Aktion mehrerer Behörden in Hollern-Twielenfleth
Zwangsaufräumen beim "Axtmann"
20 Kubikmeter Müll, die mit zwei Lastwagen abgefahren wurden, kamen bei diesem Einsatz der besonderen Art zusammen: Aus dem öffentlichen Bereich, der an das Grundstück grenzt, auf dem der sogenannte "Axtmann" in Hollern-Twielenfleth lebt, wurden Müllberge abtransportiert. Das war eine gemeinsame Aktion des Landkreises, der Samtgemeinde Lühe und der Polizei. Hintergrund: Der psychisch kranke Mann häuft Unrat an und deklariert den Schrott als Kunst. Schon häufiger hat es Klagen und Beschwerden über diesen Mann gegeben, der auch mal mit Axt und Messer zu Fuß unterwegs ist und dabei randaliert hat - unter anderem in einer Sparkassenfiliale. Die Entmüllungsaktion war der Startschuss für eine konzertiere Aktion, in die mehrere Behörden und Institutionen eingebunden sind.
Die Liste der dokumentierten Abfälle reicht von Gelben Säcken über Holz und Papier bis hin zu Schrottautos.
Die zehn Meter vermüllter öffentlicher Grund und Boden, angrenzend an das Grundstück des Mannes, sind nur ein Teil des Gesamtproblems. Auf seinem Privatgrundstück türmt sich weiterer Unrat. Und: Sowohl in Fuß- als auch in Kopfhöhe ist Stacheldraht gespannt. Weil der "Axtmann" mitunter auf seinem Grundstück Müll verbrennt, ruft das regelmäßig die Feuerwehr auf den Plan. Denn nebenan steht ein reetgedecktes Haus, das dem Verein für Sozialmedizin gehört. Der Stacheldraht macht diese Einsätze extrem gefährlich. In zwei Jahren kam es bereits zu mehr als 80 Feuerwehreinsätzen auf dieser Fläche.
Bei der Inaugenscheinnahme des Privatgrundstücks durch die Ordnungsbehörden wurden neben Stacheldraht auch Kabel gefunden. Ob die mit irgendetwas verbunden sind, gar unter Strom stehen, ist derzeit unbekannt. Nach WOCHENBLATT-Informationen soll möglicherweise eine Verordnung erlassen werden, auf deren Grundlage Müll und Stacheldraht entfernt werden dürfen. Auch diese Aktion, so sagen Beteiligte, könne nur unter Polizeischutz durchgeführt werden.
Fürs Zwangsaufräumen wird der "Axtmann" eine Rechnung der Behörden bekommen. Bereits zuvor wurde er aufgefordert, den Müll auf eigene Kosten zu entsorgen - vergeblich. Ob der Betroffene die Rechnung bezahlen wird, kann bezweifelt werden. Dann, so Behördenmitarbeiter, könne das Geld anders eingetrieben werden. Das ist dann eine sogenannte Ersatzvornahme. Heißt: Der Kreis geht finanziell in Vorleistung und versucht dann, das Geld einzutreiben. So soll der Mann über Pachteinnahmen verfügen, teilt ein Insider dem WOCHENBLATT mit.
Klar ist allen Beteiligten nach dieser ersten Aufräumaktion aber auch: Damit ist es noch lange nicht getan und der Müll ist nur der sichtbare Teil des Problems. Der "Axtmann", der mittlerweile unter Betreuung stehen soll, ist psychisch krank. Die Hürden, um gegen den Willen eines Betroffenen etwa eine Zwangsweinweisung in die Psychiatrie durchzusetzen, sind aus gutem Grund enorm hoch. Es wird, so sagen es Insider dem WOCHENBLATT, weiterhin eine enge Zusammenarbeit vieler Akteure gebraucht. Dabei müsse der Sozialpsychiatrische Dienst des Landkreises Stade federführend Verantwortung übernehmen müssen.
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