Stader Johannis-Kita: Lüftung als Lösung gegen Lösemittel-Ausdünstungen
Stadt informiert Eltern über Maßnahmen
jd. Stade. Vor zwei Monaten machte das WOCHENBLATT erstmals bauliche Missstände beim Stader Johannis-Kindergarten publik. Eltern machen sich Sorgen um ihre Kinder und Mitarbeiter sind ebenfalls verunsichert, weil die im Sommer 2017 in Betrieb genommene Einrichtung eine erhöhte Schadstoffbelastung im Bereich der flüchtigen organische Stoffe (engl.: volatile organic compounds= VOC) aufweist, die vor allem in Lösungsmitteln enthalten sind. In unserer Berichterstattung haben wir zunächst die Vorwürfe aus den Reihen des Personals und dann die Kritik einer betroffenen Mutter an den unzureichenden Informationen zu diesem Thema sowohl seitens der Kirche als Betreiber als auch der Stadt als Bauherr aufgegriffen. Vielleicht hat dieser öffentliche Druck dazu beigetragen, dass die Verantwortlichen jetzt offenbar zur Einsicht gekommen sind und das Problem mit größerer Transparenz angehen.
Bereits am Erscheinungstag des letzten WOCHENBLATT-Artikels über die Schadstoff-Problematik vor rund drei Wochen konnten die Eltern endlich das von Stadt bei der Dekra in Auftrag gegebene Gutachten einsehen. Laut Mitteilung einer Mutter hatten sich die Eltern zuvor wochenlang vergeblich bemüht, Einsichtnahme in die Ergebnisse der Untersuchung zu erhalten. Außerdem hat die Stadt an diesem Mittwoch ein Infoschreiben für Eltern und Mitarbeiter verteilt, in dem das weitere Vorgehen erläutert wird, um die hohe Konzentration der VOC's in der Raumluft zu senken.
Um die Luftqualität zu verbessern, sollen in allen Gruppenräumen "zusätzlich leistungsstarke Lüftungsgeräte" installiert werden, die ständig frische Außenluft zuführen. Laut Info-Schreiben rechnet die Stadt damit, dass die Geräte etwa ab Ende März / Anfang April eingebaut werden. Die Installation hängt auch von der Witterung ab, da Teile der Anlage auf dem Dach montiert werden. Im Februar 2019 sei zudem eine Informationsveranstaltung zu dem Thema geplant, heißt es in dem von Bürgermeisterin Silvia Nieber (SPD) unterzeichneten Schreiben.
Lüften als Universal-Lösung für die durch Lösungsmittel hervorgerufene Schadstoffbelastung wird von manchen Experten durchaus kritisch gesehen, weil damit nicht die eigentliche Ursache angegangen wird. Nach Ansicht der Dekra-Gutachter dünsten hauptsächlich das Material der Fußbodenbeläge (Kautschuk bzw. PVC) sowie der Kleber die Schadstoffe aus.
Davon gehen auch die Experten des Biolabors Hamburg aus, das bereits im Sommer im Auftrag des Kirchenamtes die Kita-Räume untersucht hat. "Sollten trotz ausreichendem Luftwechsel keine Verbesserungen eintreten, sind Untersuchungen der verwendeten Baumaterialien wie Bodenbeläge, Kleber sowie Anstriche und Tapeten vorzunehmen", lautet deren Empfehlung.
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