Baltic Sea Circle Rallye
Staderinnen im Wettrennen um die Ostsee
Sie brechen in diesem Sommer zu einem ganz besonderen Abenteuer auf: In 16 Tagen wollen die Nordic Wild Cats, Corinna Kunze und Christina Treppner aus Stade, bei der Baltic Sea Circle Rallye mit einem zwanzig Jahre alten Auto bis hoch zum Nordkap und dabei die Ostsee umfahren. Nur mit einer Karte ausgestattet geht es vom 19. Juni bis 4. Juli über 7.500 Kilometer von Hamburg aus durch Skandinavien, bis zum Polarkreis und über die Baltischen Staaten zurück nach Deutschland. Doch auf Schnelligkeit allein kommt es hier nicht an: Die Rallyefahrer sammeln Punkte, indem sie sich zahlreichen Aufgaben stellen. "In der letzten Rallye musste man zum Beispiel einen stinkenden Fisch transportieren oder den Autofriedhof Kyrkö Mosse in Smaland in Schweden anfahren", sagt Corinna Kunze. Was genau auf die langjährigen Freundinnen aus Stade zukommt und welche Route ihnen vorgeschlagen wird, erfahren sie erst bei der Übergabe des Roadbooks am Start.
"Wir als Frauen über 50 wollen diese wahrscheinlich von Männern dominierte Herausforderung mal ein wenig aufmischen", sagt Kunze. Per Zufall hatte Kunze 2020 von der Rallye erfahren und war sofort Feuer und Flamme gewesen. "Ich stelle mich gerne solchen Herausforderungen. Erst ein Jahr zuvor hatten Christina und ich gemeinsam an der Segelregatta bei der Kieler Woche teilgenommen, da wusste ich sofort, dass wir zwei die Richtigen sind, um uns auch diesem Abenteuer zu stellen. Da wir beide Katzenliebhaberinnen sind, haben wir uns die nordische Wildkatze zum Symbol gemacht und unser Team nach ihr benannt."
Um schon beim Start Punkte zu sammeln, wollen sich die beiden als Katzen verkleiden. Passend dazu prangt auf ihrem Rallye-Auto ein großer Katzenkopf, der Innenraum ist mit Kunstfell im Katzenmuster bezogen und hinter der Frontscheibe lauern zwei Plüschkatzen.
Das 20 Jahre alte Cat-Mobil
Weil die Teilnahmebedingungen vorsehen, dass die Rallye-Autos mindestens zwanzig Jahre alt sein müssen, schafften sich die Nordic Wild Cats im vergangenen Jahr den Fiat Doblo 223 an. Der knallorange Wagen hat schon 160.000 Kilometer drauf und "schnurrt wie ein Kätzchen", sagt Kunze und lacht. "Für uns war wichtig, dass unser 'Cat-Mobil' möglichst sparsam ist und ein großes Raumvolumen sowie eine hohe Traglast hat. Außerdem sieht er natürlich auffällig aus, das gefiel uns sofort."
In vielen Stunden Arbeit rüsteten die beiden den Wagen für die Rallye um. Da Christina Treppner eine eigene Tischlerei in Hammah führt, konnten die Nordic Wild Cats den gesamten Innenausbau selbst planen und fertigen. So ist das Cat-Mobil nun mit einem Vorratsschrank, einer ausfahrbaren Küche, einem Kleiderschrank, einem Werkzeugschrank, einer Toilette für den Notfall und einem gegen Diebstahl gesicherten Dachzelt ausgestattet. "Viele übernachten während der Rallye in Hotels, aber wir campen lieber - dafür gibt es nämlich auch Punkte", verrät Treppner.
Noch sind die beiden sich nicht ganz einig, was sie an Proviant mitnehmen werden. Knäckebrot, Haferflocken und Nudeln stehen bisher auf dem Essensplan. Denn auch wenn beide gerne mit viel Gemüse kochen, heißt es, sparsame Gerichte einplanen. Schließlich wollen sie nicht zu viel Geschirr verbrauchen und damit Wasser und kostbare Zeit verschwenden. Auch beim Abbau des Dachzelts müssen sich die beiden noch einspielen: "Das dauert noch eine halbe Stunde - definitiv zu lange!", sagt Treppner.
Für den Ernstfall haben die beiden Werkzeug, Ersatzkeilriemen, Ersatzreifen, Wagenheber und Seilwinde eingepackt. "Wenn der Motor versagt, dürfte wohl jeder Rallyefahrer erstmal auf dem Trockenen sitzen, aber wir sind optimistisch, dass wir für alle anderen Fälle gut gerüstet sind und ohne Pannen vorankommen", so Kunze.
Damit es auf der langen Fahrt zwischen den einzelnen Stationen nicht langweilig wird, haben die Nordic Wild Cats Hörbücher, Musik und Quizzspiele mitgenommen. "Außerdem höre ich in anderen Ländern immer gerne Radio", sagt Treppner.
7.500 Kilometer für den guten Zweck
Neben der Wettbewerbsherausforderung spenden die Teilnehmenden der Baltic Sea Circle Rallye auch für den guten Zweck: Jedes Team muss mindestens 750 Euro für ein nachhaltiges Charity-Projekt seiner Wahl sammeln. Diesen Betrag haben die Nordic Wild Cats längst geknackt: 1.557,86 Euro haben Kunze und Treppner an Spenden für die "Wilhelmine" in Stade gesammelt. Das historische Segelschiff wird von Kindern und Jugendlichen instandgehalten. "Wir haben lange nach einem passenden regionalen Projekt gesucht und finden es einfach klasse, was diese Jugendlichen leisten und welcher Teamgeist in diesem Projekt steckt." Durch die Spenden konnte sich der Verein bereits eine dringend benötigte Brandmeldeanlage beschaffen. Bis zum 4. Juli kann noch gespendet werden. "Außerdem freuen wir uns natürlich über weitere Sponsoren, die uns bei den derzeitigen Spritpreisen unterstützen", sagt Kunze.
Bis zum Start am Sonntag, 19. Juni, zwischen 11.15 und 12.15 Uhr am Gut Basthorst in Hamburg ist es gar nicht mehr so lange hin: "Der Countdown läuft", sagt Kunze. "Und das Kribbeln im Bauch ist schon da." Auf der Fahrt wird sie regelmäßig online in einem Blog von ihren Zwischenstationen berichten. Alle Infos dazu auf www.nordic-wild-cats.de.
(sv)
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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