Bund und Land planen Milliardenhilfe
Was brauchen unsere Gesundheitsämter?
(tk). Seit Beginn der Corona-Pandemie arbeiten die Gesundheitsämter in Deutschland, und damit auch die in Stade und Winsen, am Limit. Die Mitarbeiter müssen Infektionsketten zurückverfolgen und Quarantänemaßnahmen überwachen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern haben angesichts der Belastung ein milliardenschweres Förderpaket geschnürt: Vier Milliarden Euro sollen innerhalb der nächsten sechs Jahre in das öffentliche Gesundheitswesen fließen, vor allem in die Digitalisierung, sowie 5.000 neue Stellen für Ärzte und Fachpersonal geschaffen werden.
Was benötigen die Gesundheitsämter in Winsen und Stade, wie ist dort die Lage nach monatelanger Pandemie-Bekämpfung und wie realistisch ist es, ausreichend neues Personal zu finden? Das WOCHENBLATT hat in beiden Landkreisen nachgefragt.
Dabei wird deutlich: In Sachen Pandemie-Bekämpfung wünscht sich das Gesundheitsamt im Kreis Harburg aktuell vor allem eine Wiedereröffnung der Testzentren. Es habe gut funktionierende Strukturen gegeben, die den niedergelassenen Ärzten die Arbeit erleichtert hätten. "Das Testzentrum in Rosche (Landkreis Uelzen) ist schlecht zu erreichen", sagt Winsens Kreissprecherin Katja Bendig.
Einheitliche Software
wäre wichtig
Und noch etwas wird deutlich: In die Software der Gesundheitsämter muss dringend investiert werden. "Es wäre schön, wenn es landeseinheitlich funktionierende Programme gäbe", sagt Stades Sozialdezernentin Susanne Brahmst. Das Gesundheitsamt in Winsen wartet dringend auf die in Aussicht gestellten Schnittstellen für Programme. "Arbeiten müssen doppelt gemacht werden, um den Transfer von einem ins andere Programm zu gewährleisten", sagt Katja Bendig.
Unisono ist aus beiden Gesundheitsämtern auch zu hören: Mehr Personal wird dringend - auch ohne die Pandemie-Belastung - benötigt. Aber: Fachkräfte sind schwer zu finden. Die Bundesmittel würden beide Gesundheitsämter daher vor allem für die Aus- und Weiterbildung von Medizinern zu Fachärzten im öffentlichen Gesundheitswesen nutzen.
"Sechs Monate Volllast ist eine Wahnsinnsleistung", lobt Stades Sozialdezernentin Susanne Brahmst den Einsatz der Mitarbeiter im Gesundheitsamt. Schon vor Corona seien Stellen ausgeschrieben, aber nicht besetzt worden. Sie nennt als Beispiel einen Psychiater für den Sozial-Psychiatrischen Dienst des Landkreises. Vier Ausschreibungen - keine Stellenbesetzung. Hier sieht Brahmst, genauso wie ihre Kollegen im Landkreis Harburg, Handlungsbedarf.
Die Prävention
nicht vernachlässigen
Wobei beide Gesundheitsämter davon ausgehen, dass der Fachkräftemangel ein Problem ist und bleibt. Hilfen des Bundes sollten daher für die Aus- und Weiterbildung von Ärzten und Personal genutzt werden. "Das wird allerdings nicht von heute auf morgen funktionieren", sagt Winsens Kreissprecherin Katja Bendig. Susanne Brahmst würde sofort zwei zusätzliche Mediziner einstellen, wenn sich welche bewerben würden.
Die notwendige Ausstattung mit Personal in Zeiten der Pandemie einzuschätzen, sei schwierig, ist aus beiden Gesundheitsämtern zu hören. Im Kreishaus in Winsen könne auf 40 Mitarbeiter aus der Verwaltung zurückgegriffen werden. Das sah im Kreis Stade ähnlich aus. Wobei Susanne Brahmst zum Ist-Zustand zu bedenken gibt: "In anderen Abteilungen der Kreisverwaltung ist die Arbeit auch wieder angelaufen." Personal abzuziehen, sei daher schwieriger geworden.
Bei der Förderung der Digitalisierung der Gesundheitsämter wünschen sich die Akteure in beiden Landkreisen eine besser ineinandergreifende Software. Dadurch könnte Arbeit minimiert werden.
Was durch Corona in den Hintergrund gerückt ist: Die Gesundheitsämter haben eine wichtige Aufgabe in den Bereichen Prävention und Vorsorge. "Mehr Ressourcen für diese Maßnahmen wären erforderlich", sagt Winsens Kreissprecherin Katja Bendig. "Mehr Prävention und Aufklärung sind wichtig", fügt Sozialdezernentin Susanne Brahmst hinzu. Um das leisten zu können, braucht es aber mehr Mitarbeiter.
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