Verkehrsmonitoring im Alten Land: Lkw-Verkehr bleibt ein großes Problem

Der Lkw-Verkehr im Alten Land belastet und ärgert viele Anwohner | Foto: archiv
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lt. Steinkirchen. Frustriert, enttäuscht und nicht ernst genommen fühlten sich wohl viele Mitglieder diverser Bürgerinitiativen (BI) aus dem Alten Land und Dammhausen nach der nicht-öffentlichen Veranstaltung „Verkehr im Alten Land“, zu der in der vergangenen Woche der Landkreis Stade und die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr aus Stade (NLStBV) eingeladen hatten.
Im Dorfgemeinschaftshaus Steinkirchen kamen u.a. die BI-Vertreter, Vertreter der Behörden und der Polizei, Bürgermeister und Ortsvorsteher zusammen, um über die Ergebnisse der dritten Messphase zum Verkehrsmonitoring zu sprechen.

Hans-Jürgen Haase, Geschäftsbereichsleiter der NLStBV, präsentierte zunächst nichts Überraschendes. An fast allen der insgesamt 16 Messpunkten im Alten Land, Horneburg, Neukloster und Dammhausen hat der Verkehr seit der Freigabe der A26 zwischen Jork und Horneburg in beide Fahrtrichtungen sowie der Freigabe der Ortsumgehung Jork abgenommen - am deutlichsten in Mittelnkirchen.
Mehr Fahrzeuge als vor der Autobahnfreigabe im Jahr 2014 wurden an vier Messpunkten gezählt: Auf der L140 zwischen Hove und der Hamburger Landesgrenze, auf der K26 zwischen Neukloster und der K51 (Dammhauser Str.), auf der K51 in Dammhausen und auf der A26 zwischen Jork und Horneburg.

Im Anschluss an die Vorstellung des Zahlenwerks wurde schnell deutlich, was den BI-Vertretern wirklich am Herzen liegt – eine Reduzierung des Lkw-Verkehrs in den Dörfern und damit quasi eine Wiederherstellung des Zustandes vor der Öffnung der Finkenwerder Ortsumgehung 2012.
Seitdem habe der Schwerlastverkehr im Alten Land deutlich zugenommen und stelle noch immer ein großes Problem dar, waren sich die Vertreter der Bürgerinitiativen einig. Und das Problem sei nicht etwa hausgemacht und z.B. dem Obsttransport geschuldet, wie oft suggeriert werde, unterstrich u.a. Mittelnkirchens Bürgermeister Joachim Streckwaldt.
Der Polizeibeamte im Ruhestand habe selbst oft genug vor seinem Haus gesessen und die 40-Fuß-Container gezählt, die über die eigentlich viel zu enge Dorfstraße transportiert werden – und zwar auf der kürzesten und schnellsten Strecke zwischen Bremerhaven und dem Hamburger Burchardkai.
„Dieser Containerverkehr geht an unsere Gesundheit und die Substanz unserer Häuser“, so Streckwaldt. Die Belastung sei inzwischen nicht mehr ganz so unerträglich wie vor der Freigabe der Autobahn 2014, aber immer noch schlimm und nicht zumutbar.

Landkreis-Dezernentin und Juristin Nicole Streitz gab zu, dass auch sie nicht gerne im Haus von Joachim Streckwaldt wohnen würde. Sie stellte aber gleichzeitig unisono mit Hans-Jürgen Haase klar, dass es keine rechtlichen Möglichkeiten gebe, Durchfahrtsverbote oder eine Maut für Lkw im Alten Land zu verhängen. „Ich bin keine Fee mit dem Zauberstab“, so Streitz. Öffentliche Straßen seien nunmal dem Verkehr gewidmet.

Die Vorwürfe von Hollern-Twielenfleths Bürgermeister Timo Gerke, der Landkreis habe den Bürgern falsche Hoffnungen gemacht und eigentlich gar kein Interesse daran, den Schwerlastverkehr aus dem Alten Land herauszuhalten, wies Nicole Streitz vehement zurück. Sie stellte aber klar, dass es nur Lösungen geben könne, die auf Recht und Gesetz beruhen.
Dass die zuständigen Behörden-Vertreter aber alle Möglichkeiten ausschöpfen, bezweifelte so mancher BI-Vertreter. „Es ist frustrierend“, so Thomas Sudmeyer von der BI Dammhausen. Immer heiße es nur „das kann ich nicht, das darf ich nicht, das ist nicht möglich“. Man drehe sich im Kreis.

Die BI-Vertreter kritisierten weiterhin, dass die Verkehrszählung im Dezember stattgefunden hat und somit außerhalb der touristischen Saison. Andrea van Eckendonk von der BI Hollern-Twielenfleth zweifelte die Repräsentativität der Zählung zudem an, weil ein Baustellenschild an der Tankstelle an der L140, Abzw. K39, nicht rechtzeitig abmontiert worden war. Der Hinweis auf eine Sperrung in Cranz hätte Auswirkungen auf die Verkehrsströme gehabt, so van Eckendonk. So ein Fehler dürfe nicht passieren.

Wie geht es nun weiter? Vereinbart wurde eine vierte Verkehrszählung im Dezember 2018. Außerdem soll es noch vor den Sommerferien eine Info-Veranstaltung mit dem Schwerpunkt Schwerlastverkehr geben. Die bereits vorhandenen Messungen sollen noch einmal dahingehend ausgewertet werden, zu welchen Zeiten sich Geschwindigkeitskontrollen besonders lohnen. Polizei-Einsatzleiter Andreas Kunath versprach zu versuchen, darauf zu reagieren.
Den Appell, sich mit den zuständigen Personen aus Hamburg zusammenzusetzen, um den Transit-Verkehr zu regeln, gab Welterbe-Vereinsvorsitzende Kerstin Hintz den Behörden-Vertretern mit auf den Weg.

• Das Verkehrsmonitoring wird durchgeführt, um zu sehen, wie sich die Verkehrsströme vor und nach der Freigabe der A26 in Jork verhalten. Die erste Zählphase fand 2014 vor der Teilfreigabe der A26 zwischen Jork und Horneburg statt. Die zweite Zählphase in 2015 nach der Freigabe der A26 zwischen Jork und Horneburg in Fahrtrichtung Stade, die dritte Zählphase fand 2016 nach der A26-Freigabe für Pkw in beide Fahrtrichtungen statt.
• Die genauen Zahlen gibt es unter www.landkreis-stade.de (Stichwort Verkehrsmonitoring)

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Die Behörden-Vertreter Nicole Streitz und Hans-Jürgen Haase  (2.v.li.) mussten sich rechtfertigen
Redakteur:

Lena Stehr

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