Falsche Inzidenzwerte durch "Meldeverzug"
Tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Stade durchweg höher als der veröffentlichte Wert

Die Grafik macht deutlich, wie die hoch Abweichungen zwischen den zunächst gemeldeten und den später korrigierten Inzidenzwerten sind: Die dunkelblaue Linie stellt den täglich veröffentlichten Inzidenzwert dar, die hellblaue Linie steht für die tatsächliche Inzidenz auf Basis der korrigierten Werte. Die gelbe Linie zeigt, wie hoch die jeweiligen Abweichungen in Prozent sind   | Foto: jd
  • Die Grafik macht deutlich, wie die hoch Abweichungen zwischen den zunächst gemeldeten und den später korrigierten Inzidenzwerten sind: Die dunkelblaue Linie stellt den täglich veröffentlichten Inzidenzwert dar, die hellblaue Linie steht für die tatsächliche Inzidenz auf Basis der korrigierten Werte. Die gelbe Linie zeigt, wie hoch die jeweiligen Abweichungen in Prozent sind
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jd. Stade. Es war ein dramatischer Monat in Sachen Corona: Im Landkreis Stade hat sich die Pandemie-Situation im November erheblich verschärft. Im Laufe des Monats haben sich die Inzidenzwerte nahezu verdreifacht. Am 27. November wurde eine Inzidenz von 177 gemeldet. Das ist der höchste Werte seit Beginn der Pandemie. Doch die täglich gemeldeten Inzidenzwerte entsprechen im Landkreis Stade meist gar nicht der Realität. Die tatsächlichen Inzidenzwerte sind an manchen Tagen sogar um einiges höher. Das ergibt ein Datenabgleich, den das WOCHENBLATT anhand der Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) vorgenommen hat. Grund ist der sogenannte "Meldeverzug".

Bei einem Blick auf die Grafik wird deutlich, um welches Problem es hier geht: Die dunkelblaue Linie mit den orange hinterlegten Zahlen stellte die Entwicklung der Sieben-Tage-Inzidenz im Monat November anhand der täglich vom RKI veröffentlichten Inzidenzwerte dar. Diese Werte basieren auf den aktuellen Meldungen des Kreis-Gesundheitsamtes. Doch fast täglich erfolgen Nachmeldungen von Corona-Fällen. Der offizielle Inzidenzwert wird aber nicht mehr korrigiert. Eine Korrektur erfolgt nur in der Statistik.

Diese Statistik des RKI hat das WOCHENBLATT für den Monat November ausgewertet. Das Ergebnis spiegelt sich in der hellblauen Linie und den gelb unterlegten Zahlen wider. Diese Linie mit den korrigierten Inzidenzwerten liegt im gesamten November über den zunächst gemeldeten Werten. Das heißt: Die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz ist deutlich höher als der veröffentlichte Wert. An immerhin 13 Tagen liegen die Abweichungen über 20 Prozent, an drei Tagen sogar über 30 Prozent. Der Unterschied in Prozent wird durch die gelbe Linie dargestellt.

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Bei den Behörden wird solch eine Nachmeldung von Corona-Zahlen als Meldeverzug bezeichnet. Dieser Meldeverzug ist kein spezifisches Phänomen beim Landkreis Stade. Auch in anderen Landkreisen kommt das vor. Allerdings meist nicht in diesem erheblichen Ausmaß. So lag die Abweichung im Nachbarkreis Harburg gerade mal bei einem Prozent.

Der Landkreis Stade begründet die Nachmeldungen mit den zeitlichen Vorgaben: Die Zahl der neuen Corona-Fälle müsse vom Gesundheitsamt täglich bis 16 Uhr an das Land berichtet werden. Doch auch danach gingen noch Meldungen von Laboren ein. Diese würden erst am Folgetag in die korrigierten Zahlen des Vortages einfließen. Naturgemäß besonders hoch seien die Abweichungen nach den Wochenenden, heißt es seitens des Landkreises. Alle Zahlen, die freitags nach 16 Uhr eingingen, würden erst montags nachgemeldet.

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Kritiker halten solch starke Abweichungen bei den Inzidenzwerten aufgrund des Meldeverzugs für problematisch, weil die wahre Dynamik der Pandemie verfälscht wird und zu niedrige Zahlen eine falsche Situation vortäuschen. Dieses Problem wird beim Landkreis nicht gesehen. Man beobachte die Situation, teilt Sprecher Christian Schmidt mit: "Sollten die Zahlen in unserem Landkreis grenzwertig ansteigen, würde die Entwicklung täglich einer besonderen Beobachtung unterliegen, so dass es zu keinen falschen Beurteilungen der Lage kommt."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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