Junges Paar erfüllt sich einen Traum
Stade wird Heimathafen für historischen Segler
Stade wird Heimathafen eines der letzten erhaltenen einmastigen Ewer ("Giekewer"), die noch segeltüchtig sind. Eigner des historischen Plattbodenschiffs mit dem Namen "Frieda" ist ein junges Pärchen aus der Hansestadt, das sich mit dem Kauf des 1909 gebauten Einmasters einen Traum erfüllt. Stades Stadtmarketing-Chef Dr. Andreas Schäfer hat sich darum gekümmert, dass der Ewer einen Liegeplatz im Stadthafen erhält. Er ist begeistert: "Mit dem Schiff halten wir Stades maritimes Erbe lebendig." Ewer waren früher die schwimmendem Lastwagen des Nordens. Die "Frieda" transportierte über die Elbe und deren Nebenflüsse Güter aller Art von Gemüse bis Zement. Künftig soll sie Menschen befördern - auf von Stade Tourismus angebotenen Ausflügen.
"Wir möchten mit der 'Frieda' das Hafenleben bereichern", sagen Lioba Baum und Maik Zeh. Die beiden haben vor, Gästen mit Segeltörns auf der Elbe ein besonderes Erlebnis zu bieten und sich an maritimen Veranstaltungen in Stade und Umgebung wie etwa Hafenfesten zu beteiligen. Sie werden die "Frieda" am 1. April in Glückstadt übernehmen und nach Stade überführen.
Beide haben sich ganz der Traditionsschifffahrt verschrieben. Maik ging schon als Zehnjähriger mit dem Ewer "Wilhelmine von Stade" auf Segeltörn. Mit 19 übernahm er dort selbst das Kommando - so wie auf zwei weiteren Ewern, um die er sich im Auftrag der Eigner kümmerte. "Mittlerweile bin ich auf fast allen deutschen Traditionsseglern gefahren", berichtet Maik. "Schipper sind nun mal Mangelware." Seine Touren führten ihn u.a. in die dänische "Südsee" und sogar in die Karibik. Hauptsegelrevier ist aber die Elbe.
Auch auf dem größten Traditionsschiff im Stader Hafen, der "Greundiek", hat Maik angeheuert. "Seit fünf Jahren bin ich dort Kapitän." Mit seinem Sportseeschifferschein darf er historische Schiffe bis zu einer Länge von 55 Metern führen. Auch Lioba hat sich vom Charme alter (Segel-)Schiffe verzaubern lassen. Sie gehörte auf den mehreren Traditionsseglern zur Crew und engagiert sich im Museumshafen von Oevelgönne (Hamburg). Beide freuen sich darauf, endlich an Deck der "Frieda" zu stehen und die Segel zu hissen. Eines ist schon sicher: Sie werden auch dieses Jahr gemeinsam mit "Deckshund" Annikki ihren gesamten Jahresurlaub auf dem Wasser verbringen.
Frachtsegler mit einer bewegten Vergangenheit
Der Ewer "Frieda" lief 1909 auf der Jungewerft in Wewelsfleth (Schleswig-Holstein) vom Stapel. Bereits auf seiner Jungfernfahrt ging das Schiff unter, nur noch der Mast ragte heraus. Nach der Bergung wurde die "Frieda" zum Lastentransport auf der Elbe eingesetzt. Auch der Stader Stadthafen war ein häufiges Ziel. In den 1920er Jahren, als noch rund 350 Ewer auf der Elbe unterwegs waren, erhielt die "Frieda" einen Hilfsmotor. Später wurde sie um acht Meter verlängert. Klüverbaum, Seitenschwerter (Ruder) und Rigg (Takelage) wurden entfernt.
Im Jahr 1959 übernahm die Hamburger Mineralölfirma Ernst Jung die "Frieda". Fast 25 Jahre wurde es als Versorgungsschiff genutzt. Dann ging der ehemalige Frachtsegler an den Verein Museumshafen Oevelgönne, der ihn für eine symbolische D-Mark an ein Vereinsmitglied übereignete. Dieser ließ das Schiff auf einer kleinen Werft an der Lühe, der Sietaswerft, nach alten Plänen in den Originalzustand versetzen und wieder auf die ursprüngliche Länge (23,6 Meter) verkürzen.
Nach einem weiteren Eigentümerwechsel war Glückstadt seit 2012 Heimathafen der "Frieda". Sie ist als bewegliches Kulturdenkmal in der Hamburger Denkmalliste eingetragen.
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