
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