Trotz lauter Bäumen den Waldboden sehen: High-Tech-Hilfe bei archäologischer Spurensuche
(jd). Das klassische Werkzeug der Archäologie sind Kelle und Spaten. Beides wird bei Ausgrabungen noch immer benötigt, doch immer mehr bedienen sich die Ärchäologen modernster Technik, um neue Erkenntnisse über die Vergangenheit ans Licht zu bringen. Im Landkreis Stade kann das Team um Kreisarchäologe Daniel Nösler seit zwei Monaten auf spezielles digitales Kartenmaterial zurückgreifen. Dank dieser computergestützten Methode konnten erstmals im Kreis Stade die berühmten "Celtic Fields" nachgewiesen werden.
Diese "keltischen Felder" sind Relikte des Ackerbaus aus der Zeit zwischen 500 vor Christus und Christi Geburt. Dabei waren es gar nicht überall die sagenumwobenen Kelten, die diese Felder anlegten. Zu ihrem Namen kam diese Form der Feldbestellung, weil sie zuerst in den früher von Kelten bewohnten Regionen Englands und Irlands entdeckt wurde. Salopp gesagt, sind die Celtic Fields so etwas wie die Hügelbeete der Eisenzeit: "Auf den rund 15 Meter breiten, rasterförmig angelegten, und bis zu 50 Zentimeter hohen Streifen wurden damals die Feldfrüchte angebaut", erläutert Nösler.
Dass diese eisenzeitlichen Ackerfluren bisher nicht entdeckt wurden, hat einen einfachen Grund: Sie verschwanden in Folge der späteren landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Einzig in den bestehenden Wäldern des Landkreises haben sie sich erhalten. Doch deren Bodenstrukturen sind mit den normalen Luftbildaufnahmen nicht zu erkennen. Einfach ausgedrückt: Man sieht den Waldboden vor lauter Bäumen nicht.
Doch die moderne Technik macht nun sichtbar, was sich in den Wäldern verbirgt. Geografisches Informations-System, kurz GIS, heißt die neue Methode: Wie beim Luftbild wird das Gelände überflogen. Statt Fotos zu knipsen, werden unzählige Laserstrahlen ausgesendet, die die Oberfläche abtasten und alle Bodenstrukturen erfassen. Ein Spezialprogramm rechnet dann alles, was sich oberhalb des Bodens befindet, heraus: So verschwinden Häuser oder eben auch Bäume aus den digitalen Bildern, die auch von der Landesvermessung oder vom Katastrophenschutz genutzt werden, weil sich die Höhen exakt bestimmen lassen. Das ist etwa bei der Einschätzung von Gefahrenlagen bei Überflutungen wichtig.
Die Archäologen nutzen vor allem die sogenannte Schummerungs-Darstellung. Damit wird ein fast räumlicher Eindruck erzeugt. "Diese nackte Gelände-Darstellung hilft uns, Rückschlüsse auf die Höhenunterschiede des Geländes zu ziehen", erläutert Nösler. Auffälligkeiten im Gelände wie Ringwälle, alte Hohlwege oder eben historische Ackerflächen seien leichter zu erkennen.
Nösler hat aus der Auswertung der Bilder bereits erste Erkenntnisse gewonnen: Der Landkreis Stade muss bereits in früheren Zeiten sehr waldarm gewesen sein. Fast alle jetzigen Waldgebiete weisen Spuren des Ackerbaus auf. Der einzige Wald, in dem solche Spuren nicht vorhanden seien, ist der Harsefelder Braken: "Hier handelt es sich tatsächlich um einen echten Urwald", so Nösler.
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