Stader Ärztin engagiert sich bei "German Doctors"
lt. Stade. Andere entspannen in ihrem Urlaub am Strand oder gehen Wandern in den Bergen - Dr. Gabriele Brockhausen (63) hat in ihrem letzten "Urlaub" zehn Menschen das Leben gerettet. Die Lungenärztin mit Zusatzqualifikationen aus Stade war im Frühjahr sechs Wochen lang für die Organisation "German Doctors" auf den Philippinen unterwegs. Es war bereits ihr fünfter ehrenamtlicher Einsatz dieser Art.
Auf der Insel Mindoro im Westen des Landes behandelte Brockhausen im Februar und März täglich u.a. rund 50 Ureinwohner des Mangyanstammes, die in abgelegenen Bergdörfern in einfachen Bambushütten leben und im Durchschnitt um die 30 Kilo wiegen.
"Es war der anstrengendste Einsatz bisher", sagt die Ärztin. Armut und Dreck hätten sie dieses Mal sehr belastet. Die Patienten litten am häufigsten unter Würmern, Tuberkulose, Harnwegsinfekten, Hautkrankheiten oder Mangelernährung. Einmal sei eine Großmutter mit ihren drei an Bronchitis erkrankten Enkel in die "Sprechstunde" gekommen. Die schwangere Mutter der Kinder war offenbar kurz zuvor ermordet worden, berichtet Gabriele Brockhausen.
Doch die Ärztin ist auch mit vielen positiven Eindrücken wieder nach Hause zurück gekehrt. Sie habe viel über die tapferen und lebensfrohen Ureinwohner gelernt und habe große Dankbarkeit und Gastfreundschaft erfahren.
Zu sehen, dass eine an einer lebensbedrohlichen Halslymphknotentuberkulose erkrankte Frau mit ihrer Hilfe geheilt werden konnte und am Ende sogar ein gesundes Baby in den Armen hielt, sei eine tolle Bestätigung, sagt Brockhausen.
Das Einsatz-Team bestand neben ihr als "German Doctor" aus einer Gruppe Einheimischer, darunter eine Dolmetscherin, die gleichzeitig ausgebildete Hebamme war, der Fahrer der "Rolling Clinic", der als Apotheker auch für die Medikamente zuständig war, sowie eine Pharmazieschwester.
Zur Ausrüstung von Dr. Gabriele Brockhausen gehörten neben einem Stethoskop u.a. Sticks zum Messen von Blutzucker und Urin sowie Basismedizin. "Das wichtigste sind die eigenen fünf Sinne", sagt die Ärztin, die ihre Patienten meinst in mit Tüchern abgehängten kleinen Hütten an "wackeligen Tischen" behandelte.
Obwohl sie sich bei ihren Einsätzen auf den Philippinen und in Kalkutta (Indien) nie bedroht gefühlt habe, gab es beim letzten Besuch doch eine heikle Situation: Da sich auf der Insel Mindanao im Süden der Philippinen die Sicherheitslage aufgrund von IS-Aktivitäten verschärft hätte, forderte die Deutsche Botschaft die German Doctors auf, die Region zu verlassen.
Derzeit werden von den German Doctors 36 Dörfer auf Mindoro versorgt, das Programm soll erweitert werden.
• Kontakt zu Dr. Gabriele Brockhausen unter gbrockhausen@t-online.de
• German Doctors e.V. ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation, die unentgeltlich arbeitende Ärzte in Projekte auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und Sierra Leone entsendet. Der Verein setzt sich für ein Leben in Würde ein und kümmert sich um die Gesundheitsversorgung und die Ausbildung benachteiligter Menschen in den Einsatzregionen. Durch Präventivmaßnamen wie begleitende Ernährungsprogramme oder Hygieneschulungen soll die Gesundheit der Patienten auch langfristig verbessert werden. Die Ärzte arbeiten während ihres Jahresurlaubes oder im Ruhestand für sechs Wochen für "German Doctors" und verzichten dabei auf jegliche Vergütung. Seit 1983 wurden mehr als 6.700 Einsätze mit mehr als 3.100 Medizinern durchgeführt.
• www.german-doctors.de
Redakteur:Lena Stehr |
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