Schulung für Kita-Fachkräfte im Kreis Stade
Wenn Kinder verhaltensauffällig sind
Kinder mit problematischem Verhalten können nicht nur Eltern an den Rand der Verzweiflung bringen. Sie stellen auch für das Betreuungspersonal in den Kindergärten eine Herausforderung dar. In Extremfällen können solche Kinder den Alltag in einer Kita komplett durcheinanderwirbeln. Wie am besten mit solchen Situationen umzugehen ist, bekamen kürzlich 300 Kita-Fachkräfte vermittelt. Im Rahmen einer vom Landkreis Stade organisierten Fortbildung, wurde ihnen aufgezeigt, wie sie diese Aufgabe besser bewältigen können.
Sich mit den Hintergründen befassen
Als Referent bei der Veranstaltung im Forum der Berufsbildenden Schulen stand der Sozialpädagoge und Therapeut Klaus Kokemoor Rede und Antwort. Er ist auch Supervisor und Koordinator für das Thema Inklusion bei der Landeshauptstadt Hannover. Der Experte ist unter anderem Autor der Bücher „Autismus neu verstehen“ und „Das Kind, das aus dem Rahmen fällt“ sowie von zahlreichen weiteren Publikationen. Er gab dem pädagogischen Personal konkrete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg.
Nicht selten lösen verhaltensauffällige Kinder bei pädagogischen Fachkräften das Gefühl von Ohnmacht aus. Der vordergründige Eindruck, den sie dann von diesen Mädchen und Jungen haben, verschleiert jedoch womöglich die Hintergründe für deren anstrengendes Verhalten. Der Referent bot in seinem interaktiven Vortrag an Hand von Videobeispielen einen Blick hinter diesen Schleier. Seine zentrale Botschaft: Das Verstehen der Hintergründe bietet die Grundlage, um dann mit konkreten Handlungsoptionen auf das Kind reagieren zu können. „Diese Draufsicht ist wichtig“, sagte Kokemoor, weshalb er den Fachkräften riet, solche Situationen in Dienstbesprechungen zu erörtern.
Kinder in ihrer emotionalen Entwicklung fördern
„Nicht jedes Kind mit einem besonderen Verhalten ist behindert oder von einer Behinderung bedroht“, betonte die stellvertretende Leiterin des Amtes für Gesundheit, Dr. Christine Hartwig. „Aber höchstwahrscheinlich benötigt es besondere Unterstützung. Kinder sind immer für Überraschungen gut.“ Nur wenn Eltern und pädagogische Fachkräfte dies verstünden, könnten sie das Kind in seiner emotionalen Entwicklung fördern. Es gelte, die Bedürfnisse der Kinder, die hinter diesen Verhaltensmustern stecken, zu erkennen. Die Mädchen und Jungen könnten sich noch nicht richtig artikulieren – daher sei ein feinfühliger und empathischer Zugang entscheidend, sagte die Kinder- und Jugendmedizinerin.
Die pädagogischen Fachkräfte könnten in einem engen Austausch mit den Eltern einen wichtigen Beitrag dazu leisten, psychische Störungen von den Kindern abzuwenden. „Oft sind Zeit und Aufmerksamkeit das Wichtigste, das Sie den Kindern geben können – ebenso wie Ruhe und Konzentration“, sagte Dr. Hartwig. „Eine gelungene Beziehung macht nicht nur das Kind glücklich, sondern auch uns Erwachsene.“
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