Müll-Frust bei den Bürgern im Landkreis Stade
WOCHENBLATT-Leser machen ihrem Ärger über das AWZ Stade Luft

jd. Stade. Wenn der Landkreis mit seinem Anspruch, den Bürgerservice stetig zu verbessern, glaubhaft bleiben will, dann steht eines fest: Beim AWZ Stade - und hier speziell bei der Annahmestelle für Sonderabfälle - muss etwas passieren. Bürger, die sich in lange Autoschlangen einreihen müssen, um dann womöglich unvermittelt vor verschlossenen Toren zu stehen, ärgern sich zu Recht. Denn schließlich sind sie es, die das AWZ über ihre Müllgebühren finanzieren. Die Reaktionen der Leser auf den WOCHENBLATT-Artikel zu den personellen Problemen beim AWZ lassen auf eine große Unzufriedenheit in der Bevölkerung schließen. Viele monieren, dass beim AWZ jeglicher Servicegedanke fehlt: Sie fühlen sich weniger als Kunden, sondern eher als Bittsteller.

So schreibt beispielsweise Hans-Jürgen Richter: "Grundsätzlich hat man das Gefühl, dass man besonders bei der Schadstoffannahme nicht der Kunde ist, sondern man die Mitarbeiter bei ihrer Beschäftigung stört." Richter verweist auf mehrere negative Erfahrungen mit dem AWZ. U.a. hatte er sich mit seinem Auto in die Schlange vor dem AWZ eingereiht, um Holzpalisaden entsorgen. Als er endlich an der Reihe gewesen sei, habe er die lapidare Auskunft erhalten: Der Container sei voll und er solle an einem anderen Tag wiederkommen. Beim nächsten Mal "wieder das gleiche Spiel", so Richter.

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"Annahmestelle war wieder mal geschlossen"

Eine ähnliche Erfahrung mit angeliefertem Altholz aus dem Garten machte Thore Kahrs. Obwohl das Holz unbehandelt war, wurde ihm nach geduldigem Ausharren in der Warteschlange erklärt, dass dies Sonderabfall sei. Das Dumme an der Sache: Die Annahmestelle für Sonderabfälle war wieder einmal geschlossen. Seine Bitte, das Holz selbst abladen zu dürfen oder zumindest den Anhänger vor Ort zu lassen, sei abgelehnt worden, so Kahrs.

So rückte Kahrs am nächsten Tag wieder an. Was er da erlebte, sei für ihn der "Hammer" gewesen. Das speziell ausgebildete Personal für den Sondermüllplatz habe genau zwei Sachen gemacht: "Es wurde die Kette abgehängt, so dass ich auf den Sondermüllplatz rauffahren konnte, und dann sagt man mir: 'Bitte in diesen Container reinschmeißen.'" Kahrs fragt sich: "Das konnte keiner am Tag zuvor machen?" Er habe Stunden verschenkt und die Umwelt durch das zweifache Warten in der Schlange sowie die doppelte Anfahrt unnötig mit CO₂ belastet. Sein Fazit: "Wenn es nur möglich ist, vermeide ich das AWZ, denn ich habe keine Lust, umsonst dort anreisen zu müssen oder von teilweise unmotivierten Arbeitern und einem unflexiblen Chef in Empfang genommen zu werden."

Ebenfalls eine vergebliche Fahrt zum AWZ unternahm Eckhard Neise. Auch er konnte seinen Sonderabfall nicht loswerden, da die Station aus Krankheitsgründen wieder einmal nicht geöffnet hatte. Dem Artikel nach zu urteilen habe das ja System, "und möglicherweise mit Krankheit wenig zu tun", meint Neise. Er ist jedenfalls der Ansicht: "Es kann ja nicht sein, dass man wegen fünf Liter Kühlflüssigkeit 30 Kilometer Auto fährt."

"Immer wieder faule Ausreden"

In das gleiche Horn stößt Erwin Frick. Er ärgert sich über das Verhalten des Landkreises: "Mit Verwunderung lese ich immer wieder die faulen Ausreden, dass zu wenig Personal zur Annahme von Sondermüll vorhanden ist." Man müsse sich nicht wundern, wenn dann Sondermüll immer wieder in der Feldmark auftauche. Er frage sich, warum nicht mehr Personal eine Gefahrgutausbildung erhalte. Nach seinen Angaben liegen die Kosten bei rund 500 Euro pro Person. Frick regt an, sämtliche AWZ-Mitarbeiter im Umgang mit Sonderabfällen schulen zu lassen, um Personalengpässe zu vermeiden.

Das Thema Personal treibt auch Rudolf Nahel um. Er schlägt vor, Rentner als Springer einzusetzen, um so krankheitsbedingte Schließungen zu vermeiden: "Wir Rentner sollten mal angesprochen werden. Sicher muss man sich das Wissen über Schadstoffe und dessen Entsorgung aneignen. Viele von uns, auch ich, würden samstags mal einspringen."

Eine Online-Umfrage des WOCHENBLATT zur Zufriedenheit der Bürger mit dem AWZ machte jedenfalls deutlich, dass Handlungsbedarf besteht: 72 Prozent gaben an, weniger oder gar nicht zufrieden mit dem Service zu sein, nur 18 Prozent zeigten sich eher oder sehr zufrieden, zehn Prozent waren unentschieden.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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