Willi Wirth wird fehlen: Stades Amtsgerichtsdirektor in den Ruhestand verabschiedet
lt. Stade. Eins wurde bei der offiziellen Verabschiedung des langjährigen Amtsgerichtsdirektors Willi Wirth (65) am vergangenen Freitag im Stader Rathaus deutlich. Sowohl als Behördenleiter und Richter, vor allem aber auch als Mensch wird Willi Wirth seinen ehemaligen Mitarbeitern, Kollegen und Wegbegleitern fehlen.
Insgesamt sechs Redner fanden im historischen Königsmarcksaal, in dem Willi Wirth im Juli 1997 in sein Amt eingeführt wurde, nur lobende Worte für den gebürtigen Hanseaten, der 1985 als Richter ans Stader Amtsgericht kam. Vom Publikum gab es stehende Ovationen.
"Nur wer Menschen mag, ist ein guter Chef", betonte Ingrid Stelling, Vizepräsidentin des Stader Landgerichts, und würdigte Willi Wirth für sein großes Herz und seine Menschlichkeit, die er sich in mehr als 20 Jahren in seiner Funktion als Amtsgerichtsdirektor immer bewahrt habe.
Das Amtsgericht bezeichnete Ingrid Stelling als eine große Konstante in einer sich verändernden Gesellschaft. Die Justiz orientiere sich ja an den Bedürfnissen der Bürger und die seien in den vergangenen Jahrzehnten doch ziemlich gleich geblieben.
Egal ob Nachbarschafts- und Familienstreitigkeiten, Zwangsversteigerungen oder Zahlungsunfähigkeiten - die Themen, mit denen sich die Richter am Amtsgericht auseinandersetzen, seien heute nicht anders als vor 20 Jahren. Neu hinzugekommen seien allerdings vermehrt Abschiebehaftsachen.
Willi Wirth betonte, dass er seinen Beruf immer geliebt habe, und verriet, was ihm manchmal bei wichtigen Entscheidungen, von denen menschliche Schicksale abhingen, Hilfe und Trost war. Beim Blick aus seinem Büro konnte er das imposante Kirchenschiff von St. Wilhadi sehen. Das habe ihn daran erinnert, dass es neben der juristischen Gerechtigkeit noch etwas anderes - nicht vom Menschen Beeinflussbares - gebe.
In seiner Zeit nach dem Beruf will der zweifache Vater und Großvater Willi Wirth spontan sein. Einen "Ruhestand" im wörtlichen Sinn wird es bei ihm wohl nicht geben.
Den neuen Amtsgerichtsdirektor, Dr. Thomas Krüger (51), beschrieb Ingrid Stelling als konzentriert, präzise, gut gelaunt und gelassen sowie als einen messerscharfen Analysten. Krüger, der sich nach einer Lehre zum Sparkassenkaufmann in den 1980er Jahren in Zeven doch gegen ein Wirtschafts- und für ein Jurastudium entschied, kam 2014 zunächst ans Landgericht Stade, wo er zuletzt eine Große Strafkammer leitete. Zuvor war er neun Jahre am Amtsgericht in Zeven tätig. Davor arbeitete der dreifache Familienvater als Rechtsanwalt in Hamburg.
Als eins der zentralen Themen, die das Amtsgericht in Zukunft beschäftigen werde, bezeichnete Dr. Thomas Krüger die Digitalisierung und die Umstellung auf die elektronische Akte.
Redakteur:Lena Stehr |
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