Anwohner in Stade wundern sich
Warum ist die Kolberger Straße plötzlich eine Einbahnstraße?
"Bin ich im falschen Film?", fragte sich vor rund eine Woche eine Anwohnerin der Kolberger Straße in Stade. Am 19. Juni fuhr sie frühmorgens zum Einkaufen. Als sie gegen 8 Uhr zurückkam, traute sie ihren Augen nicht. Während sie fort war, war die Kolberger Straße zur Einbahnstraße erklärt worden. Aus Richtung Innenstadt kommend, war die Durchfahrt verboten.
Ursache der Änderung sind die umfänglichen Bauarbeiten an der Harsefelder Straße. Die Kolberger Straße verläuft parallel zu der Trasse. An der Harsefelder Straße werden Radweg und Regenwasserkanal ausgebaut. Dabei handelt es sich um ein großes Projekt, das über mehrere Bauabschnitte und Jahre verläuft (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach). "Am 19. Juni wurde die Baustelle erweitert und reicht nun von der Einmündung Sachsenstraße bis Am Exerzierplatz", sagt Stadtsprecher Stephan Voigt. "In diesem Zuge wurde auch die Baustellenampel deaktiviert, sodass im Baustellenbereich der Verkehr jetzt nur noch stadtauswärts fließt."
Es gibt mehrere Umleitungen
Die weitläufige Umleitung U3 führt von Riensförde und Hagen kommend über die B73, die Buxtehuder Straße (L111) und die Altländer Straße in die Innenstadt. Der Verkehr aus westlicher Richtung, also von Hemmoor beziehungsweise Bremervörde kommend, wird mit der U4 über die Bremervörder Straße und Schiffertorsstraße in die Innenstadt gelenkt. Für Anwohner gibt es eine kleinräumige Umleitung im Bereich Sachsenstraße. Nicht geplant und von der Stadt zur Nutzung nicht gewünscht ist eine Fahrt durch die schmale Kolberger Straße. Gleichwohl ist sie Ortskundigen bekannt und wird während der Bauzeit z.T. auch von Bussen der KVG angefahren – deshalb die zeitweilige Einbahnstraßenregelung.
"Ärgerlich, dass wir über die Einbahnstraßen-Regelung nicht informiert wurden", sagt oben genannte Anwohnerin der Kolberger Straße. Eine Nachbarin bestätigt dem WOCHENBLATT, dass sie über die neue Regelung nicht informiert worden seien. Die Stadt Stade verweist hier auf das bauausführende Unternehmen Gottfried Stehnke. "Baubedingten Änderungen der Verkehrsführung werden zwischen Bauunternehmen, Stadtverwaltung und der KVG, als dort tätiges Busunternehmen, abgestimmt. Die Information der Anlieger über Änderungen liegt dann in der Verantwortung des Bauunternehmens", sagt Stadtsprecher Stephan Voigt. Nils Grafelmann aus der Bauleitung Tiefbau bei Stehnke teilt dazu mit, dass Anliegerinformationen verteilt worden seien. Warum die Anwohner von der Maßnahme überrascht wurden, lässt sich nicht klären.
Nach WOCHENBLATT-Anfrage wurde geblitzt
Unzufrieden sind die Anwohner der Kolberger Straße auch damit, dass viele Autofahrer im Zuge der Baumaßnahme in ihrer Straße zu schnell unterwegs sind. 30 Kilometer pro Stunde sind hier erlaubt. "Die Stadt Stade und die örtliche Polizei stehen zu der Problematik des erhöhten Durchgangsverkehrs und den damit möglicherweise vermehrten Geschwindigkeitsüberschreitungen im Bereich Pommernstraße und Kolberger Straße in einem engen Austausch", sagt dazu Polizeisprecher Matthias Bekermann. Ein Eingewöhnungseffekt bei den Verkehrsteilnehmern habe sich auf der betroffenen Strecke seit der Einrichtung der aktuellen Baustellensituation leider nicht von selbst eingestellt. Nachdem das WOCHENBLATT nachgefragt hat, hat die Polizei deshalb am Mittwoch, 26. Juni, im morgendlichen Berufsverkehr eine Verkehrskontrolle in dem betroffenen Bereich durch. Von 6.30 bis 8 Uhr wurden 55 Verkehrsteilnehmer gebührenpflichtig verwarnt. Betroffene erhalten in den kommenden Tagen eine Zahlungsaufforderung in Höhe von 50 Euro.
In den meisten Fällen war den Betroffenen das Verbot bekannt, es herrschte jedoch Unmut über die Verkehrseinschränkungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten, das Fahrtziel zu erreichen. "Die Beamten handelten mit großem Augenmaß, so blieb es bei mündlichen Verwarnungen für die Verkehrsteilnehmer, die ein berechtigtes Interesse der Durchfahrt begründen konnten", teilt die Polizei mit. Sie weist jedoch darauf hin, dass auch zukünftig jederzeit mit ähnlichen Kontrollen zu rechnen ist.
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