Tierschutz-Drama in Hammah: Bio-Zertifikat war erloschen
Rinderhalter fiel bereits bei Kontrolle im vergangenen Jahr auf / Beanstandung auch bei der Hühnerhaltung
tp. Hammah. "Erschüttert", zeigt sich Harald Gabriel, Geschäftsführer des Bioland-Erzeugerverbandes Niedersachsen-Bremen mit Sitz in Visselhövede (Landkreis Rotenburg) über die vom Kreis-Veterinäramt Stade festgestellten Zustände auf dem Bio-Bauernhof in Hammah, wo die Behörde nach einem anonymen Hinweis 23 verendete Galloway-Rinder von Moorweiden und dem Hofgelände beschlagnahmte (das WOCHENBLATT berichtete). Im Stall standen rund 100 Galloway-Bullen im den eigenen Fäkalien. Auch bei den Hühnern, die auf dem Hof im Ortsteil Groß Sterneberg leben, geht das Amt inzwischen Hinweisen auf schlechte Haltungsbedingungen nach.
Laut Geschäftsführer Gabriel ist das Bioland-Zertifikat des betreffenden Landwirtes bereits seit Januar erloschen. Vorangegangen war im November eine Regelkontrolle inklusive Buchführung des größten Vereins seiner Art in Deutschland, dem mehr als 6.000 Bioland-Erzeuger angehören. Bei dieser von einem staatlich anerkannten Privat-Institut durchgeführten jährlichen Regelkontrolle - zusätzlich finden Stichprobenkontrollen statt - stellten die Fachleute Abweichungen von den staatlicherseits sowie schwere Verstöße gegen die von Bioland auferlegten Haltungsvorschriften fest.
Unter anderem konnte der Landwirt den erforderlichen Anteil an Weideland-Haltung nicht erfüllen. Für Galloways sind trockene, wettergeschützte Liegeplätze erforderlich. "Nicht tolerierbar", sagt Bioland-Geschäftsführer Gabriel. Das sei nicht, was ein Verbraucher von einem Bioland-Erzeugung erwarte.
Der Landkreis verfolgt zudem Hinweise auf Fehler bei der Führung der Rinder-Datenbank. Die Nachforschungen bei Bioland, unter dessen Marke der Bauer Rindfleisch und Eier auf den Markt brachte, dauern an. Rechtliche Konsequenzen für den Landwirt wegen Verbrauchertäuschung oder Betruges zeichnen sich ab.
Der Landwirt warb noch am Montagmorgen mit dem grünen Bioland-Schriftzug für die Vermarktung ab Hof und pries "Bio-Eier" zum Verkauf an, während die Lastwagen der Tierkörperbeseitigung zeitgleich durchs Dorf rollten, um die Rinder-Kadaver abzutransportieren. Die Schilder wurden inzwischen entfernt.
Nach Einschätzung von Harald Gabriel scheint es aussichtslos, dass der Landwirt jemals die Bioland-Zertifikat zurückerhält.
Dem Vernehmen nach sind familiäre und gesundheitliche Schicksalsschläge Hintergrund der Tierschutz-Tragödie.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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