"A20 versinkt im Moor"
Die Grünen fordern Alternativen / Besichtigung geplanter Streckenführung im Landkreis Stade
tp. Stade. Kühner Vorstoß mit Öko-Handschrift: Die Grünen im niedersächsischen Landtag fordern den sofortigen Planungsstopp der Küstenautobahn A20, deren Trasse weite Teile Kehdingens und der Stader Geest durchschneidet. Einen entsprechenden Antrag kündigte Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in Hannover, am Donnerstag bei einem Besuch im Landkreis Stade an. Die Grünen ziehen gegen die von ihnen als zu teuer und umweltschädlich erachtete A20 mit Alternativen wie dem Ausbau des Schienenverkehrs zu Felde.
Anlass für die Grünen-Kritik ist die jüngste Bereisung der Planungsabschnitte vier bis sieben der Küstenautobahn im Elbe-Weser-Raum. „Wir Grünen halten es für unverantwortlich, dass die rot-schwarze Landesregierung nicht nur an dem Bau der A20 festhält, sondern zusätzlich Landesgeld in die beschleunigte Planung dieses zweifelhaften Projektes pumpt“, sagte Schulz-Hendel. In Begleitung von Eva Viehoff, regional zuständlige Grünen-Landtagsabgeordnete, Renate Matthes, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen die Küstenautobahn in Oldendorf-Himmelpforten, Peter Wortmann vom den Grünen in Oldendorf-Himmelpforten und Ralf Poppe vom Grünen-Kreisverband Stade bereiste er am Donnerstag "neuralgische Punkte" der Autobahnplanung. Ziele waren u.a. das künftige Kehdinger Kreuz bei Drochtersen mit seinem weichen Torfboden, die Oste-Landschaft auf der Geest und die vorgesehene Autobahnbrücke zwischen Behrste und Gräpel.
Ähnlich wie bei der "Pannenautobahn" in Mecklenburg-Vorpommern bestehe auch in Niedersachsen das Risiko, dass die Küstenautobahn "im Moor versinken" werde. Immerhin würden sieben Abschnitte des Bauprojektes über bis zu 20 Meter tiefes Moor führen - so auch im Elbe-Weser-Dreieck und im Stader Kreisgebiet. „Aus der Antwort der Landesregierung auf unsere Anfrage geht hervor, dass ein Desaster wie im Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern nicht ausgeschlossen werden kann", sagte der Grüne weiter. Nicht geklärt sei zudem, wer im Fall eines Absackens des Baugrundes die Kosten tragen werde. Schulz-Hendel: "Das beruhigt uns keinesfalls. Unter diesen Voraussetzungen fordern wir den sofortigen Planungsstopp der A20."
Als Alternativen zu der Küstenautobahn, die nach seinen Angaben auf Niedersächsischer Seite 3,2 Milliarden Euro - ohne den neuen Elbtunnel bei Drochtersen - kostet, nennt Schulz-Hendel die Stärkung des Schienenverkehrs, etwa durch Belebeung des Eisenbahnstrecke Bremervörde-Stade für den Personentransport, eine Stärkung der Elbfähre Wischhafen mit neuen, schnellen Fährschiffen, die Förderung der Bürgerbusse und ergänzend dazu sogenante Rufbusse, die bei Bedarf Fahrgäste an der Haustür abholen. Eine App zur Fahrtenplanung sei in der Entwicklung.
Was die Erfolgsaussicht des Antrages zum Planungsstopp angeht, den die Grünen nach der Sommerpause im Landtag stellen wollen, gibt sich Schulz-Hendel realistisch: "Wir werden wohl keine Mehrheit finden, aber sicherlich noch einmal eine breite Diskussion anstoßen."
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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