E-Auto schafft es nicht von Hamburg nach Stade und zurück
Wenn Klimaschutz Justitia ungeplant ausbremst

Stromzapfsäule, vollladen, weiterfahren  - so sollte es eigentlich funktionieren | Foto: EWE
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tk. Stade. Wenn ein Prozessbeobachter oder -beteiligter mit einem Urteil nicht zufrieden ist, wird gerne davon gesprochen, dass Justitia auf dem einen oder anderen Auge blind sein soll. Offenbar droht Justitia aber Gefahr aus einer ganz anderen Richtung. Diese Posse könnte unter der Überschrift stehen: E-Mobilität bremst Urteilsfindung.

Das war geschehen: Beim Stader Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas rief am späten Montagabend die Stader Polizei an. Ein Hamburger Richter habe sich gemeldet, der ganz dringend Prozessunterlagen für ein laufendes Verfahren benötige. Ein Darknet-Dealer aus Buxtehude, der samt zwei Komplizen von der Staatsanwaltschaft Stade angeklagt und zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde, war vor einigen Jahren überfallen worden. Die drei mutmaßlichen Täter stehen derzeit in Hamburg vor Gericht. Daher benötigte der Hamburger Richter die Akten des Darknet-Prozesses.

Diese Amtshilfe leisteten die Stader Juristen natürlich gerne. Am nächsten Vormittag war die elek-tronische Akte dupliziert und hätte sofort gen Hamburg reisen können. Breas fragte beim Hamburger Richter nach, wie die Unterlagen am schnellsten ihr Ziel erreichen können. Dafür seien eigentlich die Wachtmeister zuständig, die für solche Kurierfahrten auch ein Dienstfahrzeug besitzen, erfuhr der Stader Oberstaatsanwalt. Soweit schien alles klar.

Darknet-Deals in Buxtehude organisiert: Mutmaßlicher Haupttäter in Bangkok festgenommen

Der Haken: Für diese Touren gibt es ein E-Auto und dessen Batteriekapazitäten reichen nur für eine Fahrt bis nach Stade. Mangels Schnellladefunktion hätte das ökologisch korrekte Justitia-E-Mobil acht Stunden an die Ladesäule gemusst. Der Fahrdienst der Hamburger Polizei hat die Akten schließlich abgeholt und auf schnellstem Weg zum Gericht gebracht. Ökologisch nicht ganz so korrekt mit einem Verbrennermotor. In Sachen Klimaschutz muss Justitia wohl noch nachsitzen.

(tk). In Hamburg sind drei Männer angeklagt, die den Buxtehuder im Oktober 2017 in eine Hamburger Wohnung gelockt und dort gefesselt haben sollen. Mit einem Messer und einer Axt haben sie ihn bedroht und Geld sowie die Daten für Bitcoin-Wallets verlangt. Der Buxtehuder verriet den Tätern seine Adresse in der Estestadt und zwei der Angeklagten fuhren dorthin. Der Dritte bewachte ihn. Dem Buxtehuder gelang mit einem Sprung vom Balkon die Flucht. Dabei brach er sich beide Füße.

Dass sich ein Verbrechen nicht unbedingt lohnt, hat auch einer der Komplizen des Buxtehuders erfahren. Auch der wurde in seinem Buxtehuder Haus überfallen - von falschen Polizisten. 
Der in Hamburg Attackierte galt als Haupttäter der Darknet-Bande, die Drogen für hohe sechsstellige Summen in Umlauf gebracht hat. Er hatte sich seiner Verhaftung durch Flucht nach Thailand entzogen. Dort wurde er allerdings von Zielfahndern aufgespürt und von den thailändischen Behörden übergeben. Darknet-Dealer wurde zum Raubopfer

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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