Corona-Frust bei den Bürgern im Landkreis Stade
Zu langes Warten auf die Testergebnisse
jd. Stade. Dort wird nicht nur mit den Zahlen wesentlich offener umgegangen, indem diese bis auf die kommunale Ebene heruntergebrochen werden. Auch über aktuelle Corona-Fälle in Schulen, Kitas oder Altenheimen wird die Öffentlichkeit auf dem Laufenden gehalten - im Gegensatz zum Landkreis Stade. Viele Menschen sind unzufrieden mit dem Landkreis Stade, was dessen Umgang mit dem Thema Corona anbelangt. Das zeigen nicht zuletzt die vielen kritischen Zuschriften, die regelmäßig die WOCHENBLATT-Redaktion erreichen.
Vor allem um das Test-Prozedere beim Auftreten von Corona-Fällen an Schulen machen sich etliche Eltern Gedanken. Sie fühlen sich schlecht darüber informiert, bei welchen Symptomen Abstriche genommen werden und wann überhaupt für Mitschüler von positiv Getesteten Quarantäne angeordnet wird. "Mittlerweile wird wohl niemand aus dem Klassenverbund getestet, geschweige denn in Quarantäne geschickt", heißt es in der E-Mail einer besorgten Mutter.
Eine andere Leserin beklagt sich ebenfalls über zu wenige Tests an den Schulen. Sie schreibt: "Ich frage mich, warum hier so mit unserer Gesundheit gespielt wird und ob nicht absichtlich die Zahlen niedrig gehalten werden sollen." Der Landkreis erläutert seine Vorgehensweise an den Schulen folgendermaßen: "Es erfolgt eine Einzelfallprüfung und eine Bewertung der direkten Kontakte. Eine pauschale Beurteilung mit der Folge, ganze Klassen in Quarantäne zu schicken, erfolgt allerdings selten." Aktuell gibt es Corona-Fälle am Aue-Geest-Gymnasium in Harsefeld (siehe Kasten).
In der Kritik stehen auch die zum Teil erheblichen zeitlichen Verzögerungen bei der Anordnung von Quarantäne und bei der Nachverfolgung von Infektionsketten durch das Gesundheitsamt. Immer wieder wird dem WOCHENBLATT von Fällen berichtet, bei denen mehrere Tage verstreichen, bis eine positive getestete Person vom Gesundheitsamt kontaktiert wird.
Laut Auskunft des Landkreises sollen die Betroffenen zu ungeduldig sein: Sie bekämen ihr Testergebnis unmittelbar per Corona-Warn-App mitgeteilt - lange bevor das Gesundheitsamt darüber in Kenntnis gesetzt werde. "Das führt zu Unzufriedenheit bei den Betroffenen und zu zahlreichen Anrufen", heißt es vom Landkreis.
Das Gesundheitsamt rufe Personen mit positivem Corona-Test in der Regel noch am gleichen Tag an, an dem dort das Ergebnis vorliege. Bis das Ergebnis da ist, kann es aber dauern: Denn ein positiver Test wird vom Labor erst dem Arzt gemeldet und dieser leitet das Ergebnis an das Gesundheitsamt weiter. Dort beginnt dann die Kontaktverfolgung: Im Schnitt kümmert sich ein Mitarbeiter pro Tag um zwei Fälle - je nach Zahl der Kontakte, die ein Infizierter hatte. Auch samstags wird telefoniert, allerdings mit deutlich weniger Personal. Bis zu acht Mitarbeiter sitzen dann im Gesundheitsamt.
An Sonntagen ist die Besetzung noch dünner. Dazu teilt die zuständige Dezernentin Susanne Brahmst mit: "Mittlerweile hat sich verfestigt, dass am Sonntag nur vereinzelt Laborergebnisse eingehen, so dass ab Anfang September die Arbeit am Sonntag reduziert werden konnte."
Nach Angaben des Landkreises wurden bisher 3.874 Abstriche durch das Gesundheitsamt und 911 im Testzentrum vorgenommen. Im Testzentrum erfolgen pro Tag durchschnittlich 65 Tests.
Infizierte an Harsefelder Schule
Wie der Landkreis Stade mitteilte, wurde bei Schülern des Harsefelder Aue-Geest-Gymnasium das Coronavirus festgestellt. Insgesamt sind fünf Schülerinnen und Schüler einer Klasse des zehnten Jahrgangs positiv getestet worden. Die gesamte Klasse musste unter Quarantäne gestellt werden. Bei allen Schülern der Parallelklasse muss ein Abstrich genommen werden.
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