Deutsche Cola mit Kult-Faktor
Verrückte Story um eine 80 Jahre alte Afri-Cola-Flasche aus Stade

Diese alte Flasche ist für Gerd Gründahl ein besonders kostbares Objekt | Foto: jd
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jd. Stade. Über einen kuriosen Fund berichtete das WOCHENBLATT vor drei Monaten: Die Stader Archäologen stießen bei Ausgrabungen auf eine alte Flasche. Bei dem Gefäß handelt es sich aber nicht um ein früh- oder vorgeschichtliches Relikt. Die Flasche ist deutlich jüngeren Datums. Sie stammt aus dem Jahr 1941 und wurde mutmaßlich von einem Aufseher eines Arbeitslagers ausgetrunken, das sich während des Zweiten Weltkrieges an dieser Stelle befand. Der Inhalt war ein Erfrischungsgetränk, das es noch heute gibt: Afri Cola. Jetzt kommt aber das Verrückte an der Geschichte: Der Chef der Herstellerfirma von Afri Cola wohnt nur rund 500 Meter vom Fundort entfernt. Als er die Story in der Zeitung las, war ihm klar: Diese Flasche muss er unbedingt haben. Schon mal vorweg: Er hat sie bekommen.

An die Lektüre des Artikels Mitte Juni kann sich Gerd Gründahl noch gut erinnern: "Da kochten bei mir die Emotionen hoch. Das war schon ein ganz irrer Moment." Der gebürtige Altländer ist Co-Geschäftsführer der saarländischen Karlsberg-Holding. Unter dem Dach des Getränke-Konzerns sind mehrere deutsche Bier-, Mineralwasser- und Fruchtsaftmarken versammelt. Das sicherlich ausgefallenste Produkt im Unternehmens-Portfolio ist eben Afri Cola.

Überraschungsfund aus der Vergangenheit

Die Kult-Cola der Hippie-Generation sorgte Ende der sechziger Jahre mit herrlich unkonventionellen Werbesprüchen ("Sexy-Mini-Super-Flower-Pop-op-Cola – alles ist in Afri Cola") für Furore bei den jungen Leuten und für unverständiges Kopfschütteln bei deren Eltern. Ein besonders frecher Werbeclip mit schmachtend Cola schlürfenden Nonnen rief damals sogar die Moralapostel der katholischen Kirche auf den Plan.

Was die wenigsten wissen: Trotz Palme im Logo ist die schwarzbraune Brause kein Exoten-Produkt. Afri Cola wird seit jeher in Deutschland hergestellt. Der Kölner Limonadenhersteller Karl Flach kam 1931 nach einer USA-Reise auf die Idee, eine eigene Cola-Rezeptur zu entwickeln und sich als Konkurrenz zu den beiden amerikanischen Marken Coca Cola und Pepsi Cola zu etablieren. Die deutsche Cola-Variante wurde offenbar auch noch während des Krieges produziert und gern getrunken, wie der Stader Fund belegt.

Stades Stadtarchäologe Dr. Andreas Schäfer (li.) übergab die Flasche am Fundort an Gerd Gründahl | Foto: jd
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Die Flasche, die im Bereich des ehemaligen "Italienerlagers" ( der Name ist auf die vielen italienischen Zwangsarbeiter zurückzuführen) ausgegraben wurde, ist jetzt von Stades Stadtarchäologen Dr. Andreas Schäfer an Gründahl übergeben worden - als Leihgabe zu guten Händen. Der freute sich wie ein kleines Kind, das ein neues Fahrrad bekommt: "Die Flasche erhält nun einen Ehrenplatz in einer Vitrine an unserem Afri-Cola-Produktionsstandort im rheinland-pfälzischen Lauterecken."

Eingefleischte Afri-Cola-Fans haben es sicher schon beim Blick auf das Foto bemerkt: Das 1941er-Modell hat nichts dem typischen Flaschendesign zu tun, mit dem man den kultigen Palmentrunk gemeinhin verbindet. Die heutigen 0,2- und 0,33-Liter-Flaschen basieren auf einem Entwurf aus dem Jahr 1962. Die Flasche sei weiblichen Rundungen nachempfunden, behaupten Kenner. Die unverwechselbaren Einkerbungen sollen dabei die Taille darstellen.

Foto: Afri Cola

Trotz zeitweisem Kultstatus schaffte Afri Cola es nicht, sich gegen die übermächtige Konkurrenz jenseits des großen Teiches durchzusetzen. Deutsche Cola war auf einmal uncool. Die Flaschen mit dem Palmen-Logo fanden sich nur noch vereinzelt in den Regalen der Supermärkte. Das soll sich möglichst schnell ändern, wenn es nach Gründahl geht. Sein Team ist für das komplette Markenmanagement bei Afri Cola zuständig.

"Wir haben uns vom Markenauftritt her wieder der Popkultur zugewandt", sagt Gründahl. Mit der Botschaft "Das ist Pop! Das ist afri. Das ist wahnsinnig afrischend!" will man die junge Generation erreichen. Ziel ist es, Nummer drei auf dem deutschen Markt zu werden. In der Gastronomie würden die kleinen Glasflaschen mit dem unverwechselbaren Design bereits gut laufen. Im Handel gibt es auch Ein-Liter-Flaschen für den großen Durst.

Afri Cola gibt es in drei Varianten (v.li.): 25mg Koffein (gelber Deckel), 10 mg Koffein (schwarzer Deckel) und zuckerfrei (weißer Deckel) | Foto: Afri Cola
  • Afri Cola gibt es in drei Varianten (v.li.): 25mg Koffein (gelber Deckel), 10 mg Koffein (schwarzer Deckel) und zuckerfrei (weißer Deckel)
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Gründahl selbst schwört auf Afri Cola - gern als Mix mit kubanischem Rum, viel Eis und Limette. Wenn er sich mit seinen Kumpels zur nächtlichen Skatrunde trifft, wird der Longdrink zum Wachhalten eingesetzt. Die "härtere" Variante von Afri Cola hat schließlich einen Koffeingehalt von 25 Milligramm pro 100 Milliliter. Das ist mehr als das Doppelte von Coca Cola.


Wer jetzt Durst bekommen hat:

Afri Cola ist in der Region u.a. in folgenden Supermärkten erhältlich: 

  • Edeka Meibohm , Harsefeld, Mittelfelder Straße 2
  • Edeka Meibohm, Ahlerstedt, Am Schützenhof 3
  • Meyers Frischecenter (Marktkauf), Stade, Drosselstieg 77
  • Rewe Markt Horneburg,  Am Poggenpohl 2
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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