Erst Impfzentrum, jetzt Flüchtlingsquartier
Stader Notunterkunft für Ukrainer wird jetzt regelmäßig genutzt
Im Sommer 2021 herrschten hier reger Andrang und hektische Betriebsamkeit, ein Jahr später geht es wesentlich beschaulicher zu: Die ehemaligen Firmenhallen des Airbus-Zulieferers Saertex in Stade-Ottenbeck wurden im vergangenen Jahr als zentrales Impfzentrum für den Landkreis Stade genutzt. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat der Landkreis den Hallenkomplex erneut angemietet und als Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge hergerichtet. Kürzlich stattete Landrat Kai Seefried der Einrichtung einen Besuch ab. Mangels Bedarf war in den Hallen über Wochen niemand untergebracht. Jetzt ist sie regelmäßig für Menschen aus der Ukraine eine erste Bleibe.
"Im Moment leben Gruppen von Vertriebenen in der Größenordnung zwischen 25 und 50 Personen in der Unterkunft", sagt Kreissprecher Daniel Beneke. Rund eine Woche würden die meisten dort verbringen, bis für sie die Unterbringung in Wohnungen in einer der Kommunen geregelt sei. Die Zeit bis dahin wird genutzt, um die Aufnahme-Formalitäten zu erledigen und Flüchtlinge u.a. zur Registrierung bei der Ausländerbehörde im Kreishaus zu fahren. Derzeit erhalte der Landkreis meist zweimal wöchentlich Zuweisungen von jeweils rund zwei Dutzend Geflüchteten aus der Ukraine, so Beneke.
Den Betrieb managt der DRK-Kreisverband im Auftrag des Landkreises. Zehn Mitarbeiter seien dafür eingestellt worden, berichtete DRK-Kreisbereitschaftsleiter Frank Burfeindt anlässlich der Landrats-Visite. Außerdem übernimmt das DRK den Fahrdienst zwischen Notunterkunft und Kreishaus. Zum Schutz der Geflüchteten sind rund um die Uhr Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes vor Ort.
Derzeit bieten die Hallen Platz für 200 Menschen. Bei Bedarf können die Kapazitäten weiter aufgestockt werden, sodass bis zu 500 Vertriebene vorübergehend untergebracht werden könnten. Um eine gewisse Privatsphäre zu wahren, sind Zelte aufgebaut. Sanitäre Anlagen hat der Landkreis in Form von Toiletten- und Duschcontainern bereitgestellt, außerdem wurden Waschmaschinen und Wäschetrockner beschafft. In einem separaten Bereich befinden sich eine Kinderspielecke und Tischtennisplatten, für die Erwachsenen stehen zudem Laptops und Fernseher bereit. In der gesamten Notunterkunft gibt es WLAN, damit die Ukrainer per Smartphone den Kontakt zu den Verwandten in der Heimat aufrechterhalten können.
„Uns ist wichtig, dass es sich bei den Unterbringungen hier stets nur um eine kurzfristige Lösung für wenige Tage handelt“, betonte Landrat Seefried. Er kündigte an, dass die Unterkunft noch bis zum ersten Quartal 2023 weiter betrieben werden soll. Der zunächst bis Jahresende laufende Mietvertrag für die Hallen ist bereits bis zum März des kommenden Jahres verlängert worden. Der Landkreis will darauf vorbereitet sein, falls sich die Lage in der Ukraine im Winter verschlechtern sollte. Seit Kriegsbeginn sind mehr als 2.000 Vertriebene aus der Ukraine im Landkreis Stade registriert und untergebracht worden.
Weiterhin fraglich ist, ob das Land am Ende die Kosten für die Notunterkunft übernimmt. Derzeit muss der Landkreis monatlich mehr als 50.000 Euro für den Betrieb der Einrichtung inklusive DRK-Personal und Miete aufbringen. Auf Landesebene laufen zu diesem Thema derzeit Verhandlungen zwischen der Landesregierung und den kommunalen Spitzenverbänden.
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