Stader Fragen-Staffel, Teil 19
Susanne Lüdtke: Engagierte Rehkitz-Retterin
In der WOCHENBLATT-Serie "Die Fragen-Staffel" werden Akteure aus dem gesellschaftlichen Leben Stades befragt. Unter dem Motto "Ich hätte mal drei Fragen" stellt das WOCHENBLATT engagierte Ehren- und Hauptamtliche aus Vereinen, Initiativen oder Einrichtungen vor.
Es werden immer drei Fragen gestellt. Derjenige, der gerade geantwortet hat, reicht den Staffelstab an die von ihm nominierte Person weiter und formuliert dafür drei Fragen. Es gilt folgende Spielregel: Der oder die Befragte darf nicht aus der eigenen Organisation kommen.
Die drei Fragen stellt diesmal der Stader THW-Ortsjugendbeauftragte Lukas Wiener an Susanne Lüdtke, die sich in der Initiative "Kitz & Co." engagiert.
Lukas Wiener:Wie kam es zur Gründung der Initiative "Kitz & Co." und was genau macht sie?
Susanne Lüdtke: Vor vier Jahren fanden wir bei Spaziergängen drei durch Mähwerke getötete Rehkitze. Wir recherchierten im Internet. Demnach kommen jährlich bundesweit bis zu 100.000 Kitze, junge Hasen und auch Küken von Bodenbrütern um. Aber es gab erste Lösungsansätze. Neben motivierten Jagdpächtern kamen Freiwillige zusammen, die gemeinsam Felder vor der Mahd zu Fuß abgingen. Auch die ersten Drohnen kamen zum Einsatz. Meine Freundin gründete mit Nachbarn, Freunden, Kollegen eine WhatsApp-Gruppe. Wir sammelten Spenden für eine Drohne mit Wärmebildkamera. Inzwischen haben wir drei Drohnensysteme im Einsatz.
Frühmorgens fliegen wir jetzt die Flächen ab und sichern Jungtiere. Kitze werden am Feldrand unter einem Korb geschützt und nach der Mahd den Ricken zugeführt. Manche Flächen werden auch mit Hunden abgelaufen und wir stellen auch mal technische Vergrämer auf.
Lukas Wiener: Was würdest du dir für die weitere Arbeit der Initiative wünschen?
Susanne Lüdtke: Ich wünsche mir im Allgemeinen, dass wir mehr Menschen für dieses Thema sensibilisieren können. Bundesweit werden leider erst weniger als zehn Prozent aller Grünlandflächen nach Jungtieren abgesucht. Das erfolgt von Anfang Mai bis Ende Juni. Neben dem guten Gefühl, Leid zu verhindern und Leben zu retten, kann man oft schöne Sonnenaufgänge in der Natur erleben. Technikfreaks können ihr Hobby mit Sinn füllen und außerdem kann man an der frischen Luft nette Leute kennenlernen.
Für unsere Initiative wünschen wir uns auch noch weitere aktive Helfer. Außerdem wäre eine bessere Unterstützung durch die Fachbehörden beim Landkreis Stade wünschenswert.
Lukas Wiener:Was hältst du vom Vorschlag des Bundespräsidenten, eine soziale Pflichtzeit einzuführen?
Susanne Lüdtke: Eigentlich ist es schade, dass man überhaupt darüber nachdenken muss, Mitbürger verpflichten zu wollen, sich unentgeltlich einzubringen. Aber leider sind auch wir von dem mangelnden sozialen Engagement betroffen. Wir haben zwar eine große WhatsApp-Gruppe, aber wenn es darum geht, aktiv zu werden, ist es immer wieder der harte Kern, der alles stemmen muss. Sicher liegt es auch an den unattraktiven Zeiten, zu denen wir unterwegs sein müssen. Wir suchen hauptsächlich Helfer, die morgens aktiv sein können. Das ist für Berufstätige natürlich schwer mit dem Job zu vereinen. Wir haben auch jetzt schon rüstige Rentner am Start, die sich ganz toll einbringen. Sie können - wie es der Bundespräsident treffend formulierte - "den eigenen Horizont erweitern, andere Menschen treffen, helfen, Vorurteile abbauen und den Gemeinsinn stärken".
Ich gehe jedenfalls davon aus, dass unsere Initiative vielleicht von einer sozialen Pflichtzeit profitieren könnte.
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