Problemfall Strecke Buchholz-Hannover
Züge sind im Kreis Stade pünktlicher als im Kreis Harburg
Die Züge im niedersächsischen Nahverkehr waren 2023 etwas pünktlicher als im Vorjahr. Allerdings gab es wegen des Personalmangels bei den Bahnunternehmen zahlreiche Zugausfälle. Die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hat jetzt die Statistik zu den einzelnen Strecken in Sachen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit veröffentlicht. Die Bewertungen für die regionalen Strecken in den Landkreisen Stade und Harburg sind dabei recht unterschiedlich. Neben dem bekannten Problemfall Metronom, gibt es ein weiteres "Sorgenkind": Die LNVG erwartet, dass die Deutsche Bahn (DB) bei ihrem Konzernableger "Start Niedersachsen Mitte" eingreift, damit sich dort der Service verbessert. Die DB-Tochter bedient u.a. das "Heidekreuz", zu dem die Strecke RB 38 von Harburg bzw. Buchholz nach Hannover gehört.
Landesweit sind 86 Prozent der Züge pünktlich
Niedersachsenweit waren 86 Prozent der Nahverkehrszüge pünktlich. Mit diesem Wert sei man aber nicht zufrieden, so Carmen Schwabl, Specherin der LNVG-Geschäftsführung. Der Wert sollte bei mehr als 90 Prozent liegen. Als pünktlich gilt ein Zug, wenn er höchstens fünf Minuten Verspätung hat. Zum Vergleich: Im Fernverkehr sind nach Angaben der Deutschen Bahn lediglich 64 Prozent der ICE und IC pünktlich. Erstmals stellt die LNVG einen sogenannten Qualitätsmonitor bereit, der für jede Linie im Zuständigkeitsbereich der LNVG monatlich wichtige Kennzahlen etwa zum Kriterium Pünktlichkeit auflistet. Der Prozentwert für Pünktlichkeit gibt an, wie viele Züge pünktlich gewesen sind.
Werte in den Kreisen Stade und Harburg
Die beiden Bahnstrecken im Landkreis Stade zeichneten sich 2023 durch eine vergleichsweise hohe Pünktlichkeit aus. Für "Start Unterelbe" mit der Strecke RE 5 (Hamburg -Stade - Cuxhaven) wird ein Wert von 89,2 Prozent ausgewiesen, bei der EVB (RB 33; Buxtehude - Bremerhaven -Cuxhaven) fahren sogar 93,8 Prozent der Züge pünktlich. Anders sieht es im Landkreis Harburg aus. Die Metronom-Züge in der Region haben auf den jeweiligen Strecken überwiegend Pünktlichkeitswerte unter 80 Prozent: RE 3 (Hamburg - Lüneburg - Hannover): 79,3 Prozent; RB 31 (Hamburg - Winsen - Lüneburg): 78,9 Prozent; RE 4 und RE 41 (Hamburg - Tostedt - Bremen): 78,7 bzw. 80,1 Prozent. Noch schlechter sieht es bei "Start Niedersachsen Mitte" aus: Die Strecke RB 38 (Harburg - Buchholz - Hannover) weist eine Pünktlichkeit von lediglich 67,6 Prozent auf.
"Mit diesem Qualitätsmonitor möchten wir mehr Transparenz für die Fahrgäste über die Betriebsqualität
schaffen", erklärt Schwabl. Für die Fahrgäste seien Zugausfälle noch ärgerlicher als Verspätungen. Der häufigste Grund, dass Züge ausfallen, sei zu wenig Personal. Es würden weiterhin Lokführer fehlen. "Das müssen die Firmen endlich in den Griff bekommen. Stets für das nötige Personal zu sorgen, ist ureigene Aufgabe jedes Unternehmens", erklärt Schwabl.
Problematische Situation bei "Start Niedersachsen Mitte"
Kritisch betrachtet die LNVG die Situation bei "Start Niedersachsen Mitte". Es war 2023 das Bahnunternehmen mit den meisten Zugausfällen. Seit Übernahme der Strecken im Dezember 2021 habe Start die Fahrzeuginstandhaltung nicht in den Griff bekommen, so die LNVG. Man habe bereits einen Gutachter beauftragt, um Start bei der Wartung der Fahrzeuge zu unterstützen. Quasi als Konventionalstrafe wird die LNVG bei "Start Niedersachsen Mitte" hohe Beträge einbehalten. Schwabl erwartet, dass der DB-Konzern tätig wird: „Diese mangelhafte Leistung der Tochter fällt auch auf die Deutsche Bahn insgesamt zurück. Denn der Fahrgast und die Aufgabenträger verlieren noch mehr Vertrauen in den Konzern.“
Hinlänglich bekannt sind die Probleme beim Metronom. Wie berichtet, steigt das Bahnunternehmen mit Sitz in Uelzen, das mehrheitlich dem Netinera-Konzern und damit den italienischen Staatsbahnen gehört, vorzeitig aus dem Vertrag mit der LNVG aus. Angesichts der zahlreichen Zugausfälle beim Metronom hat die LNVG bereits einen ungewöhnlichen Schritt unternommen, in dem sie beim Unternehmen "Start Unterelbe" zusätzliche Fahrten auf einigen Strecken der Metronom-Verbindungen bestellt hat.
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