Ärzte aufs Land locken: Kreis Stade will mit Projekt "Landgang" Hausarzt-Mangel bekämpfen
jd. Stade. Bei der hausärztlichen Versorgung ist der Landkreis Stade zweigeteilt: Während der nördliche Bereich einen guten Wert von 99 Prozent aufweist, gehört der Südkreis rund um Buxtehude mit 84 Prozent zu den zehn Regionen in Niedersachsen mit den wenigsten Allgemeinmedizinern pro Einwohner. Allerdings sagt diese Statistik wenig aus über die Situation vor Ort: Bei genauerem Hinsehen fallen große Unterschiede zwischen den Gemeinden auf. Zudem sind Landärzte eine aussterbende Spezies: Viele Praxisinhaber in den Dörfern finden keine Nachfolger, wenn sie in den Ruhestand gehen. Abhilfe soll ein neues Projekt schaffen: "Landgang" heißt das Angebot, mit dem der Ärzte-Nachwuchs auf das platte Land gelockt werden soll. Auch auf Landesebene wurden in dieser Woche die Weichen gestellt, um dem Hausärztemangel zu begegnen.
Zielgruppe des Projektes "Landgang", das der Landkreis Stade gemeinsam mit dem Kommunen und anderen Aktionspartnern ins Leben gerufen hat, sind Medizinstudenten der Uni-Klinik Eppendorf (UKE) in Hamburg. Zehn Studierende erhalten die Möglichkeit, ein zweiwöchiges Praktikum bei einem Landarzt im Kreis Stade zu absolvieren. Kosten entstehen ihnen nicht: Sie erhalten freie Kost und Logis und bekommen zudem noch ein tolles Freizeitprogramm geboten. So soll den angehenden Ärzten das Leben auf dem Land schmackhaft gemacht werden - mit dem natürlich nicht uneigennützigen Hintergedanken, dass sich mancher doch dafür begeistern lässt, seine beruflichen Wurzeln im Kreis Stade zu schlagen.
Dabei ist die Erkenntnis, dass es den Nachwuchs-Medizinern nicht nur um das Einkommen, sondern vor allem auch um akzeptable Arbeitsbedingungen und ein attraktives Lebensumfeld geht, inzwischen auch zur Politik durchgedrungen: Laut dem Zukunftskonzept, das Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt und Mark Bajenbruch, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Anfang der Woche vorgestellt haben, soll die von den jungen Ärzten gewünschte "Work-Life-Balance" angemessen berücksichtigt werden: Um mehr Zeit für Familie, Freunde und Freizeitaktivitäten zu haben, meidet der Mediziner-Nachwuchs zunehmend das Risiko der Selbstständigkeit und setzt auf eine Anstellung mit geregelten Arbeitszeiten.
Eine solches Beschäftigungsmodell bietet ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), wie es auch in Harsefeld angedacht ist. Für Kommunen, die ein MVZ in Eigenregie betreiben wollen - auch diese Überlegung gibt es für Harsefeld - sind nach dem Zukunftskonzept nun Zuschüsse vorgesehen. Sollten sich die Harsefelder tatsächlich dazu durchringen, ein kommunales Ärztezentrum zu schaffen, können sie mit Fördermitteln in Höhe von 50.000 Euro rechnen. Ob dieser finanzielle Anreiz den Gemeinden tatsächlich ausreicht, das Wagnis eines MVZ einzugehen, bleibt abzuwarten.
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