500.000 Euro pro Jahr für die Sanierung
Stadeum: Stade will sanieren statt abreißen und neu bauen
Sanierung oder Neubau und Abriss? Über die Zukunft des Stadeums ist in den vergangenen Monaten viel diskutiert worden. Das 1989 eröffnete Stader Kultur- und Veranstaltungszentrum ist in die Jahre gekommen. Doch wie ist es überhaupt um die bauliche Substanz bestellt? Dies galt es zu klären, bevor Zukunftspläne geschmiedet werden.
Die Hansestadt Stade hat daher ein Gutachten in Auftrag gegeben, um eine Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Geplant ist nun, das Stadeum in den kommenden Jahren Schritt für Schritt zu sanieren - bei laufendem Betrieb. Die Sanierungsmaßnahmen sollen unter Federführung der Gebäudewirtschaft Stade (GWS) erfolgen. Die stadteigene Gesellschaft hat in Abstimmung mit den Gutachtern eine entsprechende Lösung erarbeitet, die kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung vom Verwaltungsausschuss des Rates abgesegnet wurde.
Neubau für 56 Millionen Euro
Erstellt wurde das Stadeum-Gutachten vom Beratungsunternehmen Bevenue. Das Münchener Fachbüro, das sich auf Veranstaltungsimmobilien wie Stadthallen oder Kongresszentren spezialisiert hat, legte verschiedene Sanierungsoptionen vor. Als kostengünstigste Möglichkeit wurde die sogenannte "Pinselsanierung" vorgeschlagen. Dabei werden je nach Erforderlichkeit Schönheits- und Kleinreparaturen vorgenommen. Damit könnte das Gebäude weitere fünf bis zehn Jahre genutzt werden. Die Kosten würden bei etwa fünf Millionen Euro liegen. Deutlich teurer wäre eine umfassende Grundsanierung des Gebäudes. Hier veranschlagen die Gutachter rund 28 Millionen. Der Erhalt des Stadeums wäre damit für rund 15 bis 25 Jahre gesichert. Doppelt so viel, nämlich 56 Millionen Euro, würde ein Neubau kosten.
Schrittweise Sanierung über 15 Jahre
Am Ende setzte sich eine vierte Variante durch, die von der GWS ins Spiel gebracht wurde und nun weiterverfolgt wird. Nach dieser Sanierungsvariante sollen alle notwendigen Reparaturen sukzessive und während des laufenden Betriebes durchgeführt werden. Ziel ist, die Bausubstanz für zunächst weitere 15 Jahre zu erhalten. Die Kosten für die Instandhaltungsarbeiten werden sich durchschnittlich auf 500.000 Euro pro Jahr belaufen. Die Gebäudewirtschaft Stade wird bis zum Jahresende prüfen, welche Reparaturen in welcher Reihenfolge umgesetzt werden müssen.
Zuschnitt der Angebote überprüfen
Gleichzeitig untersuchten die Münchener Experten, wie man in Zukunft die wirtschaftliche Situation des Stadeums verbessern lässt. Das Veranstaltungszentrum ist seit Jahren ein Zuschussbetrieb. "Es ging darum, inwieweit eine Neugewichtung des bisherigen Angebotsportfolios - bestehend aus Messen, Tagungen und Kulturveranstaltungen - zu Mehreinnahmen führen könnte", erläutert Stadtrat Carsten Brokelmann, der im Führungstrio im Stader Rathaus für Finanzen zuständig ist. Es wurde durchgespielt, welche Auswirkungen das Drehen an den einzelnen Stellschrauben haben könnte - wenn beispielsweise zugunsten eines größeren Angebotes an Konzerten das Theaterprogramm eingedampft würde oder man zugunsten von Messen den Bereich Kultur reduziert.
Der Veranstaltungsmix ist passend
Doch egal, welches Szenario durchgespielt wurde: Die Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis seien rudimentär und würden stets unter zehn Prozent liegen, so Brokelmann. "Die Untersuchung zeigt, dass wir mit dem jetzigen Konzept für das Stadeum und dem bestehenden Veranstaltungsmix richtig liegen." Eine Neuausrichtung mit einer veränderten Angebotsstruktur wäre ohnehin mit erheblichen Risiken verbunden. Die Kulturlandschaft habe sich durch Corona gravierend verändert, so Brokelmann. Mit einer Schwerpunktsetzung etwa auf populäre Konzerte ließe sich vielleicht der Umsatz erhöhen. Doch dem stünden höhere Kosten gegenüber. Am Ende bliebe nur ein magerer Gewinn.
Als positiv hebt das Gutachten das Platzangebot hervor. Der große Saal bietet rund 1.000 Sitzplätze. Viele Konzertagenturen nehmen Häuser erst ab dieser Grenze überhaupt in ihr Tourneeprogramm auf. Das Gleiche gilt für das flexible Raumangebot innerhalb des Stadeums mit dem großen und kleinen Saal sowie den verschiedenen Nebenräumen. "Wenn wir die baulichen Rahmenbedingungen optimieren, die Veranstaltungstechnik auf dem neuesten Stand halten und die jeweiligen Sanierungsschritte umsetzen, dürfte die Zukunft des Stadeums gesichert sein", erklärt Brokelmann.
Auch Bürgermeister Sönke Hartlef, der aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich an der Sitzung des Verwaltungsausschusses teilnehmen konnte, betonte: „Das Stadeum hat als Kultur- und Veranstaltungsort eine Strahlkraft weit über Stade hinaus ins gesamte Elbe-Weser-Dreieck. Daher bin ich froh, dass wir einen Weg gefunden haben, die notwendigen Schritte einzuleiten, um im Stadeum auch künftig Comedy, Theater und Konzerte bieten zu können.“
Paulsen bleibt Geschäftsführer
Parallel zur Diskussion über die Sanierung wurde im Verwaltungsausschuss auch ein Beschluss zur zukünftigen Führung des Stadeums gefasst. Tobias Paulsen, der seit Oktober 2023 als Geschäftsführer im Amt ist, soll, so der Wunsch des Verwaltungsausschusses und der Stadtverwaltung, seine Tätigkeit weiter ausüben. Der Ausschuss beauftragte die Stader Stadtverwaltung, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.
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