Wehmut nach dem „Arschgeweih: die 90er als letzte Revival-Dekade

Steiß-Tätowierung mit Tribal-Muster: 
in den 90ern schämte sich niemand für sein „Arschgeweih“ | Foto: Haramis Kalfar/Fotolia
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  • Steiß-Tätowierung mit Tribal-Muster:
    in den 90ern schämte sich niemand für sein „Arschgeweih“
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Als das Leben noch real und das Internet hässlich war +++ Kurt Cobain und Karo-Hemd +++ Twingo und Buffalos zahlten wir mit D-Mark


(tp).
Die Revival-Spirale kreist in immer schnellerem Tempo, von den goldenen 60ern mit VW-Käfer und Minirock bis zur 80er-Jahre-Pop-Ära haben wir die Moderne in Windeseile wiedergekäut. Gerade störte uns noch, dass Oldies immer jünger werden, nun rollt die nächste Nostalgiewelle los: Die Wehmut nach den 90ern greift um sich. Wischtechnik auf Raufasertapete, Deckenfluter, Arschgeweih, Twingo, D-Mark, Akte X, Maulwurfkuchen, Kiba, Alcopops und Nirvana, das war doch erst gestern - und ist doch schon so lange her. Im Internet, das eben noch lahm und hässlich war, boomen soziale Gruppen wie „Wir Kinder der 90er“ auf Facebook.
Hier ein Rückblick auf die 1990er Jahre - die als das letzte Revival-fähige Jahrzehnt gelten, weil das Leben noch „echt“ war. Denn die Computerindustrie öffnete gerade erst die Pforten zur virtuellen Welt:

Musik:

Boy- und Girlgroups wie Tic Tac Toe, Take That und New Kids on the Block, Britpop von Oasis, Grunge von Nirvana und Pearl Jam, Metal von Metallica, Techno und Love Parade.

Sport:

Fitness, Inline-Skating, Wrestling, Nordic Walking, Trekking-Bikes, Höhensportarten von Bungee-Jumping bis Kraxeln an der Kletterwand.
Freizeit und Lifestyle: Last Minute-Urlaub, Flohmärkte, Ü-Eier sammeln, Spieleabende (Risiko, Tabu), Ethno Food (Asia-Küche, Chutney), Hack-Lauch-Suppe, Pizza-Service.
Politik: Deutsche Wiedervereinigung, Krieg in Bosnien, die Ära Helmut Kohl endet, Bill Clinton wird US-Präsident und „kleckert“ auf das Kleid der Praktikantin Monica Lewinsky.

Autos:

Renault Twingo, Seat Ibiza, T4-Bus, Lupo und Corsa. Der letzte Trabbi rollt vom Band.

Mode/Frisur/Styling:

Ethno-Tattoos, Piercings, Karo-Flanellhemd, Jack Wolfskin, Girlie-Look, Buffalo-Schuhe, Doc Martens-Stiefel, glatte Bob-Frisur, Rastalocken, Minidutt, Lippen in Burgunderrot, helles Make-Up, kräftige Augenbrauen.
Wohnen: Laminat, abgeschliffene Bodendielen, Sofas und Kissen in Blau und Gelb, Kerzenständer, Schlüsselkästen, Tischbeine und Magnet-Pinnwände aus mattem Metall, Chromgitter-Regale.

Technik/Medien:

Klotz-Handys mit Stummelantenne, erste Farbelemente in Zeitungen, langsames Internet mit Modem, E-Mail, SMS, die letzten Röhrenfernseher- und Monitore, VHS-Videos, Audiokassetten, Anrufbeantworter, Tamagotchi.

Bücher/Filme/TV:

Zeitungen waren in weiten Teilen noch schwarzweiß - auch dieses WOCHENBLATT von 1994 Wir sahen und lasen, lachten und weinten bei Pulp Fiction, Titanic, The Crow, Bodyguard, American Psycho, Salz auf unserer Haut, Die Muschelsucher, Beverly Hills 90210, Baywatch und Roseanne.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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