Ewige Totenruhe sichern
Stadt Stade richtet Grabfeld für muslimische Bestattungen ein

Ab dem kommenden Jahr können Muslime auch in der Hansestadt Stade ihre verstorbenen Angehörigen bestatten (Symbolfoto) | Foto: Adobe Stock/as-artmedia
  • Ab dem kommenden Jahr können Muslime auch in der Hansestadt Stade ihre verstorbenen Angehörigen bestatten (Symbolfoto)
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jab/jd. Stade. Auf dem Camper Friedhof in Stade steht das erste muslimische Grabfeld im Landkreis Stade kurz vor der Fertigstellung. Hier sollen künftig Menschen muslimischen Glaubens nach ihren religiösen Vorschriften bestattet werden. Ursprünglich hatte die Stadt angekündigt, dass das Grabfeld bereits im vergangenen Jahr seiner Bestimmung übergeben werden sollte. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage hieß es nun aus dem Rathaus, dass sich die Fertigstellung aufgrund von Lieferengpässen beim Material verzögert habe. Die noch ausstehenden Arbeiten beim Altar- und Waschbereich sollen laut Stadt bis Ende dieses Monats abgeschlossen sein. Damit konnte der Wunsch der Mitbewohner und der Familie des bei einem Polizeieinsatz erschossenen Flüchtlings Kamal I., diesen in Stade zu bestatten, nicht erfüllt werden. Kamal I. wurde am Donnerstag in Hamburg-Öjendorf auf dem dortigen muslimischen Grabfeld beerdigt (siehe unten).

Nach Auskunft der Stadt haben Vertreter muslimischer Gemeinden die künftige Begräbnisstätte bereits in Augenschein genommen. "Diese haben sich sehr positiv über das Grabfeld geäußert", berichtet der Pressesprecher der Stadt, Stephan Voigt. Rund ein Viertel der Fläche ist bereits hergerichtet. Die genaue Ausrichtung in Richtung Mekka wurde dabei präzise bestimmt. Auf dem rund einen halben Hektar großen Areal, das für rund 150.000 Euro hergerichtet wurde, wird Platz für 100 Grabstellen sein.

Laut Voigt werden Beisetzungen auf dem muslimischen Grabfeld, das nicht nur für Stader Bürger bestimmt ist, erst ab dem 1. Januar möglich sein. Zuvor müsse noch die Gebührensatzung durch den Rat verabschiedet werden. Die Gebühren werden ein wenig höher ausfallen, da auf dem Grabfeld quasi ein ewiges Ruherecht besteht. Grabstellen können nicht aufgelöst werden, da die Toten nach den muslimischen Glaubensgrundsätzen im Grab auf ihre Auferstehung warten. Für ein Reihengrab soll eine Gebühr von 600 Euro erhoben werden. Die gleiche Summe ist für die Bestattung fällig. Zur Einweihung des Gräberfeldes ist nach Angaben von Voigt kein besonderer Ritus erforderlich.

Die Bestattung selbst wird folgendermaßen vollzogen: Bevor der Leichnam beerdigt wird, nehmen die Angehörigen eine rituelle Waschung vor. Der Verstorbene wird anschließend in ein Leinentuch gewickelt und ohne Sarg beerdigt. Hierfür ist allerdings eine Genehmigung des Gesundheitsamtes nötig, da in Deutschland eine Körperbestattung prinzipiell nur in einem Sarg erlaubt ist.

Erschossener Flüchtling in Hamburg beerdigt
Auch heutzutage lassen sich noch viele muslimische Türken, vor allem der ersten Generation in Deutschland, in ihrer Heimat bestatten. Dafür gibt es sogar spezielle Versicherungen. In Stade sollen muslimische Begräbnisse ab dem kommenden Jahr möglich werden. Für den erschossenen sudanesischen Flüchtling aus Harsefeld ist das allerdings zu spät. Seine letzte Ruhe fand er in Hamburg.

Zuvor stand allerdings noch die Frage der Kostenübernahme im Raum. Zunächst sah sich die Samtgemeinde Harsefeld in der Pflicht, sich um die Bestattung zu kümmern. Allerdings ist nicht der Wohn-, sondern der Sterbeort ausschlaggebend dafür, wer sich darum kümmern muss. Somit musste die Hansestadt Stade, hier war der Flüchtling im Krankenhaus verstorben, übernehmen - diese wusste aber erst gar nichts davon und schob die Verantwortung auf den Landkreis als Sozialleistungsträger. Der Landkreis allerdings verwies wieder auf die Stadt, die schließlich die Beerdigung in Auftrag gab.

Ein Grabfeld für Muslime
Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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