Wir stark ist das Brunnenwasser belastet?
Verein VSR-Gewässerschutz kritisiert hohe Nitratwerte im Kreis Stade / Kreislandwirt weist Vorwürfe zurück
jd. Stade. Der Nitratwert in ihrem Wasser ist zu hoch: Das bekamen jetzt Brunnenbesitzer aus dem Landkreis Stade schwarz auf weiß attestiert. Der gemeinnützige Verein VSR-Gewässerschutz hat 124 eingereichte Wasserproben aus dem Landkreis Stade analysiert. Das Ergebnis: Bei etlichen Proben wurde der Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung in Höhe von 50 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) überschritten.
Der VSR-Gewässerschutz, der sich selbst als Umweltschutzorganisation bezeichnet, ist bundesweit aktiv und setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, die Belastung des Grundwassers durch Nitrat zu reduzieren. Der Verein ist regelmäßig mit einem Testmobil unterwegs, an dem direkt die Wasserproben abgegeben werden können. Eine solche Aktion lief Anfang August auch in Stade.
Jetzt liegen die Analysen vor. Demnach wurde der kreisweit höchste Nitratwert mit 228 mg/l in Helmste festgestellt. Weitere stark belastete Brunnen machten die Umweltschützer in Kutenholz (119 mg/l), in Mulsum und Oldendorf (jeweils 102 mg/l) sowie in Ohrensen (100 mg/l) aus. Viele Brunnenbesitzer hätten sich verärgert gezeigt, als sie von den hohen Nitratwerten erfuhren, so Harald Gülzow, Pressesprecher von VSR-Gewässerschutz. "Sie möchten es nicht mehr einfach hinnehmen, dass ihr Brunnenwasser nur eingeschränkt nutzbar ist." Zu stark mit Nitrat belastetes Wasser sollte beispielsweise nicht zum Gießen im Garten genutzt werden.
Für Gülzow stehen die Verursacher fest: Ein Grund für die hohen Nitrat-Belastungen sei die intensive Landwirtschaft. "Gerade in Gebieten mit intensiv bewirtschafteten Ackerflächen ist eine hohe Belastung des Grundwassers mit Nitrat nachzuweisen", so Gülzow. Landwirte seien gezwungen, hohe Erträge auf den Ackerflächen zu erzielen, was zu einer Überdüngung der Felder führe. Das müsse sich dringend ändern, so der VSR-Pressesprecher. Es sei der falsche Weg, wenn die konventionelle Landwirtschaft an den bisherigen Praktiken festhalte und hauptsächlich Lebensmittel unter dem Einsatz von viel Dünger und Pestiziden produziere.
Kreislandwirt kontert
Diese Kritik will Stades Kreislandwirt Johann Knabbe so nicht hinnehmen. Er verweist auf die strengen Regularien der niedersächsischen Düngeverordnung. Die Landwirte würden konsequent daran arbeiten, Nitratüberschüsse zu reduzieren. Der Stoff sei aber als Dünger unentbehrlich, weil er eine wichtige Lebensgrundlage für die Pflanzen darstelle. Den von VSR-Gewässerschutz hergestellten Zusammenhang zwischen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung der Felder und den erhöhten Nitratwerten in den Brunnen will Knabbe ebenfalls nicht gelten lassen.
"Ich würde den extrem belasteten Brunnen in Helmste sofort zuschütten, wenn ich der Eigentümer wäre", sagt Knabbe. "Bei diesen privaten Brunnen sind es meist Eintragsquellen aus der unmittelbaren Umgebung, die zur erhöhten Nitratbelastung führen." Das könne ein beschädigtes Abwasserrohr sein oder auch die Verwendung von zu viel Dünger oder Kompost im Garten. "Selbst das Umgraben der Grasnarbe kann dazu führen, dass eine hohe Menge an Nitrat freigesetzt wird und so ins Brunnenwasser gelangt."
Den Aktivisten von VSR-Gewässerschutz wirft der Kreislandwirt vor, bei Veröffentlichung von Messdaten unseriös zu agieren. "Völlig unklar ist zum Beispiel, aus welchen Tiefen das Brunnenwasser entnommen wurde", so Knabbe. Er verweist auf die Werte, die an den Grundwassergütemessstellen des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN) gemessen wurden. An sechs der zehn offiziellen Mess-Brunnen im Landkreis Stade liegen die Nitratwerte seit Jahren deutlich unter dem Grenzwert. Bei den übrigen Brunnen ist zumindest eine fallende Tendenz erkennbar.
Übrigens: Wer Wasser aus der Leitung trinkt, muss sich keine Sorgen machen: Laut Trinkwasserverband Stader Land liegt der Nitrat-Höchstwert beim Wasserwerk Dollern, das weite Teile der Stader Geest versorgt, bei 4,5 mg/l. Die Stadtwerke Stade und Buxtehude melden sogar Nitratwerte von nur 0,3 bzw. 0,6 mg/l.
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