Naturschutzamt warnt vor Hautkontakt beim Riesen-Bärenklau und Eichenprozessionsspinner
Vorsicht vor invasiven Arten

Abstand halten: Die Haare des Eichenprozessionsspinners können unangenehme Hautreaktionen sowie Atembeschwerden hervorrufen Foto: Archiv
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  • Abstand halten: Die Haare des Eichenprozessionsspinners können unangenehme Hautreaktionen sowie Atembeschwerden hervorrufen Foto: Archiv
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jab. Landkreis. Das Wetter ist schön und lockt die Menschen im Landkreis in die Natur der Umgebung. Dabei stoßen sie hin und wieder auf Flora und Fauna, die sie nicht kennen oder von der sie meinen, schon einmal etwas Negatives gehört zu haben.

Handelt es sich bei der großen Pflanze mit den weißen Blüten etwa um den giftigen Riesen-Bärenklau? Sieht die Raupenansammlung dort im Baum nicht verdächtig nach Eichenprozessionsspinnern aus, deren Haare schwere allergische Reaktionen hervorrufen können? Solche Fragen kursieren derzeit immer wieder in den sozialen Netzwerken und führen häufig zu unnötiger Panikmache und Missverständnissen.

Dabei ist die Vorsicht durchaus berechtigt, machen sich doch invasive Arten wie der Eichenprozessionsspinner oder der Riesen-Bärenklau auch immer stärker in Niedersachsen breit. Sowohl das Tier als auch die Pflanze waren ursprünglich nicht in Deutschland beheimatet. Dennoch verbreiten sie sich enorm schnell - nicht zuletzt wegen des veränderten Klimas mit wärmeren Temperaturen. Nicht nur, dass Pflanzen wie der Riesen-Bärenklau einheimische Arten verdrängen, sie können zudem gefährlich für die menschliche Gesundheit sein.

"Der Kontakt mit dem Riesen-Bärenklau führt zu heftigen allergischen Hautreaktionen bis hin zu Verbrennungen dritten Grades", sagt Kathrin Klammer vom Naturschutzamt Stade. Jeder reagiere aber anders auf das Gift. Unbegründet ist die Panik also nicht. Doch Klammer kann beruhigen: Es gebe nur sehr wenige Fälle vom giftigen Riesen im Landkreis Stade, weitaus häufiger komme der harmlose Wiesen-Bärenklau vor.

Unterscheiden lassen sich die beiden Pflanzen zunächst einmal durch ihre Größe: Wird die Wiesen-Variante lediglich bis zu 1,5 Metern groß, kann das Riesengewächs schon mal die Fünfmetermarke knacken. Der Stiel der Giftpflanze kann einen Durchmesser von zehn Zentimetern erreichen und ist wenig gefurcht, der kleine Bruder dagegen ist wesentlich schmaler und besitzt kantige Rillen. Die Blüten des Riesen werden nahezu wagenradgroß und sind weiß bis hellrosa. Der heimische Wiesen-Bärenklau blüht in Dolden weiß bis cremefarben.

Vereinzelt erreichen das Naturschutzamt Anrufe, in denen sich besorgte Bürger melden. Oftmals sind sich die Entdecker der Pflanze nicht sicher, ob es sich bei dem Fund tatsächlich um den Riesen-Bärenklau, der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, handelt. "Auch der Wiesen-Bärenklau kann sehr groß werden, da denken viele, dass es die giftige Variante sein muss", meint Klammer. Meist entpuppen sich die Pflanzen aber als der harmlose Bruder des Riesen. Klammer rät aber zur Vorsicht. In der Nähe beispielsweise von Spielplätzen und öffentlichen Orten ist es ratsam, dem Ordnungsamt der zuständigen Stadt oder Gemeinde Bescheid zu geben. Ansonsten werden Meldungen beim Naturschutzamt ebenfalls entgegengenommen. Der Fund wird anschließend von den Experten unter die Lupe genommen. Der ungiftige Wiesen-Bärenklau muss nicht entfernt werden. Handelt es sich tatsächlich um den Riesen-Bärenklau, wird dieser beseitigt - auch weil er heimische Arten durch seine enorme Größe verdrängt. Hierzu reiche es meist aus, den Bärenklau ca. 15 Zentimeter unterhalb der Erdoberfläche zu kappen. Sollte er doch nochmal zurückkommen, müsse die Prozedur einfach wiederholt werden, meint Klammer. Bei großflächigem Auftreten helfe das konsequente Abmähen der Pflanzen.

Bei der Beseitigung des Riesen-Bärenklaus sollte unbedingt auf Handschuhe und lange Kleidung geachtet werden. In seltenen Fällen reiche sogar die Nähe zum Bärenklau aus, um Atemprobleme auszulösen, warnt Klammer weiter. In jedem Fall dürfe die Pflanze nicht berührt werden, Rückstände auf der Kleidung und der Haut sollten unbedingt abgewaschen werden.

Auch der Eichenprozessionsspinner sorgte kürzlich in Buxtehude-Ottensen für Aufregung. Die Meldung, dass sich dort die Raupen mit den für Menschen giftigen Haaren befinden, verbreitete sich schnell. Allerdings gab die Stadt Buxtehude kürzlich Entwarnung: Bei den gefundenen Tieren handelt es sich um die harmlose Mondvogelraupe. Eichenprozessionsspinner sind derzeit nicht im Stadtgebiet gefunden worden.

Die invasive Art fühlt sich dank der warmen Temperaturen zunehmend auch in Deutschland und so auch in Niedersachsen wohl. Die wärmeliebenden Tiere suchen vornehmlich einzeln und in der Sonne stehende Bäume auf. Die Bäume leiden sehr unter den Raupen, da sie die Blätter fressen und so die Photosynthese der Pflanze verhindern. Nach dem Verpuppen schlüpfen schließlich die Falter, die im Umkreis von 2 Kilometern erneut ihre Eier ablegen. Im kommenden Jahr beginnt dann das Ganze von vorn.

Derzeit gibt es keine gemeldeten Vorkommen des Eichenprozessionsspinners in der Region. Sollte allerdings eine verdächtige Raupe in der Nähe sein, sollte dringend Abstand von ihr gehalten werden. Niemals sollten die Raupen oder die Nester berührt werden. Die Haare der Tiere können schwere allergische Reaktionen hervorrufen und sogar zu Atembeschwerden führen. Bei versehentlichem Kontakt sollte ein Arzt mit dem Hinweis auf den Eichenprozessionsspinner aufgesucht werden. Kontaminierte Kleidung sollte schnellstmöglich gewechselt und bei 60°C gewaschen werden. Die Person selbst sollte sich gründlich waschen und die Augen mit Wasser spülen.

Sollte der Verdacht bestehen, dass man den Eichenprozessionsspinner entdeckt hat, können sich Personen an das zuständige Ordnungsamt wenden. Die Entfernung wird bei einem positiven Befund und bei enormem Belastungsrisiko für Mensch und Umwelt durch Fachleute durchgeführt. Für die Durchführung ist der Eigentümer verantwortlich.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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