Zuhause für Matrosen aus aller Welt in Stade
30 Jahre Seemannsclub "Oase" in Bützfleth: Hund und Frauchen als Familienersatz
tp. Bützfleth. Seit 30 Jahren gibt es den Seemannsclub "Oase" der Deutschen Seemannsmission in Bützfleth. Den "runden Geburtstag" feiern Gäste in diesem Herbst gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Helfern um Leiterin und Diakonin Kerstin Schefe (35). Mit einem fröhlichen "Wuff" und Schwanzwedeln gratuliert auch "Oasen"-Hund Nala.
Diplom-Sozialpädagogin Schefe brachte Nala zu ihrem Amtsantritt im Jahr 2011 mit, damals war die Australian-Shepherd-Hündin ein Welpe. Zwischenzeitlich haben die Seefahrer, die mit Tankern und Frachtern am Stader Seehafen festmachen, Frauchen und Hündin ins Herz geschlossen, nennen die "Oase" ihr zu Hause. Von einer herzlichen Verbindung zu der Einrichtung zeugen zeugen zahlreiche Gästebucheintragungen: "Gott segne Euch, ich komme wieder", schrieb ein Seemann aus Südamerika auf Englisch. "Fünf Jahre bin ich schon treuer Gast", teilt ein deutscher Trucker mit, und lobt die "sauberen Duschen".
In der "Oase", die ihre Ursprünge in einer Baracke an der Deichlücke hatte und seit Oktober 1995 ihre Räume im Neubau an der Johann-Rathje-Köser-Straße hat, können sich die Gäste während ihres teils wochenlangen Aufenthaltes am Elb-Hafen mit Hygieneartikeln, Snacks und Getränken eindecken, die kostenlose WLAN-Verbindung und PCs zu Chat mit Familienmitgliedern daheim nutzen. Für manche Seeleute sind Kerstin Schefe und die zutrauliche Hündin zum Familienersatz geworden. Im Laufe ihrer Amtszeit bekam Schefe nach eigenen Bekundungen "ein bis zwei ernst gemeinte Heiratsanträge". Übers Internet pflegt die Seelsorgerin mit vielen Seeleuten auch nach deren Aufenthalt in Stade in sozialen Netzwerken Brieffreundschaften.
Die meisten Gäste sind Philippinos. Über die Lebensbedingungen der Seeleute in deren Heimat informierte sich Kerstin Schefe kürzlich auf einer Tagung mit 70 Miterbeitern von Seemannsmissionen aus aller Welt in der Hauptstadt der Philippinen, Manila. Einerseits gälten Seeleute dort wegen ihres für Landesverhältnisse hohen Einkommens als "privilegiert", doch ohne Anstellung drohe ihnen unmittelbar eine größere wirtschaftliche Notlage. Jobsuchende Seefahrer würden auf Märkten unter freiem Himmel ihre Arbeitskraft anbieten.
Das 30-jährige Bestehen der "Oase" wurde mit zahlreichen kleinen Aktionen wie einer "Hot Dog"-Party, Altländer Apfelkuchen gratis, einem Foto- und einem Sing-Wettbewerb gefeiert. Es wurde mit den von der "Oase" zur Verfügung gestellten Instrumenten musiziert. Spontan gründeten sich Bands. Auch die hauseigene Karaoke-Anlage erfreut sich großer Beliebtheit. Ab und zu steht Kerstin Schefe am Mikrofon und singt Hits von Leona Lewis und Brian Adams.
• Für den nahenden Winter stricken und häkeln Freiwillige Mützen, Schals und Handschuhe für Seefahrer. Die Oase nimmt dazu noch Wollspenden an. Gesucht wird zudem Second-Hand-Kleidung, besonders in kleinen Größen. Tel.04146 - 1269
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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